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Alle Fotos (10)Biografie
Adriana Altaras wurde am 6. April 1960 in Zagreb, Kroatien (damals: SFR Jugoslawien), geboren. Ihre Eltern waren der Radiologe und NS-Widerstandskämpfer Jakob Altaras (1918-2001) und die Architektin Thea Altaras. Als Jakob Altaras 1964 denunziert wurde, staats- und sozialismusfeindliche Handlungen vorgenommen zu haben, flüchtete er zunächst in die Schweiz; die vierjährige Adriana wurde wenig später von Familienmitgliedern aus Italien aus dem Land geschmuggelt. Im Jahr darauf konnte auch ihre Mutter fliehen und beantragte politisches Asyl in Deutschland. 1967 ließ die Familie sich in Gießen nieder, wo der Vater schließlich eine Professur für Radiologie erhielt.
Nach dem Besuch der Marburger Waldorfschule absolvierte Adriana Altaras ein Schauspielstudium an der Hochschule der Künste (HdK) in Berlin, gefolgt von einem Studienaufenthalt in New York. Zurück in Deutschland gehörte sie 1982 zu den Gründer*innen des Theaters zum westlichen Stadthirschen in Berlin, wo sie bis 1986 als Schauspielerei, Regisseurin und Autorin tätig war.
Ab 1983 übernahm Altaras neben dem Theater auch erste Fernseh- und Kinorollen. 1987 besetzte Rudolf Thome sie in der weiblichen Hauptrolle neben Vladimir Weigl in der Beziehungskrisengeschichte "Das Mikroskop"; beim Deutschen Filmpreis 1988 wurden die beiden für die Beste Darstellerische Leistung - Ensemble ausgezeichnet. Bis 1995 arbeitete Altaras noch viermal mit Thome: bei der polyamourösen Beziehungsgeschichte "Der Philosoph" (1989) und dem urbanen Märchen "Sieben Frauen" (1989); in einer Nebenrolle der Liebesgeschichte "Die Sonnengöttin" (1992) und in der Hauptrolle der Beziehungs- und Stadtfluchtgeschichte "Das Geheimnis" (1995). Daneben sah man sie in Fernsehproduktionen wie der Liebeskomödie "Herz über Kopf" (1989) und dem Krimi "Die Kommissarin: Gefährliche Übertragung" (1997), sowie in festen Rollen der Serien "Siebenstein" (1990-92), "Frauenarzt Dr. Markus Merthin" (1994-95) und "Bruder Esel" (1996). Nach einer kleinen Rolle in Martin Walz' Kinofilm "Kondom des Grauens" (1996) besetzte er sie in der TV-Komödie "Liebe Lügen" (1997) und dem viel gelobten TV-Thriller "Apocalypso" (1999).
Vor allem aber blieb Altaras in den 1990er Jahren im Theaterbereich sehr aktiv, mit Engagements unter anderem am Berliner Künstlerhaus Bethanien, dem Schlosstheater Moers, dem Maxim-Gorki-Theater Berlin und dem Stadttheater Konstanz. 1993 erhielt sie den Theaterpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Als Regisseurin war sie am Theater Tribühne in Stuttgart (1994), am Landestheater Neustrelitz und an der Neuköllner Oper (1996, 1998, 2000, 2002) tätig. Ein großer Erfolg war 2001 ihre Inszenierung der "Vagina-Monologe" im Arena Berlin. Außerdem war sie für Steven Spielbergs Shoah Foundation als Interviewerin tätig und arbeitete als Dozentin im Bereich Musicaldarstellung an ihrer Alma Mater HdK. 2002 hatte sie die künstlerischere Leitung der Jüdischen Kulturtage Berlin inne.
Auf der Kinoleinwand sah man Altaras im Jahr 2000 im Ensemble von Rudolf Thomes "Paradiso - Sieben Tage mit sieben Frauen" (2000). Von 2002 bis 2004 war sie Hausregisseurin am Berliner Maxim-Gorki-Theater; von 2006 bis 2008 am Potsdamer Hans-Otto-Theater. Dennoch fand sie Zeit für Nebenrollen in Kino- und Fernsehprojekten. So sah man sie in kleineren Parts von Veit Helmers "Tor zum Himmel" (2003) und Dani Levys "Alles auf Zucker" (2004), im Ensemble von Thomes Mutter-Tochter-Geschichte "Rot und Blau" (2003) und einer Hauptrolle der Beziehungs- und Frauenfreundschaftsgeschichte "Rauchzeichen" (2006), an der Seite von Hannelore Elsner.
Sie war die Mutter der jungen Hauptfigur in Anna Justices Kinderfilm "Max Minsky und ich" (2007) und die Ehefrau von Ulrich Mühes jüdischer Hauptfigur in Dani Levys Farce "Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" (2007). Sie gab eine kupplerische Putzfrau in der Komödie "Vollidiot" und die dominante Mutter von Kostja Ullmann in der Komödie "Stellungswechsel" (2007). Julie Delpy besetzte sie in dem Historienfilm "Die Gräfin" (DE/FR 2009) als Tante der Titelfigur.
Auch in den 2010er Jahren wechselte Altaras beständig zwischen Bühnenregie und Schauspiel für Theater, Kino und (nun verstärkt) Fernsehen. Als Regisseurin (vor allem von Opern) inszenierte sie unter anderem am Landestheater Oberösterreich Linz, am Opernhaus des Theater Kiel, am Theater Bern und am Staatstheater Kassel. Als Bühnenschauspielerin sah man sie ab 2010 vor allem am Hamburger St. Pauli Theater.
Im Fernsehen wirkte sie in Produktionen wie dem Gesellschaftsdrama "Mit geradem Rücken" (2012) mit, übernahm zahlreiche Serien-Gastrollen und war in festen Rollen unterschiedlicher Serien zu sehen: So spielte sie in "KDD - Kriminaldauerdienst" (2010) die lebenslustige neue Liebe von Saskia Vesters Wachdienstführerin, gehörte zum Team von "Josephine Klick - Allein unter Cops" (2014-15) und gab in "Der Kroatien Krimi" (2016-2020) die Mutter der Hauptfigur.
Ende 2014 startete Regina Schillings Dokumentarfilm "Titos Brille", über Altaras' ungewöhnlichen Lebensweg und die Geschichte ihrer Familie; er basierte auf Altaras' autobiographischem, 2011 erschienenen Buch. Weitere Bücher von ihr sind "Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus" (2014), "Das Meer und ich waren im besten Alter: Geschichten aus meinem Alltag" (2017) und "Die jüdische Souffleuse" (2018). Seit 2014 gehört sie bei der Zeit zu den Autor*innen der Kolumne "Freitext".
Als Kinoschauspielerin hingegen machte Adriana Altaras sich nach einem kleinen Auftritt in dem Actionfilm "Ninja Assassin" (US/DE 2009) sehr rar. Erst 2019 sah man sie in der Erfolgskomödie "Das perfekte Geheimnis" als Mutter von Elyas M'Bareks Hauptfigur. Anfang 2022 hatte sie in dem Kinder- und Jugendfilm "Träume sind wie wilde Tiger" die Rolle einer Schulleiterin, gefolgt von einer Nebenrolle in Aron Lehmanns Komödie "Jagdsaison" (2022).