Inhalt
Verfilmung des erfolgreichen, preisgekrönten Jugendromans "Prinz William, Maximilian Minsky und ich". Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 13-jährige Nelly, die unsterblich in den jungen Prinz Edouard von Luxemburg verliebt ist. Da er als Schirmherr eines Basketball-Turniers fungiert, hat Nelly nur noch ein Ziel: Als Mitglied eines Basketball-Teams an dem Event teilzunehmen! Um sich für das Match fit zu machen, handelt Nelly einen Deal mit ihrem Schulkameraden Max Minsky aus, der zwar mies in der Schule, aber eine echte Sportskanone ist: Sie erledigt seine Hausaufgaben, dafür gibt er ihr Basketball-Unterricht.
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Im verhassten Sportunterricht zeigt die Lehrerin ein Video der letztjährigen europäischen Basketball-Schulmeisterschaften in Luxemburg – unter der Schirmherrschaft des 16-jährigen Prinzen Edouard, Nellys großem Schwarm. Und in diesem Jahr ist das Team ihrer Schule zum Wettkampf eingeladen. Für Nelly ist sofort klar: Sie muss mit ins Großherzogtum und dort ihrem Idol - ebenfalls ein Astronomiefan! - begegnen. Nur einen Haken hat die Sache: der unsportliche Bücherwurm muss Basketball spielen lernen, und zwar in kurzer Zeit gut genug, um in die Mannschaft aufgenommen zu werden. Eine Lösung des Problems bietet sich in Gestalt des 15-jährigen Max. Der hat Stress nicht nur mit seiner alleinerziehenden Mutter Melissa, die gerade aus München nach Berlin gezogen ist und dort das Lokal „Minsky’s“ eröffnet hat, sondern auch in der Schule.
Nelly überzeugt Melissa, dass sie Max, der wegen schlechter Leistungen und permanentem Schwänzen kurz vor dem Rauswurf aus der Schule steht, mit Nachhilfestunden über die Runden kriegt. Und fädelt einen komplizierten Deal ein: das Geld, das Melissa ihr zahlt, bekommt Max, und statt Nachhilfe für ihn gibt es Basketballtraining für sie. Denn Max ist ein toller Spieler. Aber der hat natürlich keine Lust, etwas mit Nelly zu unternehmen und verlangt zusätzlich, dass sie seine Mathe- und Englisch-Hausaufgaben erledigt. Es klappt: Sofort verbessern sich seine schulischen Leistungen, seine Mutter ist begeistert – und Nelly kämpft sich verbissen durch ein Training, bei dem sie nicht geschont wird. Auf der Strecke bleibt dabei der Hebräisch-Unterricht in der Synagoge: Aus ist’s mit der Bat Mizwa, der Initiations-Zeremonie, mit der die 13-Jährigen in den Augen der jüdischen Gemeinschaft zu Erwachsenen werden.
Was jedoch für Nelly kein Problem darstellt, denn als angehende Wissenschaftlerin glaubt sie eigentlich nicht an Gott und hat sowieso keine Lust auf die große Familienfeier. Doch für ihre Mutter Lucy bricht eine Welt zusammen: Für die Amerikanerin, die sich in Deutschland als Fremde fühlt, ist Nelly der einzige Halt, zumal ihr Mann Benny auch noch ein Verhältnis mit Melissa anfängt. Die kleine, stumme Szene zwischen Vater und Tochter, als er ihr zu erklären versucht, dass die schon länger kränkelnde Ehe in die Brüche gegangen ist, gehört zu den stark berührenden im Film. Wie auch die im jüdischen Altersheim, wo Nelly Verständnis und Schutz sucht bei ihrer Großtante Risa Ginsberg, einer so klugen wie gläubigen polnischen Jüdin. Risa und ihre so herrlich exzentrischen Freundinnen, Frau Goldfarb und Frau Lewi, haben den Holocaust überlebt und konfrontieren Nelly im vertrauensvollen Gespräch so ganz nebenbei mit den zentralen Fragen des jüdischen Lebens. Nelly beginnt zu verstehen, warum es wichtig ist, zu einer Gemeinschaft zu gehören, und dass es dabei gar nicht in erster Linie um strenge Glaubensdinge geht.
Max zeigt Durchhaltevermögen auf dem Basketball-Platz, weil er Nellys Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit im Erlernen des ihr so fremden Sports bewundert. Ihre Bewegungen werden runder und geschmeidiger, und mit ihrem wachsenden Körpergefühl beginnt Nelly gleichzeitig, sich wie ein Mädchen zu fühlen und auf ihr Äußeres zu achten. Die beiden verstehen sich immer besser und merken, dass sie sich eigentlich eine Menge zu sagen haben. Max zeigt Nelly sein Geheimversteck in den Katakomben der Berliner Kanalisation und verfolgt voll Stolz die Trainingserfolge seiner Schülerin. Die tatsächlich in das Luxemburg-Team aufgenommen wird, während Max von der Schule fliegt, nachdem der Hausaufgaben-Deal aufgeflogen ist. Wird sich Nelly für den Märchenprinzen im Großherzogtum oder für den verlorenen Freund, der partout nicht aufs Internat will und daher untergetaucht ist, entscheiden?
„Max Minsky und ich“ ist das ganz und gar erstaunliche Kinodebüt der in Münster geborenen Regisseurin Anna Justice, die fünf Jahre in den USA gelebt hat, bevor sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin studierte. Ihr Leinwand-Erstling, am 9. April 2012 als Free-TV-Premiere auf Sixx ausgestrahlt, ist nicht einfach nur die großartige, nachhaltig berührende Verfilmung des stark autobiographischen Bestseller-Romans der in New York aufgewachsenen Berliner Autorin Holly-Jane Rahlens. Die Filmheldin ist in Prinz Edouard verliebt statt in den viel zu alt gewordenen britischen Prinzen William, und Max ist nicht wie im Buch ein Grufti, aber immerhin eine Art „Kanalratte“. Sein Darsteller Emil Reinke, ein gebürtiger Berliner mit TV-Erfahrung in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“, hat sich für sein tolles Kinodebüt bei der Jugend des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin auf die Rolle der Sportskanone vorbereitet.
Die Liste der Auszeichnungen ist lang. Nach dem Hauptpreis des Amsterdamer Media-Festivals für die Jugend (Cinekid) 2007 und dem Publikumspreis des Int. Filmfestivals Sarajevo im gleichen Jahr gabs 2008 u.a. beim Festival „La Matatena“ in Mexiko City die Auszeichnung „Bester Film“, in Montréal den Großen Preis der Kinderjury, beim Black Nights Film Festival Tallinn die Auszeichnung „Bester Kinderfilm“, beim Festival Zlín den Milos Macourek Preis sowie beim Münchner Filmfest den Kindermedienpreis „Weißer Elefant“ für den Film, für die Produzentin Maria Köpf und für die Darstellerin Zoe Moore.
Pitt Herrmann