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Alle Fotos (23)Biografie
Hardy Krüger, geboren als Eberhard Krüger am 12. April 1928 in Berlin, kam 1941 auf das NS-Elite-Internat "Adolf-Hitler-Schule" auf Burg Sonthofen. 1943 wurde er dort von Regisseur Alfred Weidenmann entdeckt und für den Film "Junge Adler" besetzt. Sein Auftritt als Lehrling Bäumchen kam beim Publikum so gut an, dass Wolfgang Liebeneiner ihn dazu bewegen wollte, sofort eine Filmkarriere einzuschlagen. Zunächst aber geriet Krüger 1945, nach dem Notabitur noch zum Wehrdienst eingezogen, als Panzergrenadier in Tirol kurzzeitig in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung und einem Versuch als Schriftsteller bewarb Krüger sich 1945 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und wurde in der Folgezeit als Statist und für kleine Rollen engagiert. Nebenbei arbeitete er beim Nordwestdeutschen Rundfunk als Sprecher. 1947 ging er als Schauspieler an die Niedersächsische Landesbühne Hannover, wo man ihn vor allem als jugendlichen Komiker und als "Naturburschen" besetzte. Es folgten Engagements und Gastspiele unter anderem an der Jungen Bühne Hamburg und dem Thalia-Theater (beide 1948/49), dem Theater am Kurfürstendamm (1949/50) und den Münchner Kammerspielen (1952).
Krügers eigentliche Filmkarriere begann 1949 mit "Diese Nacht vergess ich nie" unter der Regie von Johannes Meyer. In den folgenden Jahren machte er sich als Sunnyboy und natürlich wirkender "junger Mann von nebenan" einen Namen beim Publikum, wenngleich seine Filme jener Jahre nicht dazu geeignet waren, seinen Talenten vollends Rechnung zu tragen. Sein Potential konnte er vereinzelt in dramatischen Rollen entfalten, so etwa in Harald Brauns "Solange du da bist" (1953).
Um die Jahreswende 1952/53 erhielt er sein erstes Angebot aus Hollywood: In Otto Premingers "Die Jungfrau auf dem Dach" (1953), der deutschsprachigen Version der Komödie "The Moon is Blue", sollte er die Hauptrolle übernehmen. Nach "Liane, das Mädchen aus dem Urwald" (1956), einem der größten Kassenhits der 1950er Jahre, lehnte er die Beteiligung an weiteren Liane-Filmen "aus künstlerischen Gründen" ab.
Trotz des großen Publikumserfolgs seiner deutschen Filme suchte Krüger in den kommenden Jahren nach Auslands-Engagements. Mit den Stoffen, die man ihm in der Heimat anbot, war er oft unzufrieden, daher ging er Mitte 1955 für ein Jahr nach London und Paris, "auf Arbeitsuche", wie er einmal sagte. In Deutschland längst ein Star, gelang ihm der internationale Durchbruch 1957 als Oberleutnant Franz von Werra in dem ambitionierten, von der Kritik zum Teil hoch gelobten Kriegs- und Abenteuerfilm "The One That Got Away" ("Einer kam durch"; GB). In der Rolle eines Fliegeroffiziers, der durch seine Ausbrüche aus Kriegsgefangenenlagern zum Helden wird, erschuf Krüger einen neuen Typus, nämlich den des "tapferen, positiven, aber unpolitischen" Soldaten, der zwischen die Fronten gerät.
Der Erfolg dieses Films etablierte Krüger zwar als Charakterdarsteller von internationalem Rang, hatte aber auch eine Kehrseite: Fortan wurde er häufig auf "positive" Soldatenrollen festgelegt, so etwa als Panzerhauptmann Fürstenwerth in Paul Mays Spionagethriller "Der Fuchs von Paris" (1957), in Helmut Käutners Kriegs-Schwank "Die Gans von Sedan" (1959) oder als Ritterkreuzträger in "Taxi nach Tobruk" (F/E/D 1961) an der Seite von Lino Ventura. Eine herausragende Rolle fand er in dem grüblerischen Unternehmersohn John H. Claudius in Helmut Käutners Hamlet-Modernisierung "Der Rest ist Schweigen" (1959), die auch bei der Kritik erfolgreich war.
Daneben verfolgte Krüger seine internationale Karriere und arbeitete mit einer Reihe renommierter Regisseure zusammen. 1959 sah man ihn in Joseph Loseys "Blind Date" ("Die tödliche Falle", GB), 1961 in Howard Hawks' Afrika-Abenteuer "Hatari!" (USA) oder 1962 in Serge Bourginons "Les dimanches de Ville-d'Aray" ("Sonntage mit Sybill", F), der mit dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde.
Mit dem amerikanischen Action-Spezialisten Robert Aldrich drehte er 1965 den US-Abenteuerfilm "The Flight of the Phoenix" ("Der Flug des Phoenix"), für den Krüger eine Nominierung für den "Golden Globe" erhielt und der längst zu einem der großen Klassiker seines Genres zählt; an der Seite von Sean Connery, Peter Finch und Claudia Cardinale spielte er 1969 in "Krasnaya palatka" ("Das rote Zelt"), einer italienisch-sowjetischen Großproduktion über Umberto Nobiles missglückte Luftschiff-Expedition zum Nordpol. Im deutschen Fernsehen war er 1971 in der Hauptrolle der Durbridge-Verfilmung "Das Messer" zu sehen; in Stanley Kubricks aufwändiger und mit vier Oscars ausgezeichneter Thackeray-Verfilmung "Barry Lyndon" (1975) übernahm Krüger die prägnante Nebenrolle des preußischen Hauptmanns Potzdorf. Sein einziger Ausflug in den "Jungen deutschen Film" war 1976 Peter Schamonis Western "Potato Fritz", bei dem er auch als Koproduzent fungierte.
Insgesamt lag die Gewichtung seiner internationalen Rollen hauptsächlich beim Typus des meist sympathischen Soldaten oder Abenteurers: In Richard Attenboroughs "A Bridge Too Far" ("Die Brücke von Arnheim", USA/GB 1977) als ehrenvoller Generalmajor; in Andrew V. McLaglens "The Wild Geese" ("Die Wildgänse kommen", GB/CH 1978) als südafrikanischer Söldner, der einen Schwarzen zu retten versucht; in Richard Brooks CIA-Thriller "Wrong Is Right" ("Flammen am Horizont", USA 1982), erneut mit Sean Connery als Partner, als deutscher Waffenhändler. Seine letzte Kinorolle spielte Krüger 1984 in dem Kalter-Kriegs-Drama "The Inside Man" ("Inside Man - Der Mann aus der Kälte", S/GB), in dem er an der Seite von Dennis Hopper einen schwedischen Wissenschaftler gibt. Danach nahm Krüger nur noch sehr vereinzelt TV-Rollen an, so etwa in der Serie "Feuersturm und Asche" (1988/89) als Feldmarschall Erwin Rommel.
Nach einer 22 Jahre langen Pause meldete Krüger sich überraschend als Schauspieler zurück und spielte die Hauptrolle in dem TV-Drama "Familiengeheimnisse - Liebe, Schuld und Tod", das Anfang 2011 ausgestrahlt wurde.
Neben seinen Auftritten als Filmschauspieler begann Hardy Krüger bereits Ende der 1960er Jahre, sein Interesse für abgelegene Regionen der Erde und exotische Völker und Kulturen auch dem deutschen Fernseh-Publikum nahezubringen: in den Serien "Hardys Bordbuch", "Die Welt von oben" und, am bekanntesten, "Weltenbummler" berichtete er in persönlich gehaltenen Reportagen unter anderem von der Südsee-Insel Hiva Oa, von den Taos Indianern in New Mexico, aus Alaska und Arizona, aus Süd-Indien, Australien und der Antarktis.
Auch in seinem Privatleben und den außerfilmischen Aktivitäten entsprach Krüger seinem durch die Filme geprägten Bild des weltgewandten, abenteuerlustigen Kosmopoliten. 1961 eröffnete er in Tansania das Farm-Hotel "Momella Game Lodge", das er um 1969 um eine Fleischfabrik erweiterte. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde das Unternehmen 1973 von der tansanischen Staatsbank übernommen und schließlich geschlossen.
Auch Krügers literarisches Werk ist zum großen Teil von seiner Faszination für den afrikanischen Kontinent geprägt: 1970 publizierte er die Dokumentation "Eine Farm in Afrika", 1971 das Kinderbuch "Sawimbula"; 1973 erschien sein erster Roman "Wer stehend stirbt, lebt länger". Den Plan, seinen 1978 erschienen Roman "Schallmauer" als Regisseur und Hauptdarsteller fürs Kino zu realisieren, musste Krüger schließlich aufgeben. 1980 veröffentlichte er "Die Frau des Griechen", eine Sammlung von Erzählungen. Drei Jahre später folgte sein autobiographisch geprägter Roman "Junge Unrast".
Über Jahrzehnte hinweg engagierte sich Krüger, geprägt von seinen eigenen Erfahrungen auf dem NS-Internat und im Krieg, gegen Rechtsextremismus und unterstützte Präventions- wie auch Aussteigerprogramme.
1985/86 unternahm Krüger, der seit Beginn seiner internationalen Filmkarriere nur noch gelegentlich Theater gespielt hatte, gemeinsam mit Mario Adorf (auch Regie) eine ausgedehnte Theater-Tournee mit dem Zweipersonen-Stück "Wiedersehen im Herbst": Tom Sawyer und Huckleberry Finn treffen sich darin als alte Männer wieder.
Krüger erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1983 beim Deutschen Filmpreis den Ehrenpreis für sein Lebenswerk, 2002 den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises. 2001 wurde er zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt, 2009 wurde ihm das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland überreicht.
Hardy Krüger, dessen Sohn Hardy Krüger jr. ebenfalls Schauspieler wurde, lebte mit seiner dritten Ehefrau lange Zeit wechselweise in den kalifornischen Bergen nahe Los Angeles und in Hamburg.
Er starb am 19. Januar 2022 im Alter von 93 Jahren in Palm Springs, Kalifornien.