Der Gewinner des Deutschen FernsehKrimi-Preises 2014 ist die ZDF-Produktion "Spuren des Bösen – Zauberberg". Einstimmig entschied sich die Jury des 10. Deutschen FernsehKrimi-Festivals, den Film mit dem Hauptpreis auszuzeichnen.
Das Psychodrama erzählt die Geschichte von der Entführung eines Kindes in einem österreichischen Dorf. Psychologe Richard Brock (Heino Ferch) wird zu dem Fall hinzugezogen, da einer seiner Patienten, der bereits wegen sexueller Belästigung verurteilt wurde, der Hauptverdächtige ist. Regie führte Andreas Prochaska, das Drehbuch schrieb Martin Ambrosch. In den Hauptrollen sind Heino Ferch, Thomas Stipsits, Marie-Lou Sellem, Ulrike Beimpold und Cornelius Obonya zu sehen. Produziert wurde der Film von der Aichholzer Filmproduktion (Josef Aichholzer).
Die Jury begründet Ihre Entscheidung: "Das Buch von Martin Ambrosch legt die Grundlage für einen beklemmenden Film, der sich im Dickicht von Schuld und Ohnmacht bewegt. Andreas Prochaskas feinsinnige Inszenierung besticht nicht nur durch die Führung eines hervorragenden Ensembles, das von der Hauptbesetzung bis in die kleinste Rolle stimmig besetzt ist; auch im Zusammenspiel mit David Slamas’ Bildgestaltung, Julia Gmosers Ausstattung und Alarich Lenz' Montage ist eine klare gestalterische Kraft erkennbar. Prochaska lässt eine Langsamkeit des Geschehens zu, die faszinierend ist bis an den Rand der spannenden Unerträglichkeit. "Zauberberg" ist in jeder Hinsicht ein Kleinod. Dies alles macht die produzentische Leistung von Josef Aichholzer aus, der mit Herzblut dieses Team zusammenstellt und ihm die Treue hält. So kann hervorragendes Fernsehen aussehen."
Für seine Darstellung im "Polizeiruf 110 – Der Tod macht Engel aus uns allen" zeichnet die Jury den Schauspieler Hans-Jochen Wagner mit einem Preis für eine herausragende Einzelleistungaus. "Ihm gelingt es, aus der zweiten Reihe heraus eine Figur zu schaffen, die fasziniert – er berührt, er verstört, er macht wütend, er versöhnt, er löst Mitgefühl, Verständnis und gleichzeitig Abneigung aus. Er spielt mit großer Glaubwürdigkeit und hat damit die Jury überzeugt."
Das Drehbuch von Sascha Arango für die Produktion "Tatort – Borowski und der Engel" erhält den Preis für eine weitere herausragende Einzelleistung: "Ein Tatort von Sacha Arango reduziert sich nie auf die Frage: Wer war der Täter? In "Borowski und der Engel" gelingt es ihm, uns die Welt von Sabrina Dobisch so nahe zu bringen, dass wir sie mit ihren Augen sehen. Fasziniert und mit Empathie folgt man der Hauptfigur auf ihrer verzweifelten Suche nach Glück. Doch mit Borowski erfahren wir, dass der Weg ins Unglück führt. Arango braucht den Vergleich mit Patricia Highsmith nicht zu scheuen. Der Sonderpreis der Jury geht an Sascha Arango für sein Buch "Tatort – Borowski und der Engel'."
Fünf Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger haben sich als Publikumsjury für "Nichts mehr wie vorher" entschieden. "Uns hat die aktuelle Thematik, des Missbrauchs moderner Medien und Kommunikationstechniken und der daraus resultierenden öffentlichen Vorverurteilung und deren Auswirkungen überzeugt. Bestärkt wurde unsere Entscheidung durch die durchweg positiven Reaktionen der jugendlichen Zuschauer bei der Vorführung. Beeindruckend erzählt sind die unterschiedlichen Konfliktebenen – innerhalb der Familie, in der Schule und in der Nachbarschaft", schreibt die Publikumsjury in der Laudatio auf ihren Preisträger.
Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz begrüßt die Wahl der beiden Jurys: "Wir hatten bei diesem 10. Festival eine sehr gute Auswahl an deutschen Kriminalfilmen im Programm. Ich bin überzeugt, dass die Jurys es nicht einfach hatten. Umso mehr freue ich mich über diese Entscheidungen." Festivalleiterin Cathrin Ehrlich blickt zufrieden auf ihren Einstand als Leiterin des FernsehKrimi-Festivals in Wiesbaden: "Die letzten drei Tage waren von einem ebenso abwechslungsreichen wie spannendem Programm geprägt. Sowohl in ihren Geschichten wie auch in den Erzählweisen hat mich die Fülle der Filmgeschichten beeindruckt. Der Gewinner des Hauptpreises steht exemplarisch für diese Vielfalt des Fernsehkrimi-Genres".
In der Jury des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2014 saßen der Schauspieler und Drehbuchautor Rainer Ewerrien, die Schriftstellerin Doris Gercke, die LKA-Mitarbeiterin Gabi Goebel-Andreas, die Schauspielerin Lisa Maria Potthoff und der Regisseur Stephan Wagner, dessen Film "Mord in Eberswalde" 2013 den FernsehKrimi-Preis gewann. Die fünf Wiesbadener Bürger und Bürgerinnen der Publikumsjury wurde über eine Verlosung des Wiesbadener Kuriers ermittelt.
Das Deutsche FernsehKrimi-Festival findet seit 2005 jedes Jahr im März statt. Zehn deutschsprachige Fernsehkrimis stehen im Wettbewerb des Festivals. Die Filme werden an drei Tagen in dem Programmkino Caligari FilmBühne gezeigt. 2014 fand das Festival vom 11. bis 16. März statt. Den Abschluss findet es in der Nacht vom 15. auf den 16. März mit einer langen Fernsehkrimi-Nacht, in der noch einmal alle Wettbewerbsfilme zu sehen sind.
Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist eine Veranstaltung des Kulturamts der Landeshauptstadt Wiesbaden mit Unterstützung durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH, den Hessischen Rundfunk, Škoda Auto Deutschland, satis&fy, die Nassauische Sparkasse und das Weingut Udo Ott, in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden, der Hessischen Filmförderung, der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und dem Wiesbadener Kurier.
Quelle: www.fernsehkrimifestival.de