Das 9. LICHTER Filmfest startet am Dienstag

Über einhundert Filme, Gesprächsforen, Konzerte, Ausstellungen und Performances erwarten die Besucher des 9. LICHTER Filmfest Frankfurt International. Vom 29. März bis 3. April 2016 zeigt LICHTER internationale Filme über "Grenzen" sowie die besten Produktionen aus Hessen und Rhein-Main.

Schirmherr Edgar Reitz eröffnet die Filmschau. Festivalzentrum ist erstmals der Frankfurter Mousonturm.
13 internationale Langfilme, darunter vier Deutschlandpremieren, und ein umfangreiches Begleitprogramm beleuchten 2016 das LICHTER-Jahresthema "Grenzen". "Die aktuellen Ereignisse in den Krisengebieten der Welt, aber auch die zunehmende Abschottung in Europa haben uns bewegt, grundsätzlich über Grenzen nachzudenken", sagt Gregor Maria Schubert, Direktor des LICHTER Filmfest. Zwei bewegende Dokumentationen erzählen von Flüchtenden an Europas Außengrenzen ("Les Sauteurs") und dem Leben im syrischen Bürgerkrieg ("Coma"). Auch Spielfilme über den Alltag von Kindern in einer serbischen Enklave im Kosovo ("Enklava") oder über einen NATO-Posten im afghanisch-pakistanischen Grenzland ("The Wakhan Front", DP) finden sich im Programm.

Doch LICHTER versteht Grenzen nicht nur territorial. "Uns interessieren auch die unsichtbaren Linien zwischen gesellschaftlichen Gruppen ('Louisianna – The Other Side' und 'Masaan', DP), die Grenzen des Gehorsams ('Experimenter', DP), des eigenen Körpers ('Walking Distance'), des Humors ('Pecore in Erba', DP) oder die Grenzen der Macht ('I stay with you'), so Johanna Süß, stellvertretende Festivalleiterin, die gemeinsam mit Gregor Maria Schubert und Philippe Crackau das internationale Programm kuratiert hat. Seit 2012 bringt LICHTER, das vor neun Jahren als Plattform des regionalen Films gegründet wurde, internationale Filme zu einem jährlich wechselnden gesellschaftspolitischen Thema auf die Leinwand. "Die internationale Sektion und das Begleitprogramm haben seither stetig an Bedeutung gewonnen", resümiert Schubert. "Zum fünften Geburtstag der Reihe loben wir 2016 erstmals den International Feature Award aus."

Interdisziplinäre Debatten, eine transmediale Ausstellung und kreative Formate wie eine Video-Techno-Oper reflektieren und vertiefen 2016 das Festival-Thema "Grenzen". Die Veranstaltungen des Begleitprogramms finden in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen" an der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt. Im Auftaktgespräch Europa: Außen.Grenzen.Innen am 30. März diskutieren Migrationsforscher Mark Terkessidis, Karl Kopp (Pro Asyl), Nicole Deitelhoff ("Normative Orders") und Ralph Bollmann (FAZ) die Bedeutung europäischer Grenzmechanismen. Der interdisziplinäre Kongress LICHTER AGORA am 1. April steht unter dem Motto "Grenzen Unlimited". In einem Staffelgespräch untersuchen Wissenschaftler, Praktiker und Publikum gesellschaftliche Abgrenzungserfahrungen, politische Grenzziehungen, Grenzen des Wachstums und den grenzenlosen Raum des Internets.

Hessen und Rhein-Main: Das regionale Filmprogramm

Die regionale Filmreihe präsentiert 2016 25 Langfilme und 28 Kurzfilme mit Bezug zu Rhein-Main und Hessen.11 Langfilme und 22 Kurzfilme konkurrieren dabei um die Hauptpreise des LICHTER Wettbewerbs. Weltpremiere feiern Sung-Hyung Chos einfühlsames Nordkorea-Porträt "Meine Brüder und Schwestern im Norden", Thomas Carlés berührende und zugleich schonungslose Dokumentation über das Sterben seiner eigenen Eltern "Lisbeths letzte Reise" und Lilo Mangelsdorffs Film "Unterwegs in der Musik" über das Leben und Wirken der Darmstädter Komponistin und Mitgründerin des Archivs "Frau und Musik" Barbara Heller. Anlehnungen an das Thema "Grenzen" finden sich auch im regionalen Programm: Razvan Georgescus Deutschlandpremiere "Trading Germans" enthüllt die geheimen Deals um den einzigen Riss im Eisernen Vorhang, der über 240.000 Rumäniendeutschen den Weg in den Westen ebnete. Farid Eslams mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnete Musik-Dokumentation "Yallah! Underground" porträtiert die einflussreichsten Underground-Künstler des arabischen Frühlings. Ein Glanzlicht des jungen deutschen Kinos ist der Abschlussfilm des LICHTER Filmfest am 3. April: "Jonathan". Für das Drehbuch seines sensiblen Coming-of-Age-Dramas, das bei Lichter als Hessenpremiere läuft, erhielt Piotr Lewandowski den Hessischen Filmpreis.

Freunde des Stummfilms kommen bei LICHTER 2016 in drei Sonderveranstaltungen auf ihre Kosten. Ungewöhnliche Live-Sounds treffen dabei auf Klassiker der Filmgeschichte: "Der letzte Mann" + Les Trucs live, Lolita Knockout Ensemble (Rainer Michel, Ali Neander u.a.) live // "Der General" und Scherenschnittfilme: Edeltraud Engelhardt meets"The Ohohohs".

Schirmherr und Gäste

Der LICHTER Schirmherrn 2016 Edgar Reitz wird bei der Eröffnung am 29. März als Redner auftreten sowie zur Vorstellung seines Films "Die andere Heimat" anwesend sein. Zahlreiche weitere Gäste aus der deutschen und internationalen Filmlandschaft haben sich darüber hinaus angekündigt: Schauspieler Robert Stadlober wird zur Hessenpremiere des surrealen Films "Anhedonia – Narzissmus als Narkose" erwartet. Karin Hanczewski und Sebastian Fräsdorf, beide Darsteller in Tom Sommerlattes "Im Sommer wohnt er unten", sind neben Produzentin Iris Sommerlatte beim Screening anwesend. Zudem wirken der Schauspieler Stipe Erceg, die Leiterin der Sektion Perspektive Deutsches Kino bei der Berlinale, Linda Söffker, Regisseur und Produzent Hermann Vaske und andere Persönlichkeiten des deutschen Films in den regionalen und internationalen Langfilmjurys mit.

Spielorte / LICHTER Art Award

Im Künstlerhaus Mousonturm kann LICHTER erstmals drei Säle unter einem Dach bespielen. Weitere Filme sind bei langjährigen LICHTER Partnern zu sehen: im Mal Seh'n Kino, im Kino des Deutschen Filmmuseums, der Wiesbadener Filmbühne Caligari und dem Lederpalast in Offenbach.

Die Finalisten des LICHTER Art Award für zeitgenössische Videokunst werden während der gesamten Festivalwoche in der Frankfurter Naxoshalle ausgestellt. Zu ihnen zählen die Australierin Zanny Begg mit der Arbeit "1001 Nights in Fairfield", der Brasilianer Fabiano Mixo mit "Woman without Mandolin", die Kanadierin Yalitsa Riden mit dem Film "Shoreline", der US-Amerikaner James N. Kienitz Wilkins mit "B-Roll with Andre" sowie Sita Scherer und Tina Schönfelder aus Deutschland mit ihrem Werk "Ansichten". Ebenfalls in der Naxoshalle kommen die Video-Techno-Opern "Der 1. April 2016" und "Der 2. April 2016" auf die Bühne, die aktuelle Ereignisse des Tages inszenieren und die Tagesschau live in eine Tagesshow verwandeln.

Quelle: www.lichter-filmfest.de