14. Günter Rohrbach Filmpreis geht an "Rickerl – Musik is höchstens a Hobby"

Der Günter Rohrbach Filmpreis, den die Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung in Zusammenarbeit mit der Kreisstadt Neunkirchen alljährlich vergibt, geht 2024 an die Tragikomödie "Rickerl – Musik is höchstens a Hobby". Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Freitag, 08. November, in der Industriekultur-Kulisse der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen im Rahmen einer festlichen Gala verliehen.

 

Gemeinsam mit dem Regisseur Adrian Goiginger wurde der Produzent von "Rickerl", Gerrit Klein ausgezeichnet.

Der Preis für die beste Schauspielleistung ging an Liv Lisa Fries für ihre Rolle in "In Liebe, Eure Hilde".

Der Preis des Saarländischen Rundfunks wurde Marc Brummund für die Regiearbeit in seinem Film "Ein Mann seiner Klasse" zugesprochen.

Der Preis der Saarland Medien GmbH ging an den Kameramann (Director of Photography) Reinhold Vorschneider für "Verbrannte Erde".

Mit dem Preis des Oberbürgermeisters wurde der Schauspieler und Musiker Voodoo Jürgens für seine Musik in "Rickerl" ausgezeichnet.

Der Günter Rohrbach Filmpreis 2024

Der diesjährige Hauptpreisträger des Günter Rohrbach Filmpreises, "Rickerl – Musik is höchstens a Hobby", erzählt von dem erfolglosen Liedermacher Rickerl, der sich in Wiens Arbeiterviertel durchs Leben hangelt. Regisseur Adrian Goiginger hat ein Händchen für autobiografische Themen. Er kennt das Milieu mit Arbeitslosigkeit, Kleinkriminalität und Drogensucht – die Schicksale dieser Leute liegen ihm am Herzen. Sein Film zeigt das Wien der "Beisln", die inzwischen – im Zuge des Strukturwandels großstädtischer Viertel – größtenteils modernen Bistros und Cafés weichen mussten. Und vor allem ist es ein Film mit ganz viel Herz, mit Melancholie, großartiger Musik und überzeugender Besetzung, der Rickerls Geschichte mit Einfühlungsvermögen und überraschenden Einfällen erzählt.

Darstellerpreis:

Für die beste Schauspielleistung wurde Liv Lisa Fries mit einem Preisgeld von 5.000 Euro geehrt.

Liv Lisa Fries spielt in "In Liebe, Eure Hilde" die junge NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi, eine faszinierende junge Frau und historische Figur, die im Jahr 1943 ihren Mut und ihre Aufrichtigkeit mit dem Leben bezahlen musste. Radikal und ohne Pathos spielt Liv Lisa Fries Hilde Coppi als starke, stille Heldin. Die Schauspielerin brilliert mit großem Einfühlungsvermögen, mit Glaubwürdigkeit und mit unaufdringlicher, faszinierender Intensität. Eine großartige Leistung, die dem Publikum lange in Erinnerung bleibt.

Preis des Saarländischen Rundfunks:

Mit dem mit 5.000 Euro dotierten Preis des Saarländischen Rundfunks wurde Marc Brummund, der Regisseur von "Ein Mann seiner Klasse", ausgezeichnet.

Der Film von Marc Brummund beruht auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Christian Baron aus dem Jahre 2020. Von der ersten Szene an nimmt er die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine Achterbahnfahrt – Freude und Ausgelassenheit, Angst und Grauen liegen ganz dicht beieinander. Im Mittelpunkt steht der zehnjährige Christian, der an seinem gewalttätigen Vater hängt, zu ihm hält und immer wieder darauf hofft, dass er sich ändert. Gleichzeitig weiß der Junge, dass es so nicht weitergehen kann. So steht er ständig zwischen den Fronten. Brummunds authentisch wirkender Film aus dem Arbeitermilieu ist großartig gespielt und bis in die Nebenrollen glänzend besetzt.

Preis der Saarland Medien GmbH:

Reinhold Vorschneider erhielt für seine Kameraleistung in "Verbrannte Erde" den mit 3.500 Euro dotierten Preis der Saarland Medien GmbH.

Thomas Arslans meisterlich inszenierter Gangsterfilm "Verbrannte Erde" spielt meistens abends oder nachts. Die Schauplätze sind wenig einladend: Autos, Straßen, Parkhäuser oder Parkplätze, nüchterne Büros und Hotelzimmer. "Verbrannte Erde" ist nicht nur sehr präzise, sondern auch überaus elegant gefilmt. Immer wieder findet Vorschneider interessante Blickwinkel, seine Bilder nehmen mit großer Ruhe und Klarheit gefangen. Dabei arbeitet er mit dem natürlich vorhandenen Licht. Dunkle Flächen dominieren seine Bilder und die Figuren bewegen sich in den spärlich beleuchteten Innenräumen wie geisterhafte Schattengestalten. Schnörkellos wird der Blick auf das Essentielle gelenkt. Sparsames Gegenlicht sorgt für Kontraste und Spannung. In der Ruhe liegt die Kraft dieser Bilder und des gesamten Films.

Preis des Oberbürgermeisters:

Mit dem Preis des Oberbürgermeisters (2.500 Euro) wurde Vodoo Jürgens für seine Musik in "Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" geehrt.

Adrian Goigingers meisterlich inszenierte Tragikomödie "Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" wird vom Spiel und vor allem auch von der Musik von Voodoo Jürgens als Rickerl getragen. Von der ersten Sekunde rührt er das Publikum an und nimmt es gefangen mit seinen wunderbaren, reduzierten Songs, mit den präzisen, nachdenklich-aufsässigen Texten in tiefstem Wiener Dialekt. Sein Gesang voller Herzblut und Leidenschaft berührt die Menschen um ihn herum. Er singt von den verschiedenen Erfahrungen, die er in seinem Leben gemacht hat, von kleinen Glücksmomenten und tieftraurigen Begebenheiten. Er packt persönliche Beobachtungen in seine Songs und entwickelt daraus Geschichten, erzählt mitten aus dem Leben. Ehrlich und ungeschönt.

Weitere Ehrengäste und Preisträger der Vorjahre:

In diesem Jahr komplettieren drei ehemalige Preisträger, die in den Vorjahren ihre Preise nicht persönlich entgegennehmen konnten, die Riege der Ehrengäste:

So konnten Mišel Matičević, der 2020 als bester männlicher Darsteller für "Exil" ausgezeichnet wurde, sowie die Drehbuchautoren İlker Çatak und Johannes Duncker, die den Preis der Saarland Medien GmbH 2023 für "Das Lehrerzimmer" erhielten, ihre Preise in diesem Jahr persönlich entgegennehmen.

Die Moderation des Abends lag in den bewährten Händen von Peter Lohmeyer, der seit 2018 mit seiner unterhaltsam-nonchalanten Art durch die Gala führt. Für die musikalische Umrahmung sorgte die saarländische Swing-Band "Gramophoniacs".

Die Auswahl:

Die Preisträgerjury 2024 bestand neben der Jurypräsidentin Maria Schrader aus Lisa Bitter (Schauspielerin), Oliver Hottong (Saarländischer Rundfunk), Thomas Reinhardt (Saarbrücker Zeitung), Uli Aselmann (die film gmbh), Ulrich Höcherl (Blickpunkt:Film) und dem Vorsitzenden der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung, Jürgen Fried.  

65 Filme wurden im Wettbewerbsjahr 2024 eingereicht. Die Vorjury um Gabriella Bandel, Alexandra Fritsch, Ulrike Jacobs, Barbara Wackernagel-Jakobs und David Lemm hat daraus acht Filme für die Endausscheidung ausgewählt.

Über den Günter Rohrbach Filmpreis:

Prof. Dr. Günter Rohrbach zählt zu den erfolgreichsten Filmproduzenten in Deutschland. Mit Filmen von Format wurde er im Laufe seiner fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere einer der wagemutigsten, innovativsten und einflussreichsten Produzenten, dessen Weg vom Redakteur des WDR über den Studiochef der Bavaria und Professor an der HFF München zum Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidenten der Deutschen Filmakademie führte.

Seit 1961 hat er Film- und Fernseharbeiten von Weltruf produziert, junge Talente gefördert, mit Studioarbeiten Maßstäbe gesetzt und die heimische Filmindustrie wohlwollend kritisch begleitet. Zu seinen Filmen zählen internationale Erfolgsproduktionen wie "Das Boot", "Die unendliche Geschichte" und "Die weiße Massai", Höhepunkte der Fernsehgeschichte wie "Berlin Alexanderplatz" und nationale Kinohits wie "Die Apothekerin", "Rennschwein Rudi Rüssel" und "Schtonk".

Der nach dem gebürtigen Neunkircher benannte Preis wurde 2011 zum ersten Mal vergeben. Am Wettbewerb können Spielfilme mit einer Länge von mindestens 80 Minuten teilnehmen, die in den Themenbereich "Arbeitswelt und Gesellschaft" gehören.

Quelle: www.guenter-rohrbach-filmpreis.de