Inhalt
Fortsetzung von "Wunderschön", die die Hauptfiguren des erfolgreichen Episodenfilms weiterbegleitet und zeigt, wie sie mit ihrem Selbstbild und den Anforderungen, die Gesellschaft und Männerwelt an sie stellen, zurechtzukommen versuchen: Nadine, Mitte 50, tut alles, um jung und attraktiv zu bleiben, doch als ihr Mann Philipp sich einer Prostituierten zuwendet, stürzt sie in eine Krise und beginnt, ihren Wert infrage zu stellen. Ihre Tochter Lilly beschäftigt sich in der Schule unterdessen mit der Unsichtbarkeit von Frauen in der Geschichte und fragt sich dabei, wie sie ihre Wünsche und Grenzen in ihrer Beziehung zu Enno besser ausdrücken kann. Enno, der einen Kurs über toxische Männlichkeit besucht, verändert dadurch seine Haltung. Lillys feministische Lehrerin Vicky hinterfragt ihre Beziehung, nicht erst als ein neuer Kollege ihr Interesse weckt. Julie wird in ihrem neuen Job als Aufnahmeleiterin eines Fernsehsenders mit einem übergriffigen Kollegen konfrontiert, was in ihr Selbstzweifel bezüglich ihrer Reaktion aufwirft. Sonja und Milan suchen nach ihrer Trennung in einer Familientherapie nach einer gemeinsamen Kommunikationsbasis. Sonja ist tief getroffen, als sie von Milans neuer Beziehung erfährt, und wagt sich aus Angst vor Einsamkeit ins Dating-Leben. Dabei erkennt sie, dass sie nach etwas völlig anderem sucht.
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Nadine tut wirklich alles dafür, auch mit 50 noch jung, straff und sexy zu wirken an der Seite ihrer Tochter Lilly. Und ist deshalb entsetzt, als ihr die befreundete Magazin-Journalistin Zarah kompromittierende Fotos ihres Gatten, des ambitionierten Politikers Philipp, mit einer Prostituierten vor der geplanten Veröffentlichung zukommen lässt. Was hat die, was ich nicht (mehr) habe, fragt Nadine und verabredet sich mit Nadja in einem Hotel.
Lilly muss sich derweil im Rahmen einer schulischen Projektwoche langweilige Vorträge über die Unsichtbarkeit von Frauen in der Historie anhören und sich der Frage ihrer Lehrerin Vicky stellen, ob sie als junge, attraktive und selbstbewusste Frau sagen kann, was sie nicht will. Etwa ihrem Freund Enno gegenüber, der gleichzeitig in einem Kurs für Jungs zum Thema „toxische Männlichkeit“ steckt, den mit dem toughen Trevor ein wie Vicky findet höchst attraktiver Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes leitet.
Julie hat ihr Influencerinnen-Dasein aufgegeben und ist bei einem Berliner TV-Sender als Aufnahmeleiterin gelandet. Als erstes muss sie mit dem Hund der exzentrischen Star-Moderatorin Regine Zuckowsky Gassi gehen, obwohl das nun wirklich nicht zu ihrem Job gehört. Aber da kennt ihr sonst höchst charmanter Chef Paul kein Pardon, obwohl er ansonsten alle Register zieht, um die „süße Neue“ ins Bett zu bekommen. Und sogleich alle Schotten dichtmacht, als Julie „Nein“ sagt.
Männer gehen fremd und Frauen loggen sich in eine Dating-App ein. Doch was wäre, wenn sich Letztere nicht mehr mit aller Kraft in eine sexy Pose pressen lassen würden? Wenn sie – auch noch solidarisch - um das Recht kämpfen würden, wirklich frei zu sein von allen geschlechtsspezifischen Zumutungen? Als Nadine, die sich darauf eingestellt hat, in Konkurrenz zu einer Femme fatale treten zu müssen, auf eine körperlich und seelisch zerstörte 21-jährige Sexarbeiterin trifft, die gerade eine Abtreibung hinter sich hat, entwickelt sie mütterliche Gefühle für Nadja und nutzt den Einfluss ihres Gatten, um die Rumänin von ihrem Zuhälter zu befreien und zu ihrer Familie zurückzuschicken.
„Dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein“ heißt es in der im Vorspann zitierten Bibel (1 Mose 3,16 in der Luther-Fassung). In „Wunderschön“ (2022), mit zwei Millionen Besuchern einer der erfolgreichsten deutschen Filme der letzten Jahre, ging es vor allem um den gesellschaftlichen Schönheitswahn und den damit verbundenen Influencer- Druck gerade auf junge Frauen.
Im weitaus dramatischeren, ja auch drastischeren Sequel, welcher die Hauptfiguren des Episodenstreifens über fünf Frauen nicht mehr ganz so unterschiedlichen Alters (Martina Gedeck und Joachim Król sind nicht mehr dabei) weiterbegleitet, geht es mehr um das System dahinter: „Wunderschöner“ zeigt, wie die Protagonistinnen mit ihrem Selbstbild und den Anforderungen, die Gesellschaft und Männerwelt an sie stellen, zurechtzukommen versuchen.
„Stand by Me“: Zu den Klängen Ben E. Kings endet der höchst abwechslungsreiche, da immer neue Volten schlagende Film mit melancholischen Bildern des Scheiterns – und einem letzten Fünkchen Hoffnung, dass trotz der Erkenntnis der Ungleichheit von Männern und Frauen ein gleichberechtigtes Miteinander auf Augenhöhe möglich ist. „Wunderschöner“ ist trotz nachdenklich stimmender, beim Thema Prostitution geradezu aufrüttelnder Passagen ein schon durch die herausragende Besetzung höchst unterhaltsamer Film.
Pitt Herrmann