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Filmbiographie über die Rock-Legende Udo Lindenberg. Ausgehend von seinen Jugendjahren in Gronau mit einem Vater, der die Kinder nachts weckte, um vor ihnen Opernarien zu dirigieren, schildert der Film Lindenbergs Anfangsjahre im Musikgeschäft mit seinem Bühnenauftritt 1973, der sein Leben verändern sollte, und folgt Höhen und Tiefen seiner weiteren Karriere in Ost- und Westdeutschland. Lindenbergs wechselvolle Beziehung mit seinem Bassisten Steffi Stephan steht dabei im Fokus der Geschichte.
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diesen Film haben wir als letztes gesehen, bevor alle Kinos schließen mussten. Und es war toll, diesen Film anzuschauen! Ich war Udo-Lindenberg-Fan während der 80ger -Jahre bis Anfang der Neunziger. Wunderbar, wie diese Zeit eingefangen ist. Wir waren gebannt und kamen mit roten Wangen aus dem Kino. Der junge Hauptdarsteller ist überzeugend, und Detlev Buck einfach klasse.
Ein höchst unterhaltsamer Film, ein kleine Zeitreise. Danke!!
Mit vielen Grüßen und en besten Wünschen
Friederike Hohnen
Hermine Huntgeburth lässt gleich zu Beginn die entscheidenden Stationen Udo Lindenbergs Revue passieren. Fakten, Fakten, Fakten – für diejenigen, die mit dem Mann mit dem Hut und der dicken Sonnenbrille nichts anzufangen wissen: Mit über fünfzig Studio- und Live-Alben ist Udo Lindenberg so etwas wie die Ikone der deutschen Rockmusik. Es gibt keinen bekannteren deutschen Star, und schon gar keinen, der die durch die Hitler-Diktatur allseits und besonders in der Popmusik verpönte „Sprache der Verlierer“ rehabilitiert.
Zusammen mit dem Kameramann Sebastian Edschmid holt die Regisseurin die 1950er, 1960er und frühen 1970er Jahre ins kollektive Gedächtnis zurück. Den kleinbürgerlichen Mief im westfälischen Gronau, den der Klempnersohn als Teenager (Claude Albert Heinrich) auch nach heimlichen Kinobesuchen an der Seite seines Schulfreundes Clemi kaum erträgt und daher bereits im zarten Alter von 15 Jahren hinter sich lässt. Auch weil er seiner um drei Jahre älteren Jugendliebe Susanne beweisen will, dass sie ihn zu Unrecht abgewimmelt hat.
Die flirrende Großstadt Hamburg der prosperierenden Wirtschaftswunder-Zeit, in der Udo sein Glück als Schlagzeuger versucht, wo der „Hungerhaken“ von Puffmutter Lola (Gabriele Maria Schmeide) mit Fischbrötchen gepäppelt, ansonsten aber nach Strich und Faden ausgenutzt wird. Wo er sich im Altonaer Kiez für die „feurige Bordsteinschwalbe“ Paula schlägt, die zu seiner ersten großen Liebe wird. Sich als Kellner ausbilden lässt und von reiferen Damen wie der attraktiven Frau Langschmidt beim Zimmerservice den einen oder anderen Schein hinzuverdient. Und sich nachts in angesagten Musikschuppen als hochbegabter Jazz-Schlagzeuger beweisen kann, was dem erst Siebzehnjährigen ein nur verrückt zu nennendes abenteuerliches Engagement in einer US-amerikanischen Militärbasis mitten in der libyschen Wüste einbringt.
Bevor endlich Teldec-Manager Mattheisen anbeißt, nachdem Udos Auftritte im „Onkel Pö“ auf enorme Publikumsresonanz stoßen und die B-Seite seiner Debüt-Single, „Hoch im Norden“, im Radio rauf und runter gespielt wird, muss er noch das DDR-Abenteuer mit der alleinerziehenden Mutter Petra, seinem „Mädchen aus Ost-Berlin“, überstehen (neben dem nostalgischen West-Soundtrack sind hier die Puhdys mit ihrem Hit „Wenn ein Mensch lebt“ zu hören). Und sich endlich mit Steffi Stephan versöhnen, seinem treuesten Wegbegleiter als Bassgitarrist, „Panikorchester“-Mitbegründer und Produzent sämtlicher Alben.
Mit einem Klasse-Ensemble, noch zu nennen Julia Jentsch als Udos liebevolle, stets unter den Gewaltausbrüchen ihres herrschsüchtigen Gatten leidende Mutter Hermine, gelingt es der Regisseurin Hermine Huntgeburth, in „Lindenberg! Mach dein Ding“, den Titelhelden als einen jungen Mann, Künstler und Rebellen zu zeigen, der sich niemals vom Kurs abbringen lässt.
„Meine Spürnase machte juckidijuck, und ich dachte sofort: Das ist ein cooler Vogel“, so Udo Lindenberg über Jan Bülow. „Er ist sehr sensibel und ein bisschen schüchtern – das war ich damals auch. Er hat eine Neigung zum Durchdrehen und Abheben. Genau das, was mich ausmacht.“
Dabei ist Bülow, der übrigens alle Hits und Evergreens selbst singt, kein Newcomer wie im Presseheft behauptet: Seine erste Hauptrolle spielte er 2016 in der Frank Goosen-Romanverfilmung „Radio Heimat“, 2017 war er in der Netflix-Serie „Dogs of Berlin“ von Christian Alvart zu sehen. Der Berliner Ernst-Busch-Absolvent des Geburtsjahrgangs 1996 gehört zum Ensemble des Schauspielhauses Zürich, wo er u.a. in der Titelrolle des „Hamlet“ reüssiert. Für die Titelrolle in „Lindenberg! Mach dein Ding“ wurde Jan Bülow am 17. Januar 2020 im Münchner Prinzregententheater mit dem Bayerischen Filmpreis 2019 in der Kategorie „Bester Nachwuchsdarsteller“ ausgezeichnet. Die sehr spannend inszenierte und in jeder Hinsicht opulente Künstlerbiographie ist nach der naturgemäß Hamburger Uraufführung am 7. Januar 2020 neun Tage später in die deutschen Kinos gekommen. Free-TV-Premiere ist am 18. Juli 2022 im „Ersten“.
Pitt Herrmann