Bei der 46. Verleihung des Bayerischen Filmpreises in München wurden am Freitag Abend in insgesamt elf Kategorien Filmschaffende mit dem begehrten "Pierrot" ausgezeichnet.
Bei der heutigen 46. Verleihung des Bayerischen Filmpreises in München wurde in der Kategorie Bester Film die BerghausWöbke Filmproduktion GmbH für "September 5" ausgezeichnet (dotiert mit 100.000 Euro). Der Film war nominiert zusammen mit den beiden Filmen "The Outrun" (Weydemann Bros. Film GmbH) und "Treasure – Familie ist ein fremdes Land" (Kings & Queens Filmproduktion GmbH), die jeweils 50.000 Euro erhalten.
Der Preis des Ministerpräsidenten ging an die Schauspielerin Helga Ursula "Uschi" Glas. Ministerpräsident Dr. Markus Söder: "Uschi Glas ist eine Schauspiel-Ikone. Sie begeistert seit Jahrzehnten alle Generationen, steht für die bayerische Lebensart und hat ein großes Herz. Uschi Glas prägte ewige Klassiker wie 'Winnetou' und die 'Pauker'-Filme genauso wie die moderne Reihe 'Fack ju Göhte'. Sie gehört zu den absoluten Publikumslieblingen in Film und Fernsehen."
Der Preis in der Kategorie Family Entertainment (dotiert mit 10.000 Euro) ging an blue eyes Fiction GmbH & Co. KG für den Film "Woodwalkers". Begründung der Jury: Mit Woodwalkers gelingt blue eyes Fiction unter der Regie von Damian John Harper ein außergewöhnliches Kinoerlebnis für die ganze Familie. Die Verfilmung der beliebten Woodwalkers-Buchreihe von Katja Brandis entführt die Zuschauer in eine magische Welt, in der Gestaltwandler und echte Tiere zum Leben erwachen. Dabei erzählt der Film eine Abenteuergeschichte über Freundschaft, Selbstfindung und den Mut, anders zu sein – eine Botschaft, die Generationen verbindet und für Familien ein starkes, gemeinsames Erlebnis schafft.
Den Preis als Beste Darstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) erhielt Jella Haase für ihre Rolle in "Chantal im Märchenland". Auszug aus der Begründung der Jury: Es gibt erfolgreiche Schauspielerinnen, die in einem Film die Rolle ihres Lebens spielen und immer damit verbunden bleiben. Und es gibt Schauspielerinnen, die so vielseitig und wandlungsfähig sind, dass sie jede Rolle zur Rolle ihres Lebens machen. Jella Haase besitzt diese Fähigkeit und sie ist nicht nur deshalb ein Phänomen: ihr facetten- und nuancenreiches Spiel in sämtlichen Genres begeistert immer wieder aufs Neue.
Mit dem Preis als Bester Darsteller (dotiert mit 10.000 Euro) wurde Christoph Maria Herbst für seine Rollen in "Der Buchspazierer", "Der Spitzname" und "Ein Fest fürs Leben" geehrt. Auszug aus der Begründung der Jury: Blitzende Augen, ein verschmitzt-vorsichtiges Lächeln, ein kleiner böser Blick, ein Räuspern … so sparsam und zurückhaltend begegnet uns Christoph Maria Herbst in diesem Jahr in gleich drei Filmen, die der Jury vorlagen: "Ein Fest fürs Leben", "Der Buchspazierer" und "Der Spitzname"[...] Leichtes, Lustiges, Fröhliches und auch Melancholisches so vielschichtig zu gestalten, dass die jeweiligen Gegenpole immer mitklingen, auch im Leichten sowohl die Tiefe als auch die Tiefen des Lebens spürbar sind – das ist die Kunst der Unterhaltung. Dafür steht Christoph Maria Herbst.
Maja Bons wurde in der Kategorie Nachwuchsschauspiel für "Die Akademie" ausgezeichnet (dotiert mit 10.000 Euro). Auszug aus der Begründung der Jury: Maja Bons [...] ist von der ersten Sekunde an eine beeindruckende und faszinierende Jojo. Ihr natürliches Spiel wirkt beiläufig, aber sie gibt ihrem Charakter auch etwas Bestimmtes, wenn es um die Durchsetzungsfähigkeit geht. Stärke und Sensibilität, Hoffnungen und Enttäuschungen werden von Maja Bons so selbstverständlich nebeneinander ausgebreitet, dass uns das Leben einer jungen Frau direkt anschaut. Sie möchte ihren Platz finden und wie fast immer, ob in der Kunstwelt oder an einem anderen Ort, bleibt die Suche nach sich selbst eine lebenslange Herausforderung.
Den Preis Bester Nachwuchsfilm (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Aaron Arens für "Sonnenplätze". Auszug aus der Begründung der Jury: Gemeinhin sagt man Komödien seien leicht. Leicht zu finanzieren, leicht zu inszenieren und leicht zu konsumieren. Doch jeder der sich einmal damit beschäftigt hat weiß: nichts davon ist leicht. "Sonnenplätze" gelingt es genau diese Leichtigkeit zu vermitteln. Der Film ist flott inszeniert, mit Timing, Tiefe und Humor. Es gibt viel Platz für das gesamte Schauspielensemble, interessante Locations und nachvollziehbare und erhellende Konflikte.
Die Auszeichnung als Newcomer Regie erhält Mareike Engelhardt für "Rabia" (dotiert mit 10.000 Euro). Auszug aus der Begründung der Jury: Mareike Engelhardt gelingt mit "Rabia" ein beeindruckender Film über die Realität terroristischer Netzwerke, an denen Frauen auf spezifische Weise teilhaben. Auf der Basis jahrelanger Recherchen und persönlicher Gespräche mit ehemaligen IS-Anhängerinnen gelingt ihr ein spannungsreiches und zugleich sensibles Portrait junger Frauen zwischen Ideologie und Missbrauch.
Den Preis Bildgestaltung (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Judith Kaufmann für "Die Herrlichkeit des Lebens". Auszug aus der Begründung der Jury: Judith Kaufmanns Bildgestaltung ist getragen von ihrer meisterhaften visuellen, poetischen und atmosphärischen Umsetzung. Sie gestaltet mit einer tiefen Sensibilität für die Geschichte ein intimes Kammerspiel. Sie zeichnet Ihre Figuren in vielen Nahaufnahmen, ohne diese zu Entblößen. Jede Einstellung und Bewegung von Judith Kaufmanns Kamera sind zutiefst resonant. Sie spiegelt den lebendigen Charakter von Dora Diamant ebenso wie die Fragilität Kafkas mit einer bemerkenswerten Präzision. Durch Ihre Bildkompositionen tauchen wir Zuschauer in die inneren Welten der Charaktere und können diese hautnah erleben.
Den Regiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Ayşe Polat für den Film "Im toten Winkel". Auszug aus der Begründung der Jury: Ayşe Polat gelingt es die vielen unterschiedlichen Betrachtungsweisen in erstaunliche Balance zu bringen. Aus einem handfesten politischen Thriller wird eine erschütternde Familiengeschichte, ja ein Mysterienspiel, das die Grenzen des Genres sprengt und uns zwingt, in ganz großen Bezügen zu denken – Kopfkino vom Feinsten, an dem Alfred Hitchcock seine helle Freude gehabt hätte. In Zeiten, in denen es wichtiger denn je erscheint, sich ein klares Bild zu verschaffen, ist eine Regieleistung wie die von Ayşe Polat ein Geschenk und eine Aufforderung an uns, zu sehen, ob wir diesmal wirklich alles übersehen.
Der Dokumentarfilmpreis teilen sich Hans Block und Moritz Riesewieck (jeweils 5.000 Euro) für "Eternal You". Auszug aus der Begründung der Jury: "Eternal You“ ist ein zutiefst gegenwärtiger Film. Der Film stellt sich in einer Zeit großer Ungewissheiten einem der entscheidenden Themen der Menschheitsgeschichte: Können wir überhaupt mit dem umgehen, was wir in die Welt bringen, wenn wir künstliche Intelligenzen schaffen? Er behandelt seine Protagonisten mit Genauigkeit und Respekt in den oft extrem emotionalen Situationen, die sich zwischen Mensch und Maschine entwickeln, wenn Menschen nach traumatischen Verlusten Avataren ihrer Verstorbenen begegnen und mit ihnen interagieren. Bei aller emotionaler Wirkkraft ihres Films gelingt es Hans Block und Moritz Riesewieck wie nebenbei auch, die Grundlagen und Funktionsweise künstlicher Intelligenz etwas verständlicher zu machen, die bis heute noch nicht einmal die Hersteller künstlicher Intelligenz vollständig durchdringen.
Den Drehbuchpreis (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Matthias Glasner für "Sterben". Auszug aus der Begründung der Jury: So etwas wie "Sterben" muss man erst einmal schreiben, so emotional, so unausgewogen und doch mitten ins Herz. Das geht nur wenn man bereits ist, in sich selbst hineinzuhorchen, die eigenen Abgründe auslotet. Matthias Glasner hat das in seinem Buch schonungslos gewagt. Dazu gehört Mut, denn da erzählt einer nicht irgendeine Geschichte.
Der Bayerische Filmpreis wird seit 1979 vergeben. Er zählt zu den renommiertesten und bestdotierten Auszeichnungen in der deutschen Filmbranche. Der Bayerische Filmpreis ist mit Preisgeldern von insgesamt 300.000 Euro dotiert und wird in elf Kategorien auf Vorschlag einer zwölfköpfigen Fachjury vergeben.
Mitglieder der Jury 2024 sind: Mychael Berg, Daniel Curio (Vorsitz), Dorothee Erpenstein, Stefan Feldmann, Dr. Ulrike Frick, Carlos Gerstenhauer, Prof. Dr. Barbara Gronau, Michael Hilscher, Dr. Patrick Hörl, Prof. Michaela Kezele, Christian Pfeil, Prof. Bettina Reitz.
Quelle und sämtliche Preisträger*innen und Jurybegründungen: www.bayern.de