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Getrieben von den Verheißungen eines neuen Lebens reist die 19-jährige Französin Jessica nach Syrien, um sich dem Islamischen Staat anzuschließen. In Raqqa angekommen, wird sie in ein Haus für zukünftige Ehefrauen von Kämpfern aufgenommen und findet sich schnell als Gefangene von Madame wieder, der charismatischen Leiterin, die das Haus mit eiserner Hand führt. Beruht auf wahren Begebenheiten.
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Dabei handelt es sich um eine Einrichtung der vom sunnitischen Jordanier Abu Musab az-Zarqawi gegründeten Organisation Daesh, die für zukünftige Ehefrauen von IS-Kämpfern bestimmt ist. Gemeinsam mit Frauen aus verschiedenen Ländern unterwerfen sie sich strengen Regeln, beten, und huldigen den Kämpfern sowie deren vermeintlichen Siegen.
Doch als der Mann, dem Jessica und Laïla als Ehefrauen versprochen waren, im Kampf fällt, ändert sich ihr Schicksal abrupt. Die charismatische Madame, die das Haus mit eiserner Hand leitet, hat Jessica, die inzwischen den Namen Rabia trägt, ins Visier als ihre mögliche Nachfolgerin genommen. Während der Druck auf sie wächst, muss Rabia sich entscheiden, welches Leben sie führen will…
Das berührende Schicksal der beiden jungen Frauen in „Rabia – Der verlorene Traum“ steht exemplarisch für viele, die vom westlichen Alltag frustriert auf die islamistische Propaganda mit viril-charmanten Kämpfern im Netz hereinfielen. Bilder von Blumen, Kochrezepte und romantische Herzchen kaschierten die menschenverachtende Ideologie der Terrororganisation und vermittelten den Mädchen ein positives Selbstwertgefühl. Vor Ort mussten sie dann als Gebärmaschinen und Sexobjekte dienen.
Dieses aufrüttelnde Drama greift ein brisantes Thema unserer Zeit auf: Die Vereinten Nationen schätzen, dass sich seit 2013 mehr als 42.000 Personen aus 110 Ländern dem Islamischen Staat in der irakisch-syrischen Zone angeschlossen haben. Fast 25.000 Kinder wurden dort geboren. Rückholversuche scheitern an der Politik der Regierungen ihrer Herkunftsländer oder an der Weigerung der Mütter, Syrien zu verlassen. Der IS profitiert davon, dass so eine neue Dschihadisten-Generation heranwächst.
Regie führte die gebürtige Berlinerin Mareike Engelhardt, die vor allem die Frage interessierte, was passiert sein muss, um aus einer jungen, in Mitteleuropa aufgewachsenen jungen Frau das Monster einer radikalen Islamistin zu werden. Sie hat über Jahre unzählige Interviews mit jungen Frauen geführt, die aus Syrien zurückgekehrt sind. „Rabia“ beruht auch auf ganz konkreten wahren Begebenheiten: 2015 betrieb Fatiha Mejjati unter dem Namen „Oum Adam“ mehrere „Madafas“ genannte Frauenhäuser im syrischen Ar-Raqqa. Die „schwarze Witwe des Dschihad“, die Frauen an IS-Kämpfer „vermittelte“, war das Vorbild der von Lubna Arabal verkörperten Filmfigur Madame.
Mareike Engelhardt im Alpenrepublik-Presseheft: „Sonia war 17 Jahre alt, als sie sich radikalisierte, im gleichen Alter wie meine Großeltern, als sie sich der Hitlerjugend und später der SS anschlossen, verblendet von einer Ideologie, die sich auf ähnliche Denksysteme stützt wie die von Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat. Ich gehöre zur letzten Generation, die diejenigen persönlich gekannt hat, die an einem der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt waren. Begraben unter dem Gefühl der Schande und sorgfältig von meinen Eltern versteckt, um ‚mich zu verschonen‘, wurde nie darüber gesprochen. Dieser Familienschatten verfolgt mich seitdem und die Frage nach der Faszination des Bösen wurde zum roten Faden meiner Arbeit. Mein Ansatz ist es nicht, Vergleiche zwischen dem islamistischen Terrorismus und dem Nationalsozialismus zu ziehen, sondern mein Film soll daran erinnern, dass diese Frauen unsere Kinder, Töchter, Nachbarinnen sind und ihr Handeln nichts mit einer Religion zu tun hat, sondern eine klare Dysfunktionalität unserer Gesellschaft aufzeigt. Gemeinsam müssen wir uns dieser stellen, statt davor zu fliehen.“
Pitt Herrmann