58. Grimme-Preis - Die Preisträger*innen

Insgesamt haben die Jurys 16 Grimme-Preise vergeben. Der Publikumspreis der Marler Gruppe wird an eine Produktion aus der Kategorie Fiktion verliehen, die erstmalig in diesem Jahr einberufene Studierendenjury zeichnet eine Produktion aus der Kategorie Information & Kultur aus.

 

"Angesichts tiefgreifender gesellschaftlicher wie globaler Veränderungsprozesse, erschütternder Krisen und einer zunehmend digitalisierten Öffentlichkeit, steigen die Anforderungen an ein qualitativ hochwertiges Fernsehprogramm", so Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach. Darüber hinaus gelte es, heterogene Zielgruppen zu erreichen: "Überzeugen können in dieser Hinsicht diesmal vor allem die ausgezeichneten Produktionen in den Kategorien Kinder & Jugend und Unterhaltung. Ihnen gelingt es, mit Sachlichkeit, Wertschätzung, Empathie und auch geistreichem Witz zu informieren, Orientierung zu geben und zu unterhalten", so Gerlach und weiter: "Von guter Qualität, mit steigender Tendenz, sind in diesem Preisjahr aber auch die prämierten Reportagen und Dokumentationen in der Kategorie Information & Kultur sowie die vielschichtigen Stoffe und Erzählweisen in der Kategorie Fiktion." Relevante politische und gesellschaftliche Themenstellungen sowie Herausforderungen des Jahres 2021 werden, über alle Kategorien hinweg, mit großer Sorgfalt behandelt – die Folgen der Corona-Pandemie, rechte Gewalt, Flucht und Vertreibung, prekäre Lebens- und Arbeitsbedingungen und Fragen der Bewältigung psychischer Erkrankungen.

Die Besondere Ehrung des Preisstifters Deutscher Volkshochschul-Verband (DVV) geht im Jahr 2022 an Anke Engelke. Als Entertainerin, Komikerin, Moderatorin und Schauspielerin prägt sie seit über vier Jahrzehnten das deutsche Fernsehen. Mit ihrer innovativen Kreativität und geistreichen Wandlungsfähigkeit hat sich Anke Engelke in vorbildlicher Weise um das Medium Fernsehen verdient gemacht, ohne auf spezifische Genres oder Zielgruppen begrenzt zu sein. "Anke Engelke hält uns mit ihrer einzigartigen Ironie immer wieder einen Spiegel vor. Und was wir da sehen, ist nicht immer schmeichelhaft, doch es hilft uns, unsere Lernbedarfe zu erkennen", sagt DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. "Engelkes Parodien verdeutlichen, wo uns Aufklärung fehlt oder wo uns ein Perspektivwechsel guttäte. Wer mit einem Lachen die eigenen Lücken erkennt und sich auf den Weg macht, sie zu schließen, handelt ganz im Sinne der Volkshochschulen."

Den Grimme-Preis für die "Besondere Journalistische Leistung" erhält in diesem Jahr Katrin Eigendorf (ZDF) für ihre "exzellenten Reportagen über die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan", so die Grimme-Jury.

Insgesamt 53 Preisträger*innen können am 26. August 2022 im Marler Theater ihre Trophäe entgegennehmen. Moderator Jo Schück wird erneut durch die Preisverleihung führen.

In der Kategorie Information & Kultur werden neben Katrin Eigendorf vier Produktionen ausgezeichnet. In "Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen" (HR) wird die Entwicklung der Ereignisse um den rassistisch motivierten Anschlag am 19. Februar 2020 und deren Folgen für die Angehörigen gezeigt. "Schwarze Adler" (Broadview Pictures für Amazon Prime Video/ZDF) thematisiert den jahrzehntelangen Rassismus, dem die Sportler*innen in Deutschland ausgesetzt waren und bis heute sind. Weitere Preise der Kategorie erhalten der Film "Oeconomia" (Petrolio Film für ZDF/3sat) über Ökonomie und Finanzwirtschaft und die Serie "Charité intensiv: Station 43" (DOCDAYS Productions für rbb), deren Macher*innen über Monate hinweg Ärzt*innen, Pflegekräfte, Patient*innen und Angehörige auf der Coronastation der Berliner Charité begleitet haben.

Mit dem Publikumspreis der Marler Gruppe wird die Serie "The Mopes" (UFA Fiction für Warner TV Comedy) ausgezeichnet, die wie weitere Produktionen des Preisjahres das Thema Depression in den Mittelpunkt stellt. "Depression braucht Akzeptanz! Akzeptanz bei dem, der von ihr heimgesucht wird, und Akzeptanz in der Gesellschaft", so die Marler Gruppe in ihrer Begründung.

Der Preis der Studierendenjury geht an das Familienportrait "Una Primavera" (Johannes Schubert Produktion), das häusliche Gewalt und seine Auswirkungen auf eine Familie auf sehr persönliche Weise zeigt.

Auch die oft zu wenig beachteten Kinder und Jugendlichen leiden mental seit über zwei Jahren stark unter der Corona-Pandemie. Das originelle Konzept von "Am Limit?! Jetzt reden WIR!" (HR) stellt genau diese Gruppe in den Vordergrund und lässt sie selbst von ihren persönlichen Erfahrungen und Einschränkungen berichten. Für dieses Konzept werden Christine Rütten und Petra Boberg mit dem Spezialpreis ausgezeichnet.
Das Moderationsteam von "offen un‘ ehrlich" (SR/funk) erhält den Grimme-Preis für seinen individuellen Stil und die unkonventionelle Darstellungsweise. Auch der eindrückliche Kurzfilm "Seepferdchen" (Filmakademie Baden-Württemberg für MDR) über die Traumabewältigung der jungen Hanan nach ihrer Flucht aus dem Irak wird bepreist.

Aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse prägen auch die preisgekrönten Produktionen in der Kategorie Fiktion. Mit "Polizeiruf 110 – Sabine" (filmpool fiction für NDR) wird eine außergewöhnliche Produktion über prekäre Lebensverhältnisse ausgezeichnet. "Das dringliche politische Thema der forcierten Verelendung ganzer Gesellschaftsschichten wird hier empathisch, rigoros und kunstvoll auf die Figur der alleinerziehenden Mutter Sabine heruntergebrochen", so die Grimme-Jury in ihrer Begründung.

Mit "Die Ibiza-Affäre" (W&B Television/Epo-Film für Sky Deutschland) über den Eklat rund um das Skandalvideo des ehemaligen österreichischen Vizekanzlers und "Tina mobil" (X Filme Creative Pool für rbb), erhalten in diesem Jahr zwei Serienformate den Grimme-Preis in der Fiktion.

Gleich zweimal wird Regisseur und Darsteller Bjarne Mädel ausgezeichnet: Im Fernsehfilm "Geliefert" (TV60 Filmproduktion für BR/ARTE) spielt er einen alleinerziehenden Vater, in prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen. In "Sörensen hat Angst" (Claussen + Putz Filmproduktion für NDR) verkörpert er die Rolle eines von Angststörungen betroffenen Polizeikommissars und gibt mit der Produktion gleichzeitig sein Regiedebüt.

Sei es nun im Fernsehfilm, in einer Comedyserie oder einem Talkformat, das Thema mentale Gesundheit rückt – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein und findet in unterschiedlichsten Formaten eine Darstellungsform. Einen ganz eigenen Zugang zum großen Spektrum der Depression erschließen zwei Personen aus der Unterhaltungsbranche: In "Chez Krömer | zu Gast: Torsten Sträter" (probono.tv für rbb) sprechen Kurt Krömer und Torsten Sträter offen über eigene Erfahrungen und dunkle Phasen einer Krankheit, die beide persönlich betrifft.

Mit "Wer stiehlt mir die Show?" (Florida TV für ProSieben) wird ein unkonventionelles Format ausgezeichnet "in einem Genre, das schon unzählige Variationen hervorgebracht hat", so die Grimme-Jury. Auch die Sendung "Freitagnacht Jews" (Turbokultur für WDR) über jüdisches Leben in Deutschland wird mit einem Grimme-Preis geehrt.

"Es ist bemerkenswert, dass die Kreativität im Unterhaltungssektor während der Pandemie erfolgreich den bedrückenden Alltag in der medialen Berichterstattung aufbrechen konnte. Informativ und gehaltvoll, aber immer wieder auch leicht und kurzweilig, zeigt sich das Unterhaltungsfernsehen", so Grimme-Direktorin Gerlach. Die ausgezeichneten Produktionen verdeutlichen, dass die Unterhaltung in ihrer vielschichtigen Ausprägung ein unentbehrlicher Bestandteil des Fernsehens ist. Dies gilt nicht nur für die privaten Sender, sondern auch für die öffentlich-rechtlichen, deren Programmauftrag gegenwärtig reformiert wird.

Die Verleihung des 58. Grimme-Preises findet am 26. August im Theater der Stadt Marl statt und wird von 3sat zeitversetzt ab 22.25 Uhr im Fernsehen ausgestrahlt.

Stifter des Grimme-Preises ist der Deutsche Volkshochschul-Verband, weitere Partner sind das Land Nordrhein-Westfalen, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), der

Quelle und weitere Informationen unter: www.grimme-preis.de