Sörensen hat Angst

Deutschland 2020 TV-Spielfilm

Inhalt

Er hat sich seine Versetzung in die tiefste friesländische Provinz selbst gewünscht, verspricht sich Hauptkommissar Sörensen doch davon vor allem eines – Ruhe. Er sucht einen sicheren Hafen für seine Angststörungen, die ihn immer wieder mitten in der Arbeit überkommen. Doch in der wortkargen Einöde herrscht nicht tiefster Frieden, sondern Unfriede, der gleich mit dem Bürgermeister als Mordopfer im Pferdestall beginnt. Aber nicht nur das ist ein Rätsel, dieser Sörensen ist es für seine neuen Kolleg*innen nicht weniger. "Natürlich red’ ich Quatsch", sagt er, "das mach ich immer, wenn ich wütend bin." Mit seinen schrägen Denkansätzen spürt er die Lösungen sozusagen in der Nase – etwa, wenn er schon angesichts eines Firmennamens wie "Fleischeslust" darauf schließt, dass hier etwas nicht stimmen kann oder wenn er schon durch die Hecke das "Mördergen" erkennt. Und natürlich kommt Sörensen am Schluss auch zur Ruhe, "Irgendwo muss man ja sein". Und solange an den Bratkartoffeln auch Speck ist, ist sowieso alles ok. Ein wirklich gelungenes Regie-Debüt!

Quelle: 18. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Meine Ruhe in einem Dorf will ich“: Schon die Autofahrt an die Küste kann einem, den das kleinste Geräusch schier verrückt macht, wie ein endloser Tunnel vorkommen. Sörensen muss sich in einer der typischen Alleen ohne äußeren Grund übergeben. Der Kriminalhauptkommissar beim Landeskriminalamt Hamburg leidet unter einer Angststörung. „Das Schlimmste ist immer der nächste Tag“: Seit seine Gattin mit der sechsjährigen Tochter Lotta ausgezogen ist, fühlt er sich von der Großstadt förmlich erdrückt.

Zwei Jahre war er krankgeschrieben, nun hat er sich ins hoffentlich friedlich-idyllische Friesland versetzen lassen. Der kleine, im Regen noch trostloser wirkende Ort Katenbüll ist auch das Ziel eines jungen Anhalters, den er zwar mitnimmt, mit dem er sich aber nicht unterhalten will. Leute sollen ihm bloß nicht zu nahekommen: Sörensen kann sehr schroff werden, um sie sich vom Leibe zu halten. Auch das erste Zusammentreffen mit seinen beiden neuen Kollegen in der Wache, der Oberkommissarin Jennifer „Jenny“ Holstenbeck und dem Polizeianwärter Malte Schuster, droht an seiner ungelenken Art aus dem Ruder zu laufen.

Ein Anruf rettet die Situation: Kaum fünf Minuten im Dienst, wird der neue Revierleiter zu einem Mord gerufen. Bürgermeister Heiner Hinrichs sitzt im eigenen Pferdestall – mit drei Einschüssen im Körper. Was auch den jungen Anwärter umhaut: sein erster Toter. Mit Jesaja-Versen aus der Bibel im Mund. Auf die sich Bürgermeister-Gattin Hilde und der 12-jährige Sohn Jan keinen Reim machen können.

„Vielleicht hat man ja als Bürgermeister sowieso Leichen im Keller, sonst wird man das erst gar nicht“: Sörensen hat nur wenig Zeit, seine neue reetgedeckte Kate vom Vermieter Horst Düseler zu übernehmen, was dessen neugieriger Sohn Bengt aufmerksam verfolgt. Sein erster Weg führt ihn zu einem Freund des Ermordeten, Jens Schäffler, Inhaber eines ausgerechnet „Fleischeslust“ genannten industriellen Verarbeitungsbetriebes. Der dem erklärten Vegetarier auf dem Weg zum Veganer von Anfang an unsympathisch ist, obwohl sich Sörensen bei den Bratkartoffeln im Dorfkrug kompromissbereit zeigt: Sie sind mit Speck gebraten, „schmeckt ja sonst nicht“, weiß der Wirt.

Als auch noch Horst Düseler, der einst zu den „Musketieren“ um Hinrichs und Schäffler gehörte, mit Kopfschuss in seiner Küche aufgefunden wird und nicht nur dessen Sohn Bengt, sondern auch Jan Hinrichs verschwunden ist, kommt Sörensen auf das Gespräch mit Frieder Marek zurück, dem geschassten Kurdirektor des benachbarten Küstenstädtchens. „Selbstmitleid ist ekelhaft und doch bin ich voll davon“: Der inzwischen dem Alkohol Verfallene fühlt sich von den „Musketieren“ ausgebootet, die er im Verdacht hat, ihm Kinderpornofotos untergeschoben zu haben.

Doch bevor Sörensen dieser Spur nachgehen kann, muss er erst noch der fast 18-jährigen Tochter seiner neuen Kollegin Jenny den Rücken stärken: Lucy Holstenbeck ist schwanger. Hat aber einen Freund, der zu ihr steht – im Gegensatz zu ihrer heute 35-jährigen Mama, die im gleichen Alter ihre Tochter gebar – und sitzengelassen wurde. In einer Scheune findet Sörensen jede Menge Material: Kindesmisshandlung. Bengt und Jan gehören zu den Opfern: Sodom und Gomorrha in Katenbüll! Um den Fall zu lösen, muss Sörensen im wahren Wortsinn über seinen Schatten springen und seine Klaustrophobie überwinden…

Autor Sven Stricker, 1970 in Tönning geboren und in Mülheim an der Ruhr aufgewachsen, studierte Komparatistik, Anglistik und Neuere Geschichte. Seit 2001 arbeitet er als freier Wortregisseur, Bearbeiter und Autor und hat mehrmals den Deutschen Hörbuchpreis gewonnen. Auch „Sörensen hat Angst“ ist 2014 zunächst als Hörspiel herausgekommen – mit Bjarne Mädel als Sprecher. Er überzeugte Sven Stricker, daraus einen Roman zu schreiben. Inzwischen ist die „Sörensen ermittelt“ betitelte Reihe auf vier Bände angewachsen.

Bjarne Mädels tragikomisch-melancholisches Regiedebüt gewann 2021 den Deutschen Fernsehkrimipreis sowie den österreichischen Fernsehpreis Romy. Im Jahr darauf wurde Stricker für das Drehbuch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Er lebt in Potsdam, wo der gebürtige Hamburger Bjarne Mädel seine Theaterausbildung absolvierte, der nach 31 kultigen „Tatortreiniger“-Folgen erneut seinen Hang zum lakonischen norddeutschen Humor voll auslebt. Gedreht wurde der etwas andere Heimatfilm übrigens nicht in Friesland, sondern in der Wesermarsch und im Oldenburger Land.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 19.02.2020 - 20.03.2020: Varel, Bremerhaven, Rastede, Butjadingen, Jade
Länge:
89 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Veröffentlichung (DE): 24.09.2020 - 03.10.2020, Filmfest Hamburg, VoD;
TV-Erstsendung (DE): 21.01.2021, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Sörensen hat Angst

Fassungen

Original

Länge:
89 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Veröffentlichung (DE): 24.09.2020 - 03.10.2020, Filmfest Hamburg, VoD;
TV-Erstsendung (DE): 21.01.2021, ARD

Auszeichnungen

Grimme-Preis 2022
  • Grimme-Preis
Deutscher Schauspielpreis 2021
  • Deutscher Schauspielpreis, Schauspielerin in einer komödiantischen Rolle