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Wollten Sie nicht immer schon einmal wissen, wie es einem Paketzusteller geht, gerade jetzt, wo sie uns immer häufiger beliefern? Schlecht geht es jedenfalls dem alleinerziehenden Volker. Er kommt gerade so durch, muss Angst haben, seinen Führerschein zu verlieren und sorgt sich um den Schulabschluss seines Sohnes Benny. Er muss einen illegalen, zweiten Job annehmen und steht trotzdem vor dem sozialen Abstieg. Glücklich ist er nur als Fußballtrainer der Amateurmannschaft. So schwer es ihm auch fällt "anständig" zu bleiben, so wenig verliert er seine gute Laune im Umgang mit den Kund*innen. Mit Hilfe seiner guten Freundin Lena, die im Hauptberuf Polizistin ist, schafft es Volker aber immer wieder in der Spur zu bleiben und am Ende winkt vielleicht im Clubheim "Abseitsfalle" tatsächlich der Ausweg aus seiner Lebenskrise. Mit viel Herzblut inszeniert und mit einer Menge positiver Energie aufgeladen, ist diese Komödie aus dem wirklich wirklichen Leben mit einem Bjarne Mädel, der alle Register zieht.
Quelle: 18. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein
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Es ist schier unmöglich, 228 Pakete pro Tag in der normalen Arbeitszeit auszuliefern, und schon gar nicht, wenn man bei betagten Stammkunden wie Erna Stolte (Ingrid Resch) kleinere Reparaturen im Haushalt übernimmt oder zum kleinen Schwätzchen bei Kaffee und Kuchen bereit ist. Volkers Chef Konrad Fröbe (Stefan Merki) zahlt grundsätzlich keine Überstunden und gibt seinem engagiertesten – und im Übrigen einzigen biodeutschen – Fahrer auch für den 16. Geburtstag seines Sohnes Benny nicht frei. Da Volkers „Ex“ Conny, eine Alkoholikerin, von der er sich getrennt hat, um sein Kind zu schützen, keinen Unterhalt zahlt, reicht die Kohle vorne und hinten nicht.
Sodass die Vermieterin, Frau Düsel (Konstanze Lohrmann), wegen ausstehender Nebenkostenzahlungen ständig auf der Matte steht. Als auch noch 350 Euro für Bennys Schulabschlussfahrt nach Mallorca fehlen, nimmt Volker einen von seinem Kollegen Vladi (Ivan Shvedoff) vermittelten Nebenjob an: Kontrolle von Rauchmeldern. Aber auf Dauer ist diese Doppel- und Dreifachbelastung einfach zu viel, zumal auch noch die Waschmaschine streikt, nachdem Volker die Trikots aller Spieler gewaschen hat. Und Benny für seine Clique Wodka an der Tankstelle geklaut hat und dabei aufgeflogen ist. Überhaupt interessiert sich Benny mehr für Sandy (Nadja Sabersky) aus der Parallelklasse als für seine zunehmend schlechten Noten in der Schule. Als dieser seinen Vater spätabends beim Containern abgelaufener Lebensmittel im Hof eines Supermarktes erwischt, schämt er sich vor Sandy und zieht kurzerhand zur Mutter.
Volker, einst erfolgreicher Nachwuchstrainer in einem Proficlub, bis er nach einer Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter vom Verband gesperrt und vom Verein entlassen wurde, spricht Matthias (Marcus Mittermeier) an in der Hoffnung auf einen Neuanfang an alter Stelle. Doch die Zeiten haben sich geändert, selbst im Jugendbereich kommen nur noch Absolventen von Sporthochschulen in Frage. Und dann das: 33km/h zu schnell auf der Landstraße. Das kostet, über kurz oder lang, den Führerschein, denn ein digitales Messprotokoll kann auch die ihm gewogene Polizistin Lena (Anne Schäfer), die Witwe seines besten Freundes Bernd Wallinger, nicht unter den Tisch fallen lassen.
Uschi (Sarah Thonig) wohnt nun doch wieder bei Harald (Jochen Matschke), aber weil die Treppe frisch gewienert ist, landet Volker mit Gipsbein in der Klinik. Immerhin gibt’s hier regelmäßig Mahlzeiten und er braucht nicht wie im Lieferfahrzeug in die Cola-Flasche zu pinkeln, um keine Zeit zu verlieren. „Für mich brauchst du dich nicht krumm machen, ich komm‘ auch allein klar“ setzt Benny dem Stress seines Vaters noch die Krone auf, nachdem aufgeflogen ist, dass er Unterschriften gefälscht hat zur Entschuldigung von Fehlstunden in der Schule. Allerdings muss sich auch Volker vorhalten lassen, illegal Schwarzgeld kassiert zu haben: Fröbe überwacht die Scanner seiner Paketfahrer und ist so hinter den Zweitjob mit den Rauchmeldern gekommen. Eine fristlose Kündigung ist die Folge, noch bevor das Einschreiben mit dem Fahrverbot im Briefkasten steckt.
„Alleinerziehender Vater und Paketbote, das passt einfach nicht zusammen“ erkennt Volker nun endlich und findet in Lena Wallinger eine Gefährtin, die ihm über die Polizei-Gewerkschaft nicht nur den Rechtsanwalt Dr. Merten (Herbert Forthuber) an die Seite stellt und die von ihm spontan übernommene Katze der verstorbenen Frau Stolte versorgt, sondern auch eine neue Perspektive eröffnet: Gemeinsam könnten sie das Vereinsheim des Fußballklubs wiederbeleben. Aber erst wenn die anonyme Sozialbestattung Erna Stoltes abgewendet und die Urne mit ihrer Asche in einer Nacht-und-Nebel-Aktion neben der ihres Mannes auf dem Friedhof bestattet worden ist…
Der empathische Antiheld dieses von Andreas Schneppe und Sven Burgemeister produzierten und, was hierzulande selten genug vorkommt, in der harten Realität unserer prekären Dienstleistungs-Arbeitswelt spielenden Vater-Sohn-Dramas, Volker Feldmann, soll genau so bleiben, wie er ist, spricht Lena Wallinger auch aus dem Herzen aller Zuschauer des nach haarsträubenden Pleiten, Pech und Pannen zuerst an die Nieren, schließlich aber ans Gemüt gehenden Fehse-Genrefilms („Storno“, „Unter deutschen Betten“), der am 27. August 2021 auf Arte erstausgestrahlt worden ist. Denn: „Von den anderen gibt’s schon genug.“
Pitt Herrmann