Die Ufa-Gründung

1917 ging der Erste Weltkrieg ins dritte Jahr. Seit Ende August 1916 bildeten Paul von Hindenburg als Chef des Generalstabs und Erich Ludendorff als Erster Generalquartiermeister die Oberste Heeresleitung und hatten damit praktisch die Macht im Reich. Die soziale Spannungen im Kaiserreich verstärkten sich durch die außenpolitische Entwicklung: In Russland brach die Februar-Revolution aus, am 6. April erfolgte, durch den "unbeschränkten U-Boot-Krieg" der Kaiserlichen Marine provoziert, die Kriegserklärung der USA an Deutschland. In dieser Lage wandte sich die militärische Führung dem Film als Mittel der außen- und vor allem innenpolitischen Propaganda zu. In einem Brief an das Königliche Kriegsministerium vom 4. Juli 1917 forderte Ludendorff "eine Vereinheitlichung der deutschen Filmindustrie", um "nach einheitlichen großen Gesichtspunkten eine planmäßige und nachdrückliche Beeinflussung der großen Massen im staatlichen Interesse zu erzielen". Nur wenige Monate später, am 18. Dezember 1917 wurde die Universum Film AG mit einem Grundkapital von 25 Millionen Mark gegründet. Und im internationalen Vergleich, z.B. mit den großen französischen Filmkonzernen Pathé und Gaumont, war diese hohe Summe durchaus angemessen.

Das Grundkapital stammte von der Deutschen Bank, von den Elektrokonzernen AEG und Robert Bosch AG, den Reedereien Hapag und Norddeutscher Lloyd sowie der Grammophongesellschaft Carl Lindström AG, die man eingeschaltet hatte, um Verhandlungen mit der dänischen Nordisk-Film zu führen. Diese nämlich besaß durch ihre deutsche Filiale, die Nordische Film GmbH, eine starke Position auf dem deutschen Markt und erhielt nun im Tausch für die Nordische Film GmbH einen Anteil am Aktienkapital. Dazu übernahm – höchst geheim – das Reich einen Anteil von 8 Millionen (der 1921 ebenfalls von der Deutschen Bank übernommen wurde). Diese Beteiligung sollte den Einfluss der Reichsregierung sichern, was sich personell auch dadurch äußerte, dass schon bald Ludendorffs Propaganda-Spezialist, Major Grau, als Direktor in den Ufa-Vorstand übernommen wurde.

Kurz vor Weihnachten 1917 erhielt Direktor Stauß ein Gratulationsschreiben von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg: "Durch diese Gründung ist ein Unternehmen von großer nationaler, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung geschaffen."

 
Quelle: DIF
Joe May
 

Die Firma, mit der Gründung sogleich Europas größte Filmgesellschaft, entstand allerdings keineswegs aus dem Nichts. Durch Aufkauf und Aktientausch wurde einige bestehende Firmen zusammengefasst, die auf den verschiedenen Gebieten der Filmindustrie – Technik, Produktion, Verleih, Kino – erfolgreich eingeführt waren.

 

Hieraus entstanden die drei Säulen des Ufa-Konzerns, denen noch zahlreiche kleinere Gesellschaften zugeordnet wurden:

 

— Die dänische Nordisk-Film trat ihre deutsche Tochter Nordische Film GmbH (mit Auslandsbeteiligungen) ab, dazu die Produktionsfirma Oliver-Film GmbH.

— Der Filmpionier Oskar Messter verkaufte den von ihm aufgebauten, verzweigten Konzern und brachte das große Glashaus in Tempelhof als zunächst zentrale Produktionsstätte in die Ufa ein.

— Die dritte Säule des neuen Filmriesen bildete Paul Davidsons Projektions-AG "Union" (PAGU) mit einem zweiten Glashaus in Tempelhof.

Zum großen Ärger des Patrons Ludendorff verfolgten jedoch die Produktionsabteilungen der neuen Firma, die weiterhin unter den alten Namen auftraten, unverändert ihre bisherige künstlerische Linie. Diese wurde nicht zuletzt durch die erfolgreichen Stars und Regisseure geprägt: Ernst Lubitsch drehte mit Ossi Oswalda seine PAGU-Komödien, Henny Porten, der Großstar der Zeit, setzte die Arbeit im Messter-Team fort, der Regisseur und Produzent Joe May (mit seiner Firma und seinem Atelier Weißensee vorübergehend zum Konzern gehörig) beeindruckte mit dem 3-stündigen Monumentalfilm "Veritas Vincit" (1918/19) und mit dem aufwändigen 8-Teiler "Die Herrin der Welt" (1920), einer May-Produktion im Ufa-Verleih.