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Alle Fotos (5)Biografie
Oskar Eduard Messter, geboren am 21. November 1866 in Berlin. Sohn des Optikers Eduard Gustav Colmar Messter und seiner Frau Marie Wilhelmine, geb. Rautenburg. Nach der Schulzeit beginnt er eine dreijährige Lehrzeit in der Firma seines Vaters, die auch ein Volontariat bei der optisch-mechanischen Anstalt Paul Waechter in Friedenau bei Berlin beinhaltet.1887-88 leistet Messter seinen Militärdienst als einjährig Freiwilliger ab, nimmt noch bis 1896 an militärischen Übungen teil und wird 1892 Leutnant der Reserve.
Ab 1891 ist Messter Teilhaber der väterlichen Firma, 1894 übernimmt er die Geschäftsführung. Hauptgeschäft der Firma Ed. Messter sind zu dieser Zeit Mikroskope für die Trichinenbeschau und für medizinische Zwecke, aber auch optische Geräte für Schausteller wie etwa Projektionsobjektive für Laterna-magica-Vorführungen.
Die Nachricht von den Erfolgen der ersten kinematographischen Vorführungen der Gebrüder Lumière weckt Oskar Messters Interesse für die neue Technologie. Nach einigen missglückten Versuchen entwirft er einen ersten eigenen Projektor und projiziert damit versuchsweise Kinetoskopfilme. Am 15. Juni 1896 liefert er an den russischen Schausteller Rogulin ein bereits verbessertes Modell mit fünfteiligem Malteserkreuz. Dieser Verkauf gilt allgemein als der Beginn der deutschen Filmindustrie, denn Messter beginnt nun in rascher Folge Projektoren herzustellen. Ab Oktober 1896 bietet Messter auch von ihm entworfene Kameras mit Malteserkreuzschaltung an und beginnt, selbst Filme herzustellen, um die Käufer seiner Apparate mit Programmen beliefern zu können.
Am 21.9.1896 übernimmt Messter einen Vorführungssaal im Restaurant "Wilhelmshallen". In diesem durch Messter bald "Biorama" getauften Etablissement hatten schon seit April 1896 kinematographische Vorführungen stattgefunden, die nun mit seinen Apparaten und Programmen fortgesetzt und von Phonographenmusik begleitet werden. Am 4.5.1897 gelingt ihm die erste Aufnahme von Kaiser Wilhelm II. bei einem Stapellauf in Stettin, und dieser Film markiert den Beginn einer mehrjährigen Aufnahmetätigkeit für den Hof und die Marine.
Im Jahre 1900 gliedert Oskar Messter das Filmgeschäft aus der Stammfirma Ed. Messter aus, die als Fachgeschäft für Optik und Fotoartikel weitergeführt wird. Unter Beteiligung des Handelsrichters Paul Kühnewerden werden zum 7.1.1901 drei separate Gesellschaften gegründet, die unter der gemeinsamen Leitung von Messter und Kühne stehen.
Am 29.8.1903 tritt Messter im Berliner Apollo-Theater zum ersten Mal mit "singenden und sprechenden Photographien" auf und läutet damit eine neue Phase in der Entwicklung der frühen deutschen Kinematographie ein.
Unter dem bald etablierten Begriff "Tonbild" sind diese kurzen Filme ein großer Erfolg; Messter vertreibt seine Tonbild-Apparaturen unter der Bezeichnung "Biophon" und richtet in einigen Städten spezielle Biophon-Theater ein.
1909 schränkt Messter, der bis dahin bereits 450 Tonbilder hergestellt hat, die Produktion von Tonbildern drastisch ein und wendet sich der Herstellung von stummen Spielfilmen zu, die als lohnenderes Geschäft erscheinen.
Als das Unternehmen in eine Krise gerät, versuchen Messter und Kühne, durch die Gründung einer Aktiengesellschaft neues Kapital zu mobilisieren. Schließlich kommt es zum Verkauf der Messter-Firmen an die Neue Photographische Gesellschaft AG, einen Hersteller von Film- und Fotomaterial, der sich durch die Verbindung mit Messter einen Einstieg in die Filmbranche erhofft. Die Bindung an die NPG ist jedoch bald von Spannungen gekennzeichnet und bringt nicht die erhofften Resultate. Im November 1911 werden alle Verträge zwischen Messter und der NPG aufgehoben, die später in Konkurs geht.
Unter Leitung von Leo Mandl, der von der NPG zu Messter gewechselt ist, gelingt eine Neuorganisation aus eigener Kraft. Nach den umfangreichen Umstrukturierungen ist der Messter-Konzern eine der wenigen vertikal durchorganisierten Filmfirmen in Deutschland.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 stellt das Messter-Atelier zunächst die Arbeit ein. Die Produktion wird jedoch bald wieder aufgenommen und die Messter-Film profitiert vom kriegsbedingten Filmboom.
Im September 1914 erscheinen Messters "Dokumente zum Weltkrieg", danach regelmäßig die "Messter-Woche" mit ausführlichen Kriegsberichten. Für den Filmtechniker Oskar Messter eröffnet sich Anfang 1915 ebenfalls ein neues, militärisches Betätigungsfeld. Angeregt durch den Wunsch eines befreundeten Fliegers nach einer Kinokamera für Luftaufnahmen, konstruiert er den "Reihenbildner", eine Aufnahmekammer, die durch lange Brennweite und großes Bildformat brauchbare Geländeaufnahmen zur Luftaufklärung liefern kann.
Neben diesen filmtechnischen Arbeiten, die es ihm erlauben, seine Firmen mit "kriegswichtigen Arbeiten" zu beschäftigen, findet Messter auch noch Zeit, sich als Vorsitzender des "Verbandes zur Wahrung gemeinsamer Interessen der Kinematographie und verwandter Branchen" für die Belange der Filmwirtschaft einzusetzen. Im August 1916 erscheint seine Denkschrift "Der Film als politisches Werbemittel", in der er die staatlichen Stellen auf das Fehlen einer für Deutschland günstigen Filmpropaganda hinweist und Zensur und Besteuerung, der die deutschen Produzenten unterliegen, anprangert.
Die Denkschrift fordert weiter staatliche Subventionen, um deutschfreundliche Filme weltweit günstig oder gar kostenlos anbieten zu können. Messters Schrift formuliert Absichten und Wünsche zur Verbindung von Filmgeschäft und Politik, die ähnlich von anderen schon hinter den Kulissen umgesetzt werden. Ende 1917 wird die Öffentlichkeit durch die Gründung der Universum Film AG (Ufa) überrascht, in der die deutschen Tochtergesellschaften der Nordisk, die Projektions-AG Union, die May Film GmbH und der Messter-Konzern aufgegangen sind.
Mit dem Verkauf an die Ufa gerät die Karriere Messters, die ihn zu einem der einflussreichsten deutschen Filmproduzenten machte, aus der Bahn. Seine weiteren Unternehmungen verlaufen bis auf seine – in verschiedenen Firmenkonstellationen getätigte – Beteiligung an einigen erfolgreichen Produktionen wie "Drei Tage Mittelarrest" und "Mädchen In Uniform" wenig spektakulär.
Aus heutiger Sicht sind daher ab 1918 vor allem Messters filmgeschichtliche Forschungen bedeutend. Seit etwa 1922 arbeitet er an seinen Erinnerungen, für die er eine mehrjährige, umfangreiche Recherche anstellt, aus der ein großes Quellenarchiv hervorgeht, das in seinem mittlerweile im Bundesarchiv befindlichen Nachlass größtenteils erhalten ist. Er korrespondiert mit Filmpionieren in Deutschland, Frankreich, England und den USA, spürt frühere Mitarbeiter und Kunden wieder auf und veranlasst sie zur Niederschrift ihrer Erfahrungen und Kenntnisse. Auch beginnt er, eine filmhistorische Sammlung von Apparaten und Filmen anzulegen, die 1932 teilweise in den Besitz des Deutschen Museums in München übergeht.
1939 zieht sich Messter mit seiner zweiten Frau Antonie geb. König (1898 – 1978), die er 1928 nach der Scheidung von seiner ersten Frau Margarete geb. Wittmann geheiratet hat, endgültig in sein Haus am Tegernsee zurück. Oskar Messter stirbt kurz nach seinem 77. Geburtstag am 6. Dezember 1943.