Peter Kahane
Peter Klement Kahane wurde am 30. Mai 1949 in Prag als Sohn eines deutschen Auslandskorrespondenten geboren; 1950 kehrte die Familie in die DDR zurück. Nach einem weiteren Auslandaufenthalt in Neu-Delhi, Indien, in den Jahren 1958/59 besuchte Kahane ein Internat sowie diverse Schulen in der DDR. 1967 absolvierte er zeitgleich mit dem Abitur einen Abschluss als Kühlanlagenschlosser. Auf seine Bewerbung an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg erhielt er eine Absage und nahm 1967 ein Lehramtsstudium für Französisch und Russisch in Berlin auf, das er 1971 abschloss.
Während der Arbeit an seiner Dissertation lernte Kahane durch einen Zufall den Regisseur Karlheinz Mund kennen, der ihm bei dem Dokumentarfilm "Die Mitarbeiterin" (1972) einen Job als Rechercheur und Hospitant gab. Im Jahr darauf begann Kahane im DEFA-Studio für Spielfilme Assistenzen und Vertretungen zu übernehmen, so etwa bei Filmen von Roland Gräf und Hans Kratzert.
Nach seinem Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (1974-75) bewarb Kahane sich erneut an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg – diesmal mit Erfolg: Bis 1979 absolvierte er dort ein Regiestudium. Im Rahmen des Studiums entstand unter anderem "Trompete – Glocke – letzte Briefe" (1978), in dem er drei Generationen der Berliner Arbeitertradition, von 1918 bis in die damalige Gegenwart, dokumentierte. Auf dem Internationalen Filmfestival Leipzig wurde der Film als Teil eines Programms von Studentenfilmen mit dem Preis der FIPRESCI-Kritikerjury ausgezeichnet.
Nach seinem Diplom mit dem Kurzfilm "Des Lebens Überfluss" (1979), nach der romantischen Novelle von Johann Ludwig Tieck arbeitete Kahane ab 1980 im DEFA-Studio für Spielfilme. In den ersten Jahren fungierte er vor allem als Assistent unter anderem bei Produktionen von Jürgen Brauer und Egon Schlegel. Mit dem mittellangen Spielfilm "Weiberwirtschaft", einer kammerspielartigen, auf einem Bauernhof der Nachkriegszeit spielenden Komödie, gab er 1983 schließlich sein DEFA-Regiedebüt. Als Kameramann fungierte Andreas Köfer, mit dem Kahane auch bei weiteren Spielfilmen zusammenarbeitete.
Sein Langfilmdebüt gab Kahane, der in einem Interview unter anderem Ernst Lubitsch, Milos Forman und Gerhard Klein als Vorbilder nannte, mit der Komödie "Ete und Ali" (DDR 1985). Im Mittelpunkt stehen zwei ungleiche Freunde, der draufgängerische Ali und der zurückhaltende Eberhard (Jörg Schüttauf), die gerade aus dem Wehrdienst entlassen wurden. Da Eberhards Frau inzwischen einen Liebhaber hat, will Ali ihm helfen, sie zurückzugewinnen. "Ete und Ali" erwies sich als Überraschungserfolg beim jugendlichen Publikum in der DDR. Die große Popularität des Films dürfte nicht zuletzt auf Kahanes Gespür für jugendliche Umgangsprache und die alltäglichen Probleme in der DDR-Provinz zurückzuführen sein. Beim Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken erhielt "Ete und Ali" den Preis der Interfilm-Jury.
Ähnliche Qualitäten hat auch Kahanes folgender Film "Vorspiel" (DDR 1987), der auf sanft-poetische Weise und mit leisem Humor von den Versuchen eines schüchternen Dekorateurlehrlings erzählt, das Herz seiner vermeintlichen Traumfrau zu gewinnen – bis er erkennt, wer seine wahre Liebe ist. Auch "Vorspiel" wurde von Publikum und Kritik gleichermaßen positiv aufgenommen und beim Filmfestival Max Ophüls Preis mit dem Preis des Saarbrücker Oberbürgermeisters ausgezeichnet.
Mit seiner letzten DEFA-Produktion "Die Architekten" (1990) inszenierte Kahane einen anspielungsreichen Film über das Scheitern fortschrittlicher Ideen und Ideale angesichts alltäglicher Zwänge und Restriktionen: Eine Gruppe junger Architekten soll ein menschenfreundliches Neubaugebiet entwerfen, zu dessen Realisierung es jedoch nicht kommt. Auf Grund der historischen Begleitumstände – der Film entstand mitten in den politischen Umbrüchen in der DDR – wirkte "Die Architekten" schon damals wie eine metaphorische Auseinandersetzung mit den Ereignissen jener Zeit. Auf dem Nationalen Spielfilmfestival der DDR erhielt der Film einen Spezialpreis.
Nach der Wende drehte Kahane die sozialkritische Komödie "Cosimas Lexikon" (1992), über die Bewohner eines Ostberliner Mietshauses, die die Sanierungspläne eines windigen Verwalters vereiteln, indem sie den verschollenen Hausbesitzer ausfindig machen: einen alkoholabhängigen Vagabunden. In den folgenden 15 Jahren blieb die Tragikomödie "Bis zum Horizont und weiter" (1998), mit Wolfgang Stumph, Corinna Harfouch und Nina Petri in den Hauptrollen, Kahanes einziger Kinofilm. Ansonsten arbeitete er als Autor und Regisseur ausschließlich fürs Fernsehen. Er inszenierte Folgen der Krimiserien "Stubbe - Von Fall zu Fall", "Peter Strohm" und "Polizeiruf 110" sowie Fernsehspiele wie den Thriller "Teuflischer Engel" (2000), über eine Frau, die einen ehemaligen Box-Champion zum Mord an ihrem vermögenden Mann treiben will, die Komödie "Das blaue Wunder" (2004), über einen verschuldeten Elbschiffer und Heiratsschwindler wider Willen, der sich in die gegen ihn ermittelnde Kommissarin verliebt, oder das hoch gelobte Melodram "Eine Liebe in Königsberg" (2006), über einen Dresdner Bauunternehmer, der während einer Reise an die Orte seiner Kindheit die Wahrheit über seine Herkunft erfährt.
Mit dem Dokumentarfilm "Tamara" (2007) meldete Kahane sich schließlich als Kinoregisseur zurück. Darin zeichnet er ein feinfühliges und komplexes Porträt der DDR-Rockikone Tamara Danz, die 1996 an einer Krebserkrankung verstarb. 2008 startete seine Verfilmung des Kinderbuchklassikers "Die Rote Zora" in den Kinos, die zwar durchwachsene Kritiken erhielt, an den Kinokassen aber ein Erfolg war.
Gute Kritiken erhielt die Liebesgeschichte "Meine schöne Nachbarin", über einen sterbenden Mann, der von seiner Nachbarin gepflegt wird und sich vor seinem Tod noch mit seinem Sohn aussöhnen will. Obwohl bereits 2006/2007 gedreht, startete der Film erst 2009 in den Kinos.
Neben diesen Kinoarbeiten drehte Kahane bis 2014 regelmäßig Folgen der erfolgreichen TV-Krimireihe "Stubbe - Von Fall zu Fall".