Inhalt
Im Gegensatz zu seinem Freund Major, einem Aufreißer und Frauenhelden, wartet Tom verträumt auf die große Liebe. Als er Corinna, die Tochter des Museumsdirektoren, kennen lernt, ist es um sein Herz geschehen. Tom gibt sich große Mühe, um in den Augen von Corinnas Vater gut dazustehen. Durch die Schulfreundin Floh erfährt Tom, dass Corinna Schauspielerin werden will, und prompt wird dies auch sein Berufswunsch. Während der gemeinsamen Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung gelingt es Tom, Corinna zu verführen. Doch sein Glück währt nicht lange: Corinna liebt Major, und Tom besteht die Aufnahmeprüfung nicht.
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Was man sich angesichts der Grau-in-Grau-Bilder des verschlafen wirkenden Provinznestes, die Kameramann Andreas Köfer ganz ungeschminkt eingefangen hat, gar nicht vorstellen kann. Wohl aber die Wirkung des Versprechens Helmut Kohls, innerhalb kürzester Frist blühende Landschaften entstehen zu lassen in den neuen Bundesländern.
Das „Aktivist“-Kino zeigt eine Retrospektive und die Jugend, die sich an der holprigen Kopfsteinpflaster-Straße vor dem baufälligen Solitär einen Spaß daraus macht, Kraftfahrer beim Passieren eines Schlaglochs zu foppen, fragt sich, was darunter wohl zu verstehen sei.
Doch der erste Eindruck trüber Tristesse täuscht. Auf den zweiten Blick offenbart sich eine buntschillernde Welt sozusagen hinter den Kulissen, was beim Kinosaal wörtlich genommen werden kann, wo Oberschüler Theater spielen. Und im hochmodernen Kulturhaus wird lateinamerikanisch getanzt.
Der siebzehnjährige Dekorationslehrling Tom hat immer von der großen Liebe geträumt. Jetzt ist sie ihm geradewegs zugelaufen in Person der attraktiven, aber mehr mit sich selbst als mit der Welt kämpfenden Corinna. Die hat es mit ihrem desillusionierten Vater, dem aber noch längst nicht mit dem Leben fertigem Biologen Dr. Richard Lange, von Berlin hierher verschlagen, unfreiwillig versteht sich. Doch Lange, seit sieben Jahren geschiedener Alleinerziehender, hat es in seine alte Heimat zurück gezogen, wo er das Naturkundemuseum als neuer Direktor übernimmt. Da war nichts zu machen.
Corinna, die nach wie vor an ihrer Mutter hängt, passt es gar nicht, dass sich ihr Vater immer häufiger mit seiner (gar nicht so alten) Jugendliebe Sandra trifft, die jetzt im Rathaus arbeitet. Und noch weniger kann sie es ertragen, vom Vater vorgeschrieben zu bekommen, welchen Beruf sie ergreifen soll – Biologin natürlich. Corinna sinnt darauf, mit Achtzehn abzuhauen. Nach Berlin natürlich. Am besten als Schauspielschülerin, weshalb sie als erstes in die Theatergruppe von Floh, Toms bester Freundin seit gemeinsamer Sandkastenzeiten, eintritt.
Was Tom nicht ruhen lässt, nun seinerseits zur Klassikerlektüre zu greifen. Denn in seinem Freund, dem rundum sympathischen Kfz-Mechaniker Martin, genannt „Major“, wähnt er einen ernsthaften Rivalen um Corinna. Major stellt sich zwar selten dämlich an, denn mit seinem Macho-Gehabe und der Tatsache, stolzer Besitzer eines Mopeds zu sein, kann der Provinz-Elvis made in GDR nicht bei der selbstbewussten Hauptstadtpflanze landen. Was sich aber ändern sollte...
Doch erst einmal reißt sich Tom alle Beine für die Angebetete aus. Geht mit ihrem Papa asiatisch essen, schickt ausgerechnet Floh, die seit uralten Tagen heimlich in Tom verliebt ist, zu Corinna, um gute Stimmung für ihn zu machen, paukt Kleist-Text. Er erkämpft sogar eine heiße Liebesnacht mit Corinna, während deren Vater bei Sandra schläft. Aber letztlich hilft alles nichts: Er muss erkennen, dass Corinna Majors kreativen Werbungsmethoden erlegen ist – und nun sogar der Schauspielerei entsagt, um Biologin zu werden.
Stille Wasser sind tief: Nun will auch Tom alles hinschmeißen, doch er hat die Rechnung ohne Floh gemacht. Die ihn nach Berlin begleitet und ihn nach absichtsvoll misslungenem „Hamlet“-Solo sogar dazu bringt, an ihrer Seite Kleists berühmten – und die Jury sogleich berührenden – „Käthchen“-Dialog zu spielen. Und plötzlich fällt es ihm wie Schuppen von den Augen...
Dass Liebende Narren sind, wissen wir nicht erst seit Shakespeare und Tabori. Peter Kahanes flottes „Vorspiel“, uraufgeführt am 5. November 1987 im Berliner Kosmos-Kino und am Tag darauf republikweit angelaufen, ist eine herzerwärmende, freilich auch recht oberflächlich-harmlose Komödie über die Irrungen und Wirrungen junger Liebender. Aus heutiger Sicht vor allem als zeitgeschichtliches Dokument von Interesse: Die DDR-Provinz zwei Jahre vor dem Untergang der ersten sozialistischen Republik auf deutschem Boden. Beim Wettbewerb um den Max-Ophüls-Preis 1988 gabs den Preis des Saarbrücker Oberbürgermeisters. Für die TV-Erstausstrahlung sorgte der Bayerische Rundfunk am 5. September 1988 in seinem „Dritten“, bevor das Fernsehen der DDR am 15. August 1989 nachzog.
Pitt Herrmann