Fabian Hinrichs
Fabian Hinrichs, geboren 1974 in Hamburg, studiert Schauspielerei an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum und gehört anschließend von 2000 bis 2005 dem Ensemble der Berliner Volksbühne an, wo er mit Regisseuren wie Fred Kelemen, Christoph Schlingensief und Frank Castorf zusammenarbeitet. Daneben steht er am Schauspielhaus Bochum, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und an den Münchner Kammerspielen auf der Bühne.
Sein Filmdebüt gibt Fabian Hinrichs im Jahr 2003 mit der Hauptrolle in Dito Tsintsadzes international preisgekröntem Drama "Schussangst". Darin verkörpert er einen einzelgängerischen Zivildienstleistenden, der eine wahnhafte Liebe zu einer jungen Frau entwickelt. Für großes Aufsehen sorgt 2005 Hinrichs" zweiter Kinofilm, das vielfach preisgekrönte und Oscar-nominierte Drama "Sophie Scholl – Die letzten Tage", in dem er als Hans Scholl zu sehen ist. Im gleichen Jahr spielt er eine tragende Nebenrolle in der schwarzen Komödie "Die Bluthochzeit".
Neben seiner Theatertätigkeit, unter anderem am Schauspielhaus Zürich, spielt Fabian Hinrichs zwischen 2006 und 2008 vor allem wichtige Nebenrollen in Fernsehserien wie "Bella Block" (Folge: "Am Abgrund") oder "Einsatz in Hamburg" (Folge: Ein sauberer Mord"). 2009 wird er für seine Verkörperung eines seelisch zerrissenen Mordverdächtigen für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Nebenrolle" nominiert. Ebenfalls 2009 spielt Hinrichs eine Hauptrolle als Fußballfan zwischen Liebe zum Sport und Gewaltbereitschaft in dem Kinodrama "66/67 – Fairplay war gestern".
Eine weitere Hauptrolle hat er in "Schwerkraft", dem Regiedebüt von Maximilian Erlenwein. Das Psychodrama über einen Banker, der nach dem Selbstmord eines Kunden auf die schiefe Bahn gerät, wird beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2010 mit dem Hauptpreis ausgezeichnet; Hinrichs erhält einen Sonderpreis der Jury für seine "herausragende Leistung". Kurz darauf wird er für diese Rolle auch für den Deutschen Filmpreis 2010 nominiert. In Lars Jessens Culture-Clash-Komödie "Hochzeitspolka" (2010) war er ein Kumpel von Christian Ulmens Hauptfigur.
Am Theater feierte Hinrichs 2010 an der Berliner Volksbühne mit René Polleschs Solostück "Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang!" einen großen Erfolg. In der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift "Theater heute" wurde er für diese Leistung zum Schauspieler des Jahres gewählt. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg hatte im Oktober 2010 das Stück "Rust – Ein deutscher Messias" Premiere, in dem Hinrichs die Hauptrolle des Mathias Rust übernahm. Für seine Rolle als Ich-Erzähler in René Polleschs Theaterstück "Kill your darlings! Streets of Berladelphia" gewann er 2012 beim Berliner Theatertreffen den Alfred-Kerr-Darstellerpreis.
Viel Aufmerksamkeit erhielt Ende 2012 Hinrichs Darstellung in der Münchner "Tatort"-Folge "Der tiefe Schlaf", als genialischer, liebenswert-nervtötender Assistent der beiden Ermittler Leitmayr und Batic. Beim Publikum kam die Figur hervorragend an (und ihr unvermittelter Tod löste Entsetzen aus). Von der Deutschen Akademie für Fernsehen und beim Deutschen Schauspielerpreis erhielt Hinrichs Nominierungen als Bester Schauspieler. 2014 wurde er mit dem Ulrich-Wildgruber-Preis ausgezeichnet. Schließlich bekam Hinrichs – wohl auch als Folge des oben genannten Erfolgs – eine feste "Tatort"-Rolle: 2015 wurde er der Hauptkommissar im neuen, zweiten "Tatort"-Team des Bayerischen Rundfunks, das in Franken ermittelt.
In dem hoch gelobten Politthriller "Der Fall Barschel" (2015, TV) spielte Hinrichs einen Journalisten, der den CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel der Lüge überführt. Nach einer Schurkenrolle als skrupelloser Antiterror-Agent in dem TV-Thriller "Unterm Radar" (2015) verkörperte Hinrichs in dem Historienfilm "Zwischen Himmel und Hölle" (2017, TV) den Theologen und Reformator Georg Spalatin.
Auch im Kino blieb Fabian Hinrichs aktiv, wenn auch meist in Nebenrollen. In Doris Dörries "Alles inklusive" (2014) war er eine Urlaubsbekanntschaft von Nadja Uhls Hauptfigur, in dem viel gelobten Roadmovie "Becks letzter Sommer" (2015) ein fieser Musikproduzent. Eine prägnante Rolle hatte er als gewiefter Atomkraft-Lobbyist in Oliver Haffners "Wackersdorf" (2018). Die Streaming-Serie "8 Tage" (2019) zeigte ihn als Ministerial-Referenten, der seine Familie vor einem drohenden Asteroiden-Einschlag retten will. Außerdem spielte Hinrichs weiterhin den Frankener "Tatort"-Kommissar Felix Voss.
Beim Filmfestival Max Ophüls Preis feierte im Januar 2020 die Tragikomödie "Irgendwann ist auch mal gut" Premiere, mit Hinrichs als konservativem Bestatter, der mit dem bereits fest gelegten Selbstmordplan seiner Eltern konfrontiert wird.