Fritz Kortner
Realschule; 1908-10 Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. 1910 Hof- und Nationaltheater Mannheim, 1911 Deutsches Theater Berlin, 1913/14 Volksbühne in Wien, ab 1915 an Bühnen in Dresden, Wien, Hamburg und Berlin, 1919 von Leopold Jessner ans Staatstheater verpflichtet. Ab 1923 in Berthold Viertels "Die Truppe"; der Shylock in Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" wird zu Kortners eindrucksvollster Rolle.
Ab 1915 zunächst in Sensationsfilmen von Harry Piel, auch in österreichischen Liebes-Melodramen, von denen er zwei inszeniert: "Gregor Marold" und "Else von Erlenhof". 1917/18 in "Der Märtyrer seines Herzens" und noch einmal 1927 in "Beethoven" (Hans Otto Löwenstein) in der Rolle des Komponisten. Auf der Leinwand bald ein dominierender Darsteller mit expressionistisch, naturalistisch oder melodramatisch ausgeprägtem Spiel in Filmen z.B. von Murnau ("Satanas"), Robison ("Schatten"), Schünzel ("Katharina die Große"), Jessner/Leni ("Hintertreppe") und G. W. Pabst ("Die Büchse der Pandora").
Im Tonfilm u.a. 1929 zentrale Rolle in der deutschen Version von E. A. Duponts "Atlantic", Titelrollen in "Dreyfus" (Richard Oswald), in "Danton" (Hans Behrendt) und "Der Mörder Dimitri Karamasoff" (Fedor Ozep).
Erste Tonfilm-Regie 1931 in dem Lustspiel "Der brave Sünder", in den Hauptrollen Max Pallenberg, Heinz Rühmann und Dolly Haas. 1933 Exil in Wien, ab 1934 Autor und Filmschauspieler in London; Titelrolle in Karl Grunes verdeckt antifaschistischem "Abdul the Damned". 1937 nach New York. Das gemeinsam mit der Journalistin Dorothy Thompson verfasste Bühnenstück "Another Sun" wird 1940 am National Theatre in New York uraufgeführt. 1941 nach Hollywood; Drehbuchautor, Rollen in antifaschistischen Filmen. 1943 nach einer Idee von Kortner und Joe May "The Strange Death of Adolf Hitler" (James Hogan). 1944 Mitunterzeichner der "Declaration of the Council for a Democratic Germany".
Ende 1947 Rückkehr nach Deutschland, die in Filmrollen wie in Jacques Tourneurs "Berlin Express" und Josef von Bakys "Der Ruf" (nach Kortners Drehbuch) filmisch reflektiert wird. Ab 1949 wieder Theaterarbeit als gefeierter Regisseur und Schauspieler: Kammerspiele München, Hebbel-Theater Berlin, ab 1953 auch Schillertheater Berlin und Deutsches Schauspielhaus Hamburg.
1960 wird sein Fernsehfilm "Die Sendung der Lysistrata" wegen pazifistischer Tendenz vom Bayerischen Rundfunk nicht ausgestrahlt. Hans Jürgen Syberberg dokumentiert 1965/66 Kortners Theaterarbeit in zwei Filmen. 1959 erscheint die Autobiografie "Aller Tage Abend". Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. erhält er 1970 den Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste.
© hmbock