Corinna Kirchhoff
Corinna Kirchhoff, geboren am 9. März 1958 in Düsseldorf, absolvierte eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin. Ihr Theaterdebüt gab sie 1983 an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz in Peter Steins Inszenierung von Tschechows "Drei Schwestern". In den folgenden Jahren war sie in zahlreichen weiteren Inszenierungen an der Schaubühne zu sehen. 1996 wurde Kirchhoff von der Fachzeitschrift "Theater heute" zur Schauspielerin des Jahres gewählt. 1999 erhielt sie ein dauerhaftes Engagement am Wiener Burgtheater, wo sie für ihre Hauptrolle in Schillers "Maria Stuart" 2002 eine Nominierung für den renommierten Nestroy-Preis erhielt. Am Schauspielhaus Zürich begeisterte sie 2005 in einer Inszenierung von Yasmina Rezas "Der Gott des Gemetzels" Kritik und Publikum. Weitere Erfolge konnte sie in Arthur Schnitzlers "Das weite Land" am Wiener Burgtheater (2011) und in Lessings "Sara Sampson" am Berliner Ensemble (2012) feiern. Am Schauspiel Frankfurt war sie bis März 2014 in einer Inszenierung von Henrik Ibsens "John Gabriel Borkman" als Gunhild Borkman zu sehen; seit Januar 2015 gehört Corinna Kirchhoff fest zum Ensemble des Schauspiel Frankfurt.
Neben dem Theater wirkte Kirchhoff seit jeher auch in Kino- und (vor allem) Fernsehproduktionen mit. In Bernhard Wickis "Das Spinnennetz" (1989) spielte sie die national gesinnte, antisemitische Braut des Protagonisten. Danach sah man sie noch in Heiko Schiers Politkomödie "Alles Lüge" (1992) und in Matti Geschonnecks Science-Fiction-Film "Moebius" (1992), bevor sie sich komplett auf ihre umfangreiche Theaterarbeit und gelegentliche Fernsehrollen konzentrierte. In dem hoch gelobten Zweiteiler "Leben in Angst" (1996) spielte sie eine Ehefrau und Mutter, deren Mann heimlich seine Homosexualität auslebt; in dem kleinstädtischen Missbrauchsdrama "Das Böse" (1998) überzeugte sie als Staatsanwältin. Eine humorvollere Rolle hatte sie als Fraktionsvorsitzende in der politischen Comedyserie "Kanzleramt" (2005). 2007 gehörte sie als Mutter einer von Geheimnissen und Lügen zermürbten Familie zum Ensemble des Mehrteilers "Zodiak - Der Horoskop-Mörder".
Erst 2009 wirkte Kirchhoff nach 17 Jahren erstmals wieder in einem Kinofilm mit: In Christian Beckers hoch gelobtem Drama "Zarte Parasiten" verkörperte sie eine Ehefrau, die den Unfalltod ihres Sohnes nicht verwinden kann. Im Jahr darauf hatte sie eine wichtige Rolle in Christoph Hochhäuslers "Unter dir die Stadt": Darin spielte sie die distinguierte Ehefrau eines Bankers, der eine Affäre mit der Gattin eines Mitarbeiters beginnt. Kirchhoff gehörte zum Ensemble von Urs Eggers TV-Thriller "Wolfsfährte" (2010) und spielte in Stefan Krohmers schwarzer Komödie "Riskante Patienten" (2012, TV) eine Krebspatientin, die in die gewalttätigen Konflikte eines Heilpraktikers verwickelt wird. Ihre Leistung in diesem Film brachte ihr eine Nominierung für den Deutschen Schauspielpreis als Beste Nebendarstellerin ein.
In dem Kinofilm "Die Besucher" (2012) gab sie die Mutter dreier erwachsener Kinder, die aus allen Wolken fallen, als die Eltern ihre finanzielle Unterstützung einstellen. Danach hatte sie TV-Nebenrollen als betrogene Ehefrau in "Der Tote im Watt", als Mutter einer Polizistin in Urs Eggers Thriller "Der letzte Kronzeuge" (2014) und als Mutter einer gewalttätigen Jugendlichen in der "Tatort"-Folge "Ohnmacht" (2014).
Unter der Regie von Maria Speth spielte sie in dem Kinofilm "Töchter" (2014) die Hauptrolle einer verzweifelten Mutter, die in Berlin nach ihrer von zu Hause weggelaufenen Tochter sucht und eine eigentümliche Beziehung zu einer jungen Streunerin entwickelt. Im selben Jahr überzeugte sie auch als Teilnehmerin eines Flirtkurses im Ensemble der Tragikomödie "Blütenträume" von Paul Harather.
Nach einer kleineren Rolle in Ralf Huettners Romanverfilmung "Der Koch" und weiteren Auftritten in TV-Krimireihen wie "Polizeiruf 110", "Tatort" und "Dengler" war Kirchhoff in Tobias Lenels Kinofilm "Jetzt ist die Sonne weg" zu sehen, der bei Achtung Berlin 2016 Premiere feierte. Ein Jahr darauf spielte sie in Nicolas Wackerbarths im Forum der Berlinale uraufgeführter und von der Kritik gefeierter Satire "Casting" eine prominente Schauspielerin bei den Besetzungsproben für eine Neuverfilmung von Fassbinders "Die bitteren Tränen der Petra von Kant". Beim Deutschen Filmpreis 2018 wurde sie für diesen Auftritt als Beste Darstellerin in einer Nebenrolle nominiert.