Renate Krößner
Renate Krößner wurde am 17. Mai 1945 in Osterode am Harz als Tochter eines Lehrers geboren. Sie wuchs in Ost-Berlin auf, spielte schon früh an einem Laientheater und studierte nach der Oberschule an der Staatlichen Schauspielschule der DDR, die sie mit Diplom abschloss. Es folgten ab 1966 Engagements an Theatern in Parchim, Stendal und Senftenberg. Ab 1971 spielte sie in Brandenburg an der Havel, danach absolvierte sie diverse Gastspiele.
Ihre erste Filmrolle hatte Krößner bereits 1965 in Lutz Köhlerts "Tiefe Furchen" gespielt; bis Mitte der 1970er Jahre war sie dann vor allem in Fernsehproduktionen zu sehen. In einem Kinofilm trat sie erst zehn Jahre nach ihrem Debüt auf, in Ralf Kirstens "Eine Pyramide für mich" (1975). Größere Bekanntheit erlangte sie dann vor allem mit mehreren Gegenwartsfilmen, angefangen bei Lothar Warnekes "Die unverbesserliche Barbara" über "Zünd an, es kommt die Feuerwehr" von Rainer Simon und als Restaurantschiff-Besitzerin "Caramba" in "Feuer unter Deck" von Hermann Zschoche, der aber wegen der Ausreise von Co-Star Manfred Krug von den Behörden zurückgehalten wurde und erst mit Jahren Verspätung in die Kinos kam. Besonders einprägsam war ihre Rolle als beste Freundin der unter Eheproblemen leidenden Hauptfigur Tilly (Katrin Saß) im Publikumserfolg "Bis dass der Tod euch scheidet" (1979) von Heiner Carow.
Auch internationale Anerkennung erlangte Renate Krößner mit der Rolle, mit der sie bis heute verbunden wird: Als unangepasste Schlagersängerin Ingrid "Sunny" Sommer, die trotz aller Widrigkeiten um Erfolg und ihre persönliche Unabhängigkeit kämpft, brillierte sie in Wolfgang Kohlhaases (Drehbuch) und Konrad Wolfs (Regie) realistischem Drama "Solo Sunny" (1980) – und gewann für ihre Leistung auf der Berlinale den Silbernen Bären als Beste Darstellerin.
Trotz des Erfolges von "Solo Sunny" blieben gute Rollenangebote für Krößner weitgehend aus. "Einer vom Rummel" (1983) von Lothar Großmann wurde ihr letzter Film für die DEFA, ansonsten spielte sie noch in einigen Fernsehproduktionen, darunter der Fünfteiler "Verflucht und geliebt" (1981) und die Fontane-Verfilmung "Mathilde Möhring" (1982), in der sie die Titelrolle verkörperte.
Nach mehreren Ausreiseanträgen siedelte Krößner im Juli 1985 gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Bernd Stegemann nach Westberlin über. Im Westen kam vor allem ihre Theaterkarriere schnell wieder in Gang, so spielte sie wichtige Rollen am Theater Basel, am Residenztheater München und an der Berliner Schaubühne. Vor der Kamera stand sie zunächst ausschließlich für das Fernsehen, etwa mehrfach in Folgen der Reihe "Tatort" und zahlreichen weiteren Krimiserien wie "Der Fahnder", "Der Alte", "Der letzte Zeuge", "Polizeiruf 110" und "Stubbe – Von Fall zu Fall", in der sie die Frau von Kommissar Stubbe spielte. Populär wurde sie auch durch ihre Rolle in "Liebling Kreuzberg" als kurzzeitige Freundin des von Manfred Krug gespielten Rechtsanwalts Liebling.
Ihre erste Kinorolle im wiedervereinigten Deutschland hatte Renate Krößner 1991 in Peter Kerns "Gossenkind" als alkoholabhängige Mutter. Adolf Winkelmann besetzte sie im selben Jahr für "Nordkurve", der die samstäglichen Erlebnisse von Fußballfans schildert. Für ihre Darstellung des Fans Uschi Klamm wurde Krößner 1993 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. 1994 war sie in Bernd Schadewalds mehrfach ausgezeichnetem Fernsehfilm "Angst" sowie in Rainer Simons Kinofilm "Fernes Land Pa-isch" (1994) zu sehen.
Einen Grimme Preis – gemeinsam mit Autor Johannes Reben und ihren Mitspielern Dieter Pfaff und Miriam Horwitz erhielt Krößner für die zwölfteilige RTL-Serie "Bruder Esel" (1996), in der sie sich als Mutter von drei Kindern in einen Franziskanerpater verliebt. Im Jahr darauf spielte sie in Dominik Grafs TV-Kriminalfilm "Der Skorpion" an der Seite von Heiner Lauterbach die Ehefrau eines Kriminalkommissars, die einem Anschlag zum Opfer fällt.
In den folgenden Jahren war sie im Kino unter anderem in der Romanverfilmung "Helden wie wir" (1999), in Jobst Oetzmanns Drama "Die Einsamkeit der Krokodile" (2000) und in Werner Herzogs "Unbesiegbar" (2001) in Nebenrollen zu sehen. Dani Levy besetzte sie 2004 in seiner Komödie "Alles auf Zucker!" als Club-Chefin, im selben Jahr verkörperte sie 2004 in der sechsteiligen ZDF-Krimireihe "Einmal Bulle, immer Bulle" die Hauptrolle einer abgebrühten, schwarzhumorigen Hauptkommissarin. In Thomas Schadts TV-Filmbiografie "Carola Stern – Doppelleben" spielte sie die Publizistin im reiferen Alter. Ebenfalls zu sehen war sie im preisgekrönten Drama "Mondscheinkinder" (2006) von Manuela Stacke.
Einen eindrucksvollen Auftritt in einem 13-minütigen Kurzfilm hatte Krößner im Jahr 2008 in "Dunkelrot" von Frauke Thielecke als an Alzheimer Erkrankte. Während sie weiterhin im Fernsehen sehr präsent blieb, war sie im Kino lange Zeit sehr selten zu sehen, etwa 2011 in Andreas Kannengießers Drama "Vergiss dein Ende", in dem sie aus ihrem tristen Dasein als Pflegerin ihres dementen Mannes ausbrechen will.
Danach sah man Krößner wieder in vielen Fernsehrollen. In Titus Selges Familienkomödien "Überleben an der Wickelfront" (2012) und "Überleben an der Scheidungsfront" (2015) hatte sie eine Gastrolle als Filmmutter von Valerie Niehaus; auch in dem Mystery-Melodram "Ohne Dich" (2014) und in dem Familiendrama "Unterm Eis" (2015) war sie jeweils die Mutter der Hauptfigur. Außerdem übernahm sie Gastrollen in diversen Serien.
Im Juli 2015 startete der Kinofilm "Marry Me!", mit Krößner in einer Nebenrolle als liebevoll gezeichnete "Ossi"-Berlinerin. Friedemann Fromm besetzte sie in dem TV-Mehrteiler "Die Stadt und die Macht" (2016), einer Mischung aus Politthriller und Familiendrama, als psychisch kranke Ehefrau eines rücksichtslos-machtgierigen Berliner Politikers (Thomas Thieme) und Mutter einer idealistischen Rechtsanwältin (Anna Loos). Ebenfalls 2016 hatte Krößner in drei Folgen der Kultserie "Lindenstraße" ein Gastspiel als Millionärsgattin Elise Romberger.
Von 2017 bis 2019 hatte sie in der Serie "Der Lehrer" eine tragende Rolle als Mutter der Titelfigur. Daneben wirkte sie weiterhin in Fernsehspielen mit. So verkörperte sie in Max Zähles Krimi "Der steinerne Gast" (2018) die Witwe eines getöteten Juweliers, und gehörte zum Ensemble von Bettina Blümners "Fluss des Lebens – Kwai: Familienbande" (2019).
Renate Krößner war mit dem Schauspieler Bernd Stegemann verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Eugen arbeitet ebenfalls als Schauspieler. Renate Krößner lebte zuletzt in Mahlow bei Berlin, wo sie am 25. Mai 2020, nur wenige Tage nach ihrem 75. Geburtstag, verstarb.