Oskar Roehler
Oskar Roehler, geboren am 21. Januar 1959 in Starnberg als Sohn der Schriftstellerin Gisela Elsner, die sich später in die DDR absetzte, und des Luchterhand-Lektors Klaus Roehler, bei dem er in Berlin aufwuchs. Ab Anfang der 1980er Jahre war Roehler als Schriftsteller tätig und veröffentlichte 1984 den Erzählband "Abschnappuniversum". Er schrieb Drehbücher unter anderen für Christoph Schlingensief ("Terror 2000", 1992) und Niklaus Schilling ("Deutschfieber, 1992) und gab 1995 mit dem einstündigen Low-Budget-Psychodrama "Gentleman" sein Regiedebüt.
Für seine zweite Regiearbeit "Silvester Countdown" (1996) wurde Roehler 1997 beim Münchner Filmfest mit dem Regie-Nachwuchspreis ausgezeichnet. Der große Durchbruch gelang ihm drei Jahre später mit "Die Unberührbare" (2000) über das Leben seiner Mutter: Roehler erhielt den Deutschen Filmpreis für den Besten Film sowie mehrere Preise auf internationalen Festivals (u.a. in Miami, Karlovy Vary und Rotterdam); ebenso wurde Hannelore Elsner für ihre Leistung mit dem Deutschen Filmpreis und zahlreichen Festivalpreisen geehrt. Es folgten der von der Kritik zwiespältig besprochene "Suck my Dick" (2001) und der hoch gelobte "Der alte Affe Angst" (2003), in dem er das Sterben seines Vaters verarbeitete.
Nach dem von Kritik und Publikum ebenfalls weitgehend positiv aufgenommenen und mit dem Bayerischen Filmpreis für das Beste Drehbuch ausgezeichneten "Agnes und seine Brüder" (2004) wendete Roehler sich einer mit Spannung erwarteten Literaturverfilmung zu: Für "Elementarteilchen" (2006), die von Bernd Eichinger produzierte Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michel Houellebecq über sexuelle Wirrungen, brachte Roehler zahlreiche Stars vor die Kamera. Moritz Bleibtreu erhielt auf der Berlinale 2006 den Darstellerpreis. Von der Kritik wurde der Film kontrovers besprochen, an der Kinokasse war er ein Erfolg.
Nach einer dreijährigen Regie-Pause legte Oskar Roehler Anfang 2009 seinen elften Film vor: "Lulu und Jimi", ein Drama über die Liebe zwischen einer jungen Deutschen und einem Afroamerikaner in der deutschen Provinz der 1960er Jahre. Ein heißes Eisen packte Roehler mit seinem nachfolgenden Film an: "Jud Süß – Film ohne Gewissen", über die Entstehungsgeschichte des berüchtigten Nazi-Propagandafilms und das Schicksal seines Hauptdarstellers Ferdinand Marian, feierte im Wettbewerb der Berlinale 2010 Premiere und wurde von Kritik und Publikum kontrovers diskutiert.
Im Februar 2013 startete dann die Verfilmung seines eigenen, autobiographischen Romans "Herkunft" in den deutschen Kinos: "Quellen des Lebens" erzählt in fast drei Stunden und über drei Generationen hinweg eine deutsche Familiengeschichte - und zugleich die Geschichte der Bundesrepublik von der Nachkriegszeit bis zur Zeit von Studentenbewegung und Flower Power. "Tod den Hippies, es lebe der Punk" hieß dann im Frühjahr 2015 sein nächster Film, wiederum mit autobiographischen Einflüssen, in dem er die Flucht eines jungen Unangepassten (Tom Schilling) aus der Provinz ins wilde Berlin der 1980er Jahre schildert.
Roehlers nächster Film, die bitterböse Gesellschaftssatire "HERRliche Zeiten" (2018), frei nach Motiven des Romans "Subs" von Thor Kunkel, zeigte Katja Riemann und Oliver Masucci als wohlhabendes Ehepaar, dass in einer scherzhaften Zeitungsanzeige nach "Sklaven" sucht – mit überraschendem Erfolg. Ebenfalls mit Oliver Masucci in der Hauptrolle drehte Roehler "Enfant Terrible" (2020), eine Filmbiografie des legendären Regisseurs und Autors Rainer Werner Fassbinder, die ästhetisch an das Fassbindersche Universum angelehnt ist.