Gierig

Deutschland 1998/1999 Spielfilm

Inhalt

Szenen aus dem Berliner Nachtleben führen zu den Sehnsüchten und Abgründen seiner Protagonisten: Da ist Gary, der Nachtclubbesitzer und Künstler, der eigentlich mit der Journalistin Natascha liiert ist. Sie sind zusammen und doch nicht – so wie sich Natascha in den Boxer Sugar verlieben wird, ohne es wirklich zu merken. Natascha und Gary bleiben aneinander gebunden, und alles scheint in der Schwebe stabil zu bleiben, bis Gary erfährt, dass er unheilbar krank ist.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Natascha, eine Journalistin, zumindest wird das von ihr behauptet, hängt in der Bar „Risiko“ herum, die der Videokünstler Gary betreibt. Wo es knallhart zur Sache geht – und das nicht nur auf der Video-Leinwand. Wenn sie nicht gerade „ihrem“ Gary beim Fremdgehen etwa mit Suzi zuschaut, trifft sie sich mit Freundinnen auf dem Alexanderplatz, um sich auf der Motorhaube ihres Cabrios einen Streifen Koks ’reinzuziehen. Oder, unweit vom Alex, einem berühmten Boxer nachzusteigen, der auf dem einstigen DDR-Prachtboulevard Karl-Marx-Allee joggt.

Natascha mags gerne hart, weshalb sie sich auch für den „Straßenboxer“ Sugar interessiert, obwohl der – anders als im Ring – beim Sex eher die sanftere Tour bevorzugt. Und trotzdem sie vom Manager des Boxers, der leistungshemmende Affären seines Schützlings stets im Vorfeld zu unterbinden trachtet, heftig zu Boden geschlagen wird.

Das Dreieck entwickelt sich. Bei Gary hat man einen Gehirntumor diagnostiziert, sodass sich dieser im Bewusstsein, bald sterben zu müssen, noch ekstatischer in einen Rausch von Sex und Drogen steigert. Natascha hält zu Gary, singt (nur) für ihn den melancholischen spanischen Hit „Porque te vas“ über einen verlorenen Geliebten – und lässt sich ihre Aggressionen von Sugar austreiben.

Am Ende einer der exzessiven Feten in einem aufgelassenen Freibad stürzt sich Gary vom Drei-Meter-Sprungbrett in das wasserlose Becken: „Ich will jetzt sterben“ haucht er Natascha noch zu, die so sehr um ihn trauert, dass sie sogar Sugar den Laufpass gibt und endlich Garys größten Wunsch erfüllt, im „Risiko“ live als Sängerin aufzutreten...

„Gierig“ ist ein außergewöhnlicher Film, der niemanden vor der Leinwand kalt lässt. Sowohl bezogen auf die schockierend brutalen Gewalt- und bisweilen geradezu ekelhaften Sex-Szenen, die im angesagten Berliner Techno-Club WMF mit einigen realen Table Dance-Profis gedreht worden sind. Als auch bezogen auf die wenigen, die ursprünglich 82 Film-Minuten aber wie ein kaum sichtbares Rotes Band durchziehenden leisen, gefühlvollen Momenten zu Pergolesis „Stabat Mater“-Klängen.

Oskar Roehler drehte mit „Gierig“ eine Dreiecksgeschichte, die bei der Uraufführung im Februar 1999 in der Panorama-Sektion der 49. Berlinale ein geteiltes Echo hervorrief – beim Publikum wie bei der Kritik. „Klischeehaft“ war noch der leiseste Vorwurf. Dabei verfügt der Spielfilm über ein entscheidendes Plus, und das ist die Besetzung mit Jasmin Tabatabai, Richy Müller und Gregor Törzs.

Der Münchner Arthaus-Verleih zierte sich lange, verschob den Kinostart mehrfach. Der erfolgte dann knapp ein Jahr nach der Uraufführung am 2. Februar 2.000 in überarbeiteter und auf gut sechzig Minuten gekürzter Fassung. Immer noch Hardcore-Sex – und immer in der gleichen Stellung, weshalb sich die Fernsehanstalten nicht trauten, diese Berlin-Story aus dem Boxhallen- und Clubmilieu vor Mitternacht auszustrahlen. Vox sorgte für die TV-Erstausstrahlung in der Nacht vom 5. auf den 6. August 2003.

Oskar Roehler im Arthaus-Presseheft: „‘Gierig‘ ist ein Film über drei Menschen, die sich verstrickt haben: in ihren Ängsten, in ihren Sehnsüchten, in ihren Obsessionen. Auf den ersten Blick scheinen ihre Handlungen und die Konsequenzen ihres Tuns unverständlich, überzogen - absurd, eben. Gleichzeitig finden sie an realen Schauplätzen statt. Ich will, dass der Zuschauer das Denken vom Handeln abstrahiert. Es geht mir bei diesen drei Menschen nicht so sehr um Reaktionen, um Gesten oder um Posen, also das, was sie machen; viel wichtiger ist das, was sie ausmacht, was in ihren Köpfen vorgeht. In meinem Film will ich es herausfinden.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 31.03.1998 - 08.05.1998
Länge:
2209 m, 61 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.01.2000, 83887, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 03.02.2000;
TV-Erstsendung (DE): 05.08.2023, Vox

Titel

  • Originaltitel (DE) Gierig
  • Weiterer Titel (eng) Lust for Life

Fassungen

Original

Länge:
2209 m, 61 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.01.2000, 83887, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 03.02.2000;
TV-Erstsendung (DE): 05.08.2023, Vox

Langfassung

Länge:
83 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DE): Februar 1999, Berlin, IFF - Panorama