Gert Fröbe
Karl Gerhart Fröbe wurde am 25. Februar 1913 in Planitz, Zwickau, geboren. Bereits als Schüler eines Realgymnasiums in Zwickau trat er als Soloviolinist im Mitteldeutschen Rundfunk auf und avancierte als "Der rote Geiger von Zwickau" zum Star eines Tanzmusiktrios.
Neben seinen musikalischen Ambitionen betätigte Fröbe sich als Maler und erhielt nach einer Ausstellung die Chance, an der Dresdener Kunstakademie zu studieren. Doch Fröbe wollte Schauspieler werden – also schlug er das Angebot aus und absolvierte stattdessen eine dreijährige Bühnenmalerlehre am Staatstheater Dresden. Seinen kargen Lebensunterhalt besserte er durch den Verkauf selbst gemalter Ansichtskarten und Bilder auf.
Schließlich nahm Gert Fröbe Schauspielunterricht bei Erich Ponto. Als dieser 1936 nach Berlin ging, folgte Fröbe seinem Lehrmeister. Er lernte zunächst bei Paul Günther und absolvierte noch im selben Jahr die Schauspielprüfung bei Lothar Müthel.
Kaum war seine Ausbildung beendet, erhielt er Engagements an den Städtischen Bühnen in Wuppertal (1937/38) und Frankfurt (1938/39). Im Jahr 1939 ging er für vier Jahre nach Wien, wo er am Volkstheater auf der Bühne stand. In Wien knüpfte er auch erste Kontakte zum Film, wenn auch nicht als Schauspieler. So modellierte er die Figuren für einen Kulturfilm über die Entwicklung der deutschen Puppe von den Germanen bis zu Käthe Kruse. 1944 hat er als Bauer in "Die Kreuzlschreiber" einen ersten, kleinen Filmauftritt. Lothar Müthel wollte ihn schließlich ans Wiener Burgtheater engagieren, doch bevor es dazu kam, wurde Fröbe als Soldat zur Infanterie einberufen.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs hielt Fröbe sich in Bayern als Landschaftsmaler und Porträtzeichner über Wasser – bis er sein Talent als Interpret von Gedichten und als Pantomime entdeckt. 1945 und 1946 trat er in den Eröffnungsprogrammen der ersten Münchner Nachkriegskabaretts "Gonghaus" und "Bunter Würfel". 1948 riss er im "Simpl" Publikum und Kritik zu Begeisterungsstürmen hin.
Im gleichen Jahr spielte Fröbe seine erste Kinohauptrolle in Robert A. Stemmles "Berliner Ballade". Darin verkörperte der damals noch spindeldürre Fröbe einen treuherzig-hilflosen Kriegsheimkehrer – und wird praktisch über Nacht einem großen Publikum bekannt: Der Name seines Charakters "Otto Normalverbraucher" wird zum feststehenden Begriff im deutschen Sprachgebrauch.
Größere Filmangebote blieben zunächst dennoch aus. Also trat Fröbe als Mitglied der Artistenloge als Jongleur und Parodist beim Zirkus und in Varietés auf. Zugleich arbeitete er daran, sich in eine physisch präsentere Gestalt zu verwandeln: "In 10 bis 15 Jahren will ich Charles Laughton-Format haben", erklärte er 1949 einem Reporter.
Im Lauf der 1950er Jahre wird er immer häufiger in prägnanten Nebenrollen besetzt und spielt neben deutschen auch in einer Reihe französischer Produktionen. So etwa in Orson Welles" "Mr. Arkadin" (Herr Satan persönlich; 1955), Yves Ciampis "Les héros sont fatigués" (Die Helden sind müde; 1955), an der Seite von Yves Monand, oder in Jules Dassins Drama "Celui qui doit mourir" (Der Mann, der sterben muss; 1957). Nicht zuletzt durch seine ausländischen Engagements kommt Fröbe auch in Deutschland zu größerer Popularität und Beschäftigung.
Mit Vorliebe besetzte man ihn zwielichtigen, wenn nicht gar psychopathischen Rollen: Er spielte brutale Bösewichter und Menschenschinder ("Robinson soll nicht sterben", 1957), tyrannische Patriarchen ("Und ewig singen die Wälder", 1959; "Via Mala", 1961) und Kindermörder ("Es geschah am hellichten Tag", 1958). Geradezu idealtypisch verkörperte er in Rolf Thieles "Das Mädchen Rosemarie" (1958) und in Gottfried Reinhardts "Menschen im Hotel" (1959) den Prototyp des skrupel- und charakterlosen Generaldirektors der Wirtschaftswunderjahre. Daneben gab Fröbe zwischen 1960 und 1962 in drei "Dr. Mabuse"-Thrillern gewitzt scharfsinnige Kriminalkommissare und spielte in Filmen wie "Der Gauner und der liebe Gott" (1960; Darstellerpreis in San Sebastián und Ernst-Lubitsch-Preis) oder "Ganovenehre" (1966) sympathische Halbweltler.
Einen seiner größten Erfolge feierte er 1965 mit dem James-Bond-Film "Goldfinger", in dem er die Titelrolle des genialischen, grausamen Superschurken spielt. Bis heute zählt diese Rolle zu seinen bekanntesten. Im gleichen Jahr sah man ihn in einem gänzlich anderen Part in der turbulenten Klamotte "Those Magnificent Men in Their Flying Machines" (Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten), in dem er als Oberst von Holstein knatterndes Preußentum auf die Schippe nahm.
Es folgten weitere Engagements in amerikanischen, britischen, italienischen und französischen (Ko-)Produktionen, die zum Teil jedoch in Deutschland gedreht wurden. An der Seite von Warren Beatty und Goldie Hawn stand er in Hamburg für die Krimikomödie "$" (Der Millionenraub, 1971) und in München unter der Regie von Ingmar Bergman für "Das Schlangenei" (1977) vor der Kamera. In Luchino Viscontis "Ludwig II." (1972) trat er als einfühlsamer Beichtvater des seelisch angeschlagenen Bayernkönigs auf. Eine populäre Rolle in einer deutschen Produktion hatte er 1974 in der Titelrolle des Kinderfilms "Der Räuber Hotzenplotz". 1978 wurde er beim Deutschen Filmpreis mit einem Ehrenpreis für sein Lebenswerk geehrt.
Doch obwohl Fröbe beim Film noch immer sehr gefragt war, wurde die Kleinkunst ab Mitte der 1970er Jahre wieder zu seinem wichtigsten Betätigungsfeld: Der TV-Produktion "Morgenstern am Abend" folgte 1974 das Solo-Programm "Durch Zufall frei", in dem er Arbeiten des Dichters Christian Morgenstern sowie "szenische Memoiren" vortrug und mit dem er 1977-1981 auftrat.
Daneben wirkte er vereinzelt in Film- und Fernsehproduktionen mit, so etwa als Partner Elisabeth Bergners in der Altersromanze "Der Garten" (1982, TV) oder in der Pierre-Richard-Klamotte "Le coup du parapluie" (Der Regenschirmmörder, 1981). 1986/87 gab er in der britischen Verfilmung des Kinderbuchklassikers "Der kleine Vampir" den bösen Vampirjäger Geiermeier, 1988 verkörperte er in der letzten Folge der Fernsehserie "Die Schwarzwaldklinik" einen 100-Jährigen – es sollte auch Fröbes letzte Vorstellung werden. Am 5. September 1988 starb Gert Fröbe im Klinikum München-Großhadern an den Folgen eines Herzinfarkts.