Irms Pauli
Irms Pauli wurde als Irmgard Pauli am 2. Oktober 1926 in Wernigerode geboren. Nach einer Schneiderlehre ging sie nach Hamburg, wo sie die Meisterschule für Mode absolvierte. 1949 erhielt sie eine Stelle als Assistentin der renommierten Kostümbildnerin Erna Sander bei der Real Film in Hamburg. In dieser Funktion sammelte sie erste Erfahrungen bei Wolfgang Staudtes Drama "Schicksal aus zweiter Hand" (1949) und Kurt Hoffmanns Gaunerkomödie "Klettermaxe" (1952).
Paulis erste Arbeit als verantwortliche Kostümbildnerin war das musikalische Lustspiel "Das singende Hotel" (1953, Regie: Géza von Cziffra). Im weiteren Verlauf der fünfziger Jahre entwarf sie die Kostüme für zahlreiche Filme unterschiedlichster Genres: Dramen wie "Preis der Nationen" (1956) und "Der Mann im Strom", Komödien wie "Drillinge an Bord" (1959) und "Natürlich die Autofahrer" (1959) und Revue- und Schlagerfilme wie "Nachts im Grünen Kakadu" (1957) und "Der lachende Vagabund" (1958). Häufig arbeitete sie dabei mit den gleichen Regisseuren, drehte etwa drei Filme mit Georg Jacoby, vier mit Erich Engels und sechs mit Géza von Cziffra. Eine bedeutende Zusammenarbeit verband sie mit Frank Wysbar, für den sie die Kostüme der Antikriegsfilm-Klassiker "Haie und kleine Fische" (1957), "Hunde, wollt Ihr ewig leben" (1959), "Nacht fiel über Gotenhafen" (1960) und "Fabrik der Offiziere" (1960) sowie des Liebesdramas "Barbara" (1961) gestaltete.
In den 1960er Jahren avancierte Pauli endgültig zur renommiertesten und gefragtesten Kostümbildnerin des deutschen Films: Nach dem überaus erfolgreichen Karl-May-Film "Der Schatz im Silbersee" (DE/YU/FR 1962) wurde sie für fast alle weiteren Karl-May-Adaptionen engagiert – am berühmtesten ist ihre Arbeit für "Winnetou I" (DE/IT/FR 1963), speziell die markanten Wildleder-Kostüme für Lex Barker und Pierre Brice, die zum Markenzeichen des Duos avancierten, aber auch die eleganten Anzüge für Mario Adorfs Schurken. Mit "Unter Geiern" (DE/FR 1964), "Der Ölprinz" (DE/YU 1965) und "Winnetou III" (DE/YU 1965) – um nur die wichtigsten zu nennen – folgten weitere Karl-May-Klassiker.
Daneben war Pauli bei Edgar-Wallace-Filmen wie "Der schwarze Abt" (1963), "Der Bucklige von Soho" und "Der Mönch mit der Peitsche" sowie bei den Jerry-Cotton-Filmen "Der Tod im roten Jaguar" (1968) und "Todesschüsse am Broadway" (1969) für die Kostüme verantwortlich. Ihr häufigster Regisseur der 1960er Jahre war Alfred Vohrer. Robert Siodmak engagierte sie für seinen opulenten Zweiteiler "Kampf um Rom" (DE/IT 1969).
Als in den 1970er Jahren die Zeit der Kostüm- und Abenteuerfilme zu Ende ging, waren auch Irms Paulis Talente seltener gefragt. Mit Vohrer arbeitete sie noch bei dem zeitgenössischen Großstadtkrimi "Perrak" (1970) und mehreren Simmel-Adaptionen, darunter "Und Jimmy ging zum Regenbogen" (1971) und "Der Stoff, aus dem die Träume sind" (1972). Ihre letzte Arbeit fürs Kino war die in Ost-Berlin spielende Gaunerkomödie "Inside Out - ein genialer Bluff" (1976) mit Telly Savalas in der Hauptrolle.
Stattdessen war Irms Pauli ab 1969 sehr oft fürs Fernsehen tätig. Zu ihren bekanntesten Arbeiten gehören hier Eugen Yorks Operetten-Verfilmung "Paganini" (1973), einige Beiträge der Kindersendung "Sesamstraße" (1977), Sigi Rothemunds Serie "Timm Thaler" (1979) und sein international koproduzierter Historien-Sechsteiler "Jenseits der Morgenröte" (1985). Ihre letzten Kostüme gestaltete sie 1987/88 für die erste Staffel der Erfolgsserie "Mit Leib und Seele", deren Ausstrahlung sie jedoch nicht mehr erlebte: Am 16. Juni 1988 starb Irms Pauli in Fulda als Beifahrerin bei einem Autounfall.
Der Nachlass von Irms Pauli befindet sich im DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt, wo 1990 eine Sonderausstellung zu ihrem Lebenswerk stattfand. Zur Ausstellung erschien der Katalog "Kostüme: Irms Pauli".