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Alle Fotos (5)Biografie
Friedrich Zelnik wurde am 17. Mai 1885 in Czernowitz (Ukraine) geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte. Gemäß dem Wunsch seines Vaters studierte er Jura in Wien, wechselte nach seinem Abschluss jedoch das Metier: ab 1909 stand er als Theaterschauspieler in Nürnberg, Aachen, Worms, Prag und Berlin auf der Bühne. Fast zeitgleich, im Jahr 1910, begann Zelnik seine Karriere in der Filmbranche, zunächst als Schauspieler bei dem Filmpionier Oskar Messter. Er arbeitete wiederholt mit Henny Porten zusammen, und nicht zuletzt wegen seiner aristokratischen, zugleich nonchalanten Erscheinung avancierte er bald zum Star: meist verkörperte er elegante Lebemänner, Adelige und Mediziner. Als weltgewandten Detektiv sah man ihn in der Titelrolle von "Das Abenteuer des Van Dola" (1915), als Schurken in dem Sherlock Holmes-Krimi "Das dunkle Schloss" (1915).
Trotz seines Erfolgs wechselte Zelnik schließlich hinter die Kamera: Im Oktober 1915 gründete er zusammen mit Walter Behrend und Max Liebenau seine eigene Produktionsfirma, die Berliner Film-Manufaktur. Mit ihr produzierte er sowohl Filme, bei denen er selbst Regie führte, als auch Filme anderer Regisseure, in denen er die Hauptrolle spielte – dies waren vor allem Alfred Halm, Emerich Haus und Fred Sauer.
Seine Frau Lya Mara, eine Schauspielerin und Tänzerin, die er in Warschau kennengelernt hatte, spielte meist die weiblichen Hauptrollen seiner Filme. Mit Filmen wie "Die Erlebnisse der berühmten Tänzerin Fanny Elßler" (1920), "Aus den Memoiren einer Filmschauspielerin" (1921), "Lyda Ssanin" (1922), "Die Geliebte des Königs" (1922), "Auf Befehl der Pompadour" (1924) oder "Die Venus von Montmarte" (1925) baute er sie systematisch zum Star auf; in Nebenrollen wirkte des Öfteren der spätere Ufa-Star Hans Albers mit.
Zwischen 1917 und 1922 produzierte die Berliner Film-Manufaktur mehr als 120 Filme. Ab 1920 firmierten Zelniks Firmen unter verschiedenen Namen: Zelnik-Mara-Film GmbH, Friedrich Zelnik-Film GmbH und Efzet-Film GmbH. 1930 ging die Friedrich Zelnik-Film GmbH in Liquidation. 1925 war Zelnik bei sechs Filmen Produktionsleiter bei der Deutschen Fox, 1926 wurde er Vorstandsmitglied und künstlerischer Leiter der Defu (Deutsche Film Union AG) und der Defina (Deutsche First National Pictures GmbH). Darüber hinaus war Zelnik Produktionschef des Deutschen Lichtspiel-Syndikats.
Trotz seiner oft geäußerten Haltung, dass "die Kinokunst eine Mission zu erfüllen hat", wurde Zelnik vor allem mit wenig anspruchsvollen Unterhaltungsfilmen berühmt. Der Schriftsteller Heinrich Fraenkel beschrieb Zelniks Filme 1956 als "so routiniert und handfest gezimmert […] wie ein 'gängiger' Unterhaltungsroman; Filme, die pünktlich, also ohne kostspielige Überstunden und Etatüberschreitungen, gedreht wurden und an denen nicht nur Regisseur und Star viel Geld verdienten, sondern an denen auch der Geldgeber seine Freude hatte".
Zelniks gefühlvolle Kostümdramen wie "An der schönen blauen Donau" (1927), "Das Tanzende Wien" (1927) und "Heut' tanzt Mariett" (1928) zählten stets zu den größten Kassenschlagern der jeweiligen Saison – alle mit Lya Mara in der weiblichen Hauptrolle, flankiert von Akteuren wie Harry Liedtke, Wilhelm Dieterle und Harry Halm.
Ruhmvolle Ausnahmen von der leichten Kost waren zwei Literaturverfilmungen: die Tolstoi-Adaption "Anna Karenina" (1920) mit Lya Mara in der Titelrolle, und das Drama "Die Weber" (1927) nach dem gleichnamigen Schauspiel von Gerhart Hauptmann. Zum Ensemble der sozialkritisch-naturalistischen Adaption gehörten Paul Wegener, Wilhelm Dieterle, Arthur Kraußneck und Theodor Loos. Bis heute gilt "Die Weber" als eine der besten aller Hauptmann-Verfilmungen.
Mit "Der rote Kreis" inszenierte Zelnik 1928/29 seinen letzten Stummfilm und zugleich die zweite Edgar-Wallace-Adaption der Filmgeschichte, die heute jedoch als verschollen gilt. Nachdem er 1930 Hollywood besucht hatte, passte er seinen Operettenstil problemlos an den Tonfilm an. Bezeichnenderweise war sein erster Tonfilm ein Remake seines fünf Jahre alten Films "Die Försterchristl". Die Hauptrolle spielte diesmal die Opernsängerin Irene Eisinger, mutmaßlich weil seine Ehefrau Mya Lara den Anforderungen des Tonfilms stimmlich nicht gewachsen war. Zelniks Komödie "Jeder fragt nach Erika" (1931) blieb ihr einziger Tonfilm – und ihr letzter Auftritt vor der Kamera. Zelnik hingegen landete mit Filmen wie "Spione im Savoy-Hotel" (1932) weitere Erfolge.
Die Ufa-Produktion "Es war einmal ein Musikus" (1933) war Zelniks letzter Film in Deutschland. Als Jude fühlte er sich in Nazi-Deutschland nicht mehr sicher und ging nach Hitlers Machtübernahme mit Lya Mara nach London. Dort drehte er "Happy" (1933), ein englisches Remake von "Es war einmal ein Musikus". In den folgenden Jahren arbeitete Zelnik als Regisseur und Produzent in England, den Niederlanden und Frankreich, drehte insgesamt aber nur noch sieben Filme. Seine letzte Regiearbeit war 1939 die Krimikomödie "I Killed the Count".
Während des Zweiten Weltkriegs wurde er britischer Staatsbürger und nannte sich Fred Zelnik. In Zusammenarbeit mit British National produzierte er bis 1949 noch drei Filme anderer Regisseure. Wiederum gründete er mehrere Produktionsfirmen, zuletzt mit Raymond Stross die Zelstro Films, um das Drama "Hell Is Sold Out" (1951, Regie: Michael Anderson) zu produzieren. Dessen Fertigstellung erlebte er jedoch nicht mehr. Am 29. November 1950 starb Friedrich Zelnik in London.