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Alle Fotos (9)Biografie
Dorothy Clara Louise Haas, geboren am 29. April 1910 in Hamburg als Tochter eines Briten und einer Wienerin, erhält bereits im Alter von sechs Jahren Ballettunterricht und gibt mit zehn einen ersten Soloabend mit selbst einstudierten Tänzen.
Nach dem Gymnasialabschluss im Jahr 1927 geht sie nach Berlin, wo sie von Erik Charell in einer Nebenrolle der Gilbert-und-Sullivan-Operette "Mikado" besetzt wird. Es folgen weitere Engagements an verschiedenen Theater- und Kabarett-Bühnen. Das Jahr 1930 wird für Haas in mehrfacher Hinsicht zu einem großen Karriereerfolg: Der renommierte Theatermann Max Reinhardt verpflichtet sie für Erich Engels Revue "Wie werde ich reich und glücklich" und Wilhelm Dieterle engagiert sie für die prägnante Rolle einer singenden und tanzenden Schaufensterpuppe in der Filmkomödie "Eine Stunde Glück". Noch vor der Premiere dieses Films kommt Haas" zweiter Film in die Kinos: "Dolly macht Karriere" von Anatole Litvak erhält vor allem für Haas" Darstellung glänzende Kritiken und wird so seinem Titel vollauf gerecht, markiert er doch ihren Durchbruch als Kinoschauspielerin.
Bis 1935 ist Dolly Haas neben ihrer Theatertätigkeit in 15 weiteren Filmen zu sehen, zumeist als kindlich-gewitzte Frau, die ihren männlichen Partnern an Entschlossenheit und Wagemut weit überlegen ist. In "Liebeskommando" (1931) beispielsweise spielt sie eine Frau, die ihrem (Film-)Bruder die erträumte Künstler-Karriere ermöglicht, indem sie an seiner Stelle zum Militär geht; in "Scampolo, ein Kind der Straße"(1932) verhilft sie einem bankrotten jungen Mann zu einer neuen Existenz; und in der Titelrolle von "Der Page vom Dalmasse Hotel" (1933) rettet sie einen reichen Adligen vor betrügerischen Mitgiftjägerinnen.
Nicht nur ihrer zierlichen, knabenhaften Statur wegen spielt Dolly Haas oft so genannte "Hosenrollen", ein Image, das sie in "Das häßliche Mädchen" (1933) augenzwinkernd auf die Schippe nimmt. Aber trotz Haas" Popularität kommt es bei der Premiere dieses Films zu Ausschreitungen gegen ihren jüdischen Partner Max Hansen. Angesichts des immer virulenteren Antisemitismus verlässt Dolly Haas 1936 Deutschland und emigriert nach England. Hier spielt sie unter der Regie ihres späteren Mannes Hans (John) Brahm an der Seite von Basil Radford in dem Griffith-Remake "Broken Blossoms", gefolgt von der weiblichen Hauptrolle in dem Historiendrama "Spy of Napoleon".
Mit einem Dreijahresvertrag bei der Columbia in der Tasche zieht sie schließlich nach Hollywood, muss nach eineinhalbjährigem, vergeblichen Warten auf eine Rolle jedoch erkennen, dass sie im US-Filmgeschäft keine reelle Chance bekommt. 1941 wendet sie sich in New York wieder dem Theatergeschäft zu, arbeitet zunächst an unabhängigen Theatern und schafft 1943 mit großem Erfolg den Sprung an den Broadway. Im gleichen Jahr heiratet sie den berühmten Karikaturisten Al Hirschfeld.
Ein einziges Mal noch kehrt Dolly Haas nach einer 17 Jahre währenden Pause auf die Kinoleinwand zurück: In Alfred Hitchcocks "I Confess" (1953) mit Montgomery Clift in der Hauptrolle spielen sie und O. E. Hasse ein in die USA emigriertes, tragisch endendes Küsterehepaar. Eine späte Würdigung erfährt Haas, die seit den 1940er Jahren amerikanische Staatsbürgerin ist, auf der Berlinale 1983, wo ihr ein Teil der Retrospektive gewidmet ist.
Am 16. September 1994 stirbt Dolly Haas in ihrer Wahlheimat New York an den Folgen eines Krebsleidens.