Inhalt
Auf einer Almhütte im Winter des Jahres 1983 wollen Nadja und Ingo Zeit miteinander verbringen, ihre Beziehung neu überdenken und das Nebeneinander wieder in ein Zusammensein verwandeln. Gerade jedoch als der sichtlich unzufriedene Ingo seine Karten auf den Hüttentisch legen will, stürmt eine muntere Gesellschaft in Norwegerpullis die Ruhe: Freunde von Nadjas Bruder Knut reisen an, um ein paar Tage mit Gitarrenspiel, Ski und allerlei gruppendynamischen Späßen zu verbringen. Aus heiterem Himmel wird so Ingos Idylle zerstört, und bald darauf wird durch eine Nachricht die gesamte Hüttensituation dramatisiert. Der politisch aktive Knut, so heißt es, sei "von den Bullen" verhaftet worden. Fortan sieht sich die Gruppe – angetrieben von ihrem politischen Gewissen Wolfgang – gefangen zwischen Ski-Spaß, politischem Widerstand, Selbsterklärung und Ablenkung. Auch für Ingo und Nadja wird dieses Wochenende in jeder Hinsicht zu einer neuen Selbst- und Paarerfahrung.
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Weil es in der Zweierkiste mit Nadja mächtig zieht nach einigen Seitensprüngen seinerseits, verabredet sich das Paar zu einer Urlaubswoche in der idyllischen Einsamkeit einer Skihütte im verschneiten Tirol. Ganz ohne Pisten-Zwang.
Doch dann schneit gleich eine ganze Berliner Volleyballgruppe herein, die Knut vergessen hat anzukündigen. Aus ist es mit der trauten Zweisamkeit, ab sofort regieren Gruppenzwang, Basisdemokratie, Seelenstriptease, Strickpullover, Esoterik-Therapie und Weltverbesserungsmodelle. Knut selbst lässt zwar auf sich warten, aber der smarte Skilehrer Rolf lockt die Freunde samt den beiden unfreiwilligen Gruppen-Neumitgliedern (mitgehangen ist mitgefangen) hinaus in den Schnee unter strahlend blauem Himmel. Selbst Ingo versucht sich auf den Brettern.
Bis eine Nachricht die sorgsam austarierte Gruppendynamik durcheinanderwirbelt: Sie haben Knut. Mit „Sie“ ist die Berliner Polizei gemeint. Eine Polit-Aktion scheint schiefgelaufen und Knut, einmal mehr der Rädelsführer, verhaftet zu sein. Was tun? Weiter Urlaub machen, als sei nichts geschehen, oder zurück nach Berlin fahren, um den Kommilitonen mit einer „Aktion“ herauszuhauen? Erst ’mal wird heiß diskutiert – und dann mit Mehrheitsbeschluss doch der Skikurs fortgesetzt. Aber nichts ist mehr so wie zuvor.
Während der „Chefideologe“ Wolfgang (Drehbuchautor Daniel Nocke gibt den „Unsymph“ der Gruppe) verzweifelt versucht, über Telefon Näheres zu erfahren und die Gruppe zu politisieren trachtet, geht die Mehrzahl lieber dem Skivergnügen nach – und Nadja verliebt sich in einen introvertierten Musiker. Als schließlich auch noch Kurts attraktive Freundin Sylvia, die von Politik ohnehin nichts wissen will, dem Skilehrer Rolf schöne Augen macht, ist es mit dem ohnehin brüchigen Frieden endgültig vorbei. Nach einer Schlägerei reist Rolf ab – und plötzlich steht Knut in der Tür, so als ob nichts geschehen wäre. War wohl auch nicht, der gutaussehende Polit-Sonnyboy scheint nur das Opfer einer Verwechslung geworden zu sein.
Vergeblich versucht Knut, die Freundschaft zwischen Ingo und Nadja zu retten. Am Ende reist auch Ingo ab – zusammen mit Niklas. Der hat den naiv-gutmütigen Referendar Jens zur Strecke gebracht: Ein 14-jähriger Junge als das konträre Ergebnis antiautoritärer Beziehungsprobleme. Nach der Scheidung seiner vor allem sich selbst verwirklichenden Eltern sind für ihn alle 1968er-Männer Weicheier, die ihre Frauen nicht im Griff haben. Er lässt seine Wut an Kühen im Stall aus, die er mit dem Stock malträtiert, an dem jüngeren Lars sowie an Jens, obwohl dieser sich als einziger um die beiden Kids bemüht hat.
Den 12-jährigen Lars, der sich eher in Maßen aufsässig gibt, stiftet Niklas dazu an, eine Eisbahn zu „gießen“, auf der Jens wie geplant stürzt. Und dennoch sind es die beiden Kinder, die zumindest etwas Abgründigkeit in den ansonsten viel zu harmlos-nostalgischen Film bringen…
Handelt es sich beim Kinodebut des Adolf-Grimme-Preisträgers Stefan Krohmer wirklich um eine „kleine deutsche Kinosensation“, wie Hans-Dieter Seidel nach der Uraufführung auf der 53. Berlinale in der FAZ jubelte? Für mich war diese TV-Koproduktion seinerzeit eher ein, freilich ausgezeichnetes, Argument dafür, die ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ wiederaufleben zu lassen.
Pitt Herrmann