Sie haben Knut
filmportal.de TV-Tipp zu "Sie haben Knut"
"Erklär' dich mal" – mit diesen Worten wurden in den 1960er und 1970er Jahren zahllose politische Diskussionen eingleitet. Auch im hellsichtigen Generationenporträt "Sie haben Knut" von Stefan Krohmer (Regie) und Daniel Nocke (Drehbuch) geht es um die Positionierung des Einzelnen im Spannungsfeld zwischen individueller Selbstverwirklichung und kollektiver Utopie.
Schauplatz dieser ebenso amüsanten wie anrührenden Gruppentherapie ist eine Skihütte im Winter des Jahres 1983. Eigentlich wollten Nadja und Ingo in der Zurückgezogenheit der Berge ihre krisengeschüttelte Beziehung retten, doch als unangemeldet der erweiterte Freundeskreis von Nadjas Bruder Knut hereinschneit, beginnt ein bunter Reigen der Egos, Einstellungen und Emotionen. Die plötzlich eintreffende Nachricht, welcher zufolge Knut bei einer politischen Aktion von der Polizei festgenommen wurde, polarisiert die ohnehin konfliktfreudigen Ski-Kommunarden. Lässt sich internationale Solidarität überhaupt mit kindlichem Pistenspaß vereinbaren? Und bedeutet die Sehnsucht nach intimer Zweisamkeit zwangsläufig den Verrat am gemeinsamen Kampf?
Ohne die liebevoll und genau gezeichneten Figuren zu karikieren, erzählen Krohmer und Nocke in ihrem Film von enttäuschten Hoffnungen und neuen Herausforderungen zur Zeit der gesellschaftlichen "Wende" in Westdeutschland. Das Private und das Politische verdichten sich so in "Sie haben Knut" zu der unverändert gültigen Erkenntnis, dass "Sie" trotz aller systemkritischen Abgrenzung auch immer "Wir" sind.