Halbe Treppe

Deutschland 2001/2002 Spielfilm

Inhalt

Der Titel von Andreas Dresens Film markiert zugleich ein Zentrum der Erzählung um zwei Paare in Frankfurt/Oder: In der Imbissbude "Halbe Treppe" müht sich Uwe Kukowski für sich und seine Familie, die er darüber jedoch vernachlässigt.

Seine Frau Ellen, eine Parfümfachverkäuferin, hält die Langeweile und Einsamkeit kaum noch aus, Abwechslung bieten höchstens noch die Treffen mit dem befreundeten Ehepaar Düring. Auch Chris und Katrin stecken in einer ähnlich verfahrenen Situation, in der zwischen beiden nichts mehr zu passieren scheint – Chris ist der Frühmoderator einer Radiostation, Katrin fertigt bei einer Spedition LKWs ab. Die Existenzen der Vier um die 30 haben sich stabilisiert, man steht mitten im Leben und dabei eigentlich schon am Ende. Alles jedoch gerät noch einmal neu auf den Prüfstand, als sich Ellen und Chris unversehens näher kommen und ineinander verlieben.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Andreas Dresen, 1963 in Gera geboren, gilt seit „Nachgestalten“ und „Die Polizistin“ als Hoffnungsträger des neuen deutschen Nach-Wende-Films. Der Potsdamer hat sich auch in „Halbe Treppe“ als Drehbuchautor und Regisseur den genauen Blick für die Absurditäten, aber auch das Träumerische im Alltag der neuen Bundesländer erhalten.

Was aber noch schwerer wiegt: „Halbe Treppe“ ist ein nur improvisierter Streifen, der mit dem schmalen „Nachtgestalten“-Preisgeld von lediglich 600.000 Euro entstand: Radikales Autorenkino, gedreht von einem kleinen Team mit der Handkamera ohne Kunstlicht nach „Dogma“-Art. Immer wieder wird der Handlungsfluss unterbrochen durch Kurz-Interviews mit den vier Protagonisten – dadurch aber keineswegs nachhaltig gestört.

Katrin und Chris haben Freunde zu einer Party eingeladen, zeigen Dias aus dem Urlaub. Er ist erfolgreicher Rundfunkmoderator einer Frühsendung („Mit Dauer-Power vom Power-Turm“), sie jobbt an der deutsch-polnischen Grenze bei der LKW-Abfertigung. Sie sind zwar nicht verheiratet, aber es „knistert“ offenbar schon lange nicht mehr. Jedenfalls nicht so wie bei ihrer fast erwachsenen Tochter, die eines Abends einen Freund mit auf ihre Bude nimmt...

Ihre Gäste sind Ellen und Uwe, ein Ehepaar mit zwei noch kleineren, schulpflichtigen Kindern. Größer könnten, auch was Geruchs- und Geschmacksfragen betrifft, die Gegensätze zwischen den beiden nicht sein: Sie träumt als Parfümverkäuferin vom tollen Leben der Schönen und Reichen, er ist Pächter einer Pommesbude auf „halber Treppe“ irgendwo in der Ödnis von Frankfurt an der Oder. Uwe ist ein Gemütsmensch, der sich wohl fühlt in den eigenen vier Wänden, wo er auch schon ’mal tiefgekühlte Eisbeine in der Badewanne zwischenlagert, der Wellensittich Hans-Peter ausbüxt und die Kücheneinrichtung längst ebenso der Grunderneuerung bedarf wie Uwes Gebiss.

Die beiden Paare so um die Vierzig stoßen sich plötzlich, ohne sichtbaren Anlass, an der Enge ihrer Lebenswelt. Aus einem eher harmlosen Seitensprung, Katrin erwischt Chris und Ellen in der eigenen Badewanne, entwickelt sich – beinahe – ein kompletter Partnertausch. Aber der am Studio-Mikrophon so smarte wie toughe, im Leben jedoch willensschwache Chris kann sich nicht entscheiden, mit Ellen eine eigene Wohnung zu beziehen – und kehrt reumütig in die Arme Katrins zurück.

Nur Ellen schafft den Absprung – und begibt sich mit ihren beiden Kindern auf Wohnungssuche. Der untröstliche Uwe, dessen hilfloser Versuch einer Aussprache zu viert kläglich scheitert, lernt erst allmählich, sich im Leben allein zurecht zu finden – mit endlich neuen Zähnen und nun leider verwaister neuer Küche.

„Halbe Treppe“ steht mit diesem durchwachsenen, aber durchaus zu leiser Hoffnung Anlass gebenden Happy End ziemlich allein in der neuen deutschen Kinokomödienlandschaft. Bar jeder Ossi-Larmoyanz, der gut hundertminütige Film hätte ebenso gut irgendwo in der westdeutschen Provinz spielen können, sendet er in liebenswerter Weise die Botschaft aus, dass man in Ermangelung einer Alternative das Leben einfach nehmen soll, wie es ist (oder wie es kommt).

Zum großen Erfolg von „Halbe Treppe“ trägt auch die Musikgruppe „13 Hippies“ bei, die zudem für einen fabelhaften running gag sorgt: Vor Uwe Pommesbude auf „halber Treppe“ taucht erst ein einzelner Straßenmusikant auf, schließlich werden es immer mehr. Und der ob der schrägen Töne genervte Uwe hört jetzt die zunächst befremdlich anmutenden Klänge sogar aus der Kloschüssel daheim. Aber schließlich macht der Gehörnte alles richtig: Er lädt die ganze Truppe zu einer munteren Party unters Vorzelt seiner Bude ein. Und wer weiß, welche ganz privaten Möglichkeiten sich an einem solchen bierseligen Abend noch eröffnen...

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Dramaturgie

Titelgrafik

Szenenbild

Kostüme

Schnitt

Synchron-Ton

Mischung

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Produktionsleitung

Produktions-Assistenz

Dreharbeiten

    • Frankfurt/Oder, Brandenburg, Słubice (Polen)
Länge:
106 min bei 25 b/s
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 20.06.2003, 90646, ab 12 Jahre

Aufführung:

Uraufführung (DE): 12.02.2002, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 03.10.2002;
TV-Erstsendung: 03.07.2006, Arte

Titel

  • Originaltitel (DE) Halbe Treppe

Fassungen

Original

Länge:
106 min bei 25 b/s
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 20.06.2003, 90646, ab 12 Jahre

Aufführung:

Uraufführung (DE): 12.02.2002, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 03.10.2002;
TV-Erstsendung: 03.07.2006, Arte

Prüffassung

Länge:
3035 m, 111 min
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.05.2002, 90646, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2002
  • Lola in Silber, Bester Spielfilm