Inhalt
Die 17-jährige Effi Briest (Hanna Schygulla) wird mit dem 20 Jahre älteren Baron Geert von Innstetten (Wolfgang Schenck) verheiratet. Effi fühlt sich in ihrer neuen Heimat, einem kleinen Ostsee-Badeort, einsam. Sie ist unglücklich, ohne es sich immer ganz einzugestehen, weil sie sich von ihrem prinzipientreuen und ehrgeizigen Mann, trotz erwiesener Zuneigung, nicht wirklich geliebt weiß. Zunächst nur Abwechslung, dann Verwirrung, bringt die Bekanntschaft mit dem neuen Bezirkskommandeur Major Crampas (Ulli Lommel), dem auch ihr Mann sich freundschaftlich verbunden fühlt. Zwischen Effi und Crampas entwickelt sich eine zwischen Tändelei und Leidenschaft pendelnde Beziehung, die mit dem Umzug der Familie Innstetten nach Berlin endet.
Innstetten entdeckt nach sechs Jahren zufällig jene frühere Beziehung zwischen Crampas und seiner Frau. Er fordert Crampas zum Duell und tötet ihn. Er verstößt Effi, behält aber die Tochter Annie und erzieht sie in einer Art Abwehr gegen ihre Mutter. Effis Lebenswillen und Lebenskraft sind gebrochen, nach etwa einem Jahr stirbt sie.
Nutzung mit freundlicher Genehmigung von Wilhelm Roth.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Fassbinder und seine Kameraleute Dietrich Lohmann und Jürgen Jürges haben dagegen – in mehr als zwei Jahren mit einer krankheitsbedingten Unterbrechung von fast zwölf Monaten - einen hoch artifiziellen Schwarzweiß-Film in distanziert-unwirklicher Kühlhaus-Atmosphäre gedreht. Als zusätzlicher Verfremdungs-Effekt wurden bis auf Hanna Schygulla, Wolfgang Schenck und Karlheinz Böhm alle Darsteller von anderen Schauspielern synchronisiert. Fassbinder im Interview mit Kraft Wetzel (in: „Kino“ 18/19-1974): „Es geht mir darum, dass man den Film nicht erlebt, so wie andere Filme, die dann aufs Herz oder aufs Gemüt wirken, sondern es ist der Versuch, einen Film ganz klar für den Kopf zu machen, also einen Film, in dem man nicht aufhört zu denken, sondern anfängt zu denken, und wie man beim Lesen Buchstaben und Sätze eigentlich erst durch die Phantasie zu einer Handlung macht, so sollte es auch in diesem Film passieren.“
„Fontane Effi Briest“ ist am 28. Juni 1974 auf der Berlinale uraufgeführt worden und es wurde weitgehend als Skandal empfunden, dass er nur den „Interfilm Award“ gewann und bei der Jury leer ausging mit der Begründung, Filme, die mit dem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet würden, müssten breite Publikumsschichten ansprechen. Die Fernseh-Erstausstrahlung erfolgte am 31. Oktober 1979 im ZDF.
Rainer Werner Fassbinder im besagten Gespräch mit Kraft Wetzel: „Dies ist kein Frauenfilm, sondern ein Film über Fontane, über die Haltung des Dichters zu seiner Gesellschaft. Es ist kein Film, der eine Geschichte erzählt, sondern es ist ein Film, der eine Haltung nachvollzieht. Es ist die Haltung von einem, der die Fehler und Schwächen seiner Gesellschaft durchschaut und sie auch kritisiert, aber dennoch diese Gesellschaft als die für ihn gültige anerkennt. (...) Ich hab’ den Unterdrückungsmechanismus, der im Buch viel schwächer angedeutet wird – die ganze Sache mit dem Chinesen und wie Effis Mann seine Terrormittel einsetzt, das ist im Buch viel mehr eingebettet in eine runde Erzählung – etwas deutlicher versucht ’rauszukriegen. Das ist natürlich schon ein entscheidender Eingriff, denn dadurch wird die Kritik, die Fontane übt, im Film stärker als im Buch. (...) Mein Problem ist nicht gewesen, einen publikumswirksamen Film zu machen, mein Problem ist gewesen, meine Haltung zu der Gesellschaft, in der ich lebe, dadurch klarzumachen, indem ich versuche, einen Film über Fontane zu machen.“
Pitt Herrmann