Heute werden in Hof die 43. Hofer Filmtage 2009 eröffnet. Bis zum 1. November stellt Festivalleiter Heinz Badewitz seine Auswahl an nationalen und internationalen Produktionen vor und gibt damit einen Spiegel der herbstlichen Filmsaison wieder.
Mit mehr als 70 Spiel- und Dokumentarfilmen und ca. 40 Kurzfilmen ist das diesjährige Programm sehr umfangreich. Die Hofer Filmtage versprechen sechs intensive Kinotage mit Begegnungen, Entdeckungen, Diskussionen und Wiedersehen mit Freunden und Kollegen.
Die diesjährige Retrospektive gilt dem Schauspieler und Filmemacher Lou Castel, der, 1943 in Bogota/Kolumbien geboren, bereits in den 60er Jahren in Europa, vor allem in Italien, mit führenden Regisseuren (Visconti, Scavolini, Damiani, Rossi, u.a.) gearbeitet und internationale Karriere gemacht hat. Er wird 15 Filme persönlich in Hof vorstellen, darunter "Warnung vor einer heiligen Nutte" von Rainer Werner Fassbinder (1971), "Nada" (1994) von Claude Chabrol und "Irma Vep" (1996) von Olivier Assayas. Zwei Kurzfilmprogramme mit Lou Castel ergänzen die Retrospektive.
In der deutschsprachigen Auswahl bilden die Dokumentarfilme neben den Spielfilmen in diesem Jahr wieder einen Schwerpunkt: Mischka Popp und Thomas Bergmann mit "Mazel Tov", über jüdische Zuwanderer nach Frankfurt, Astrid Schult beschreibt in ihrem Film "Der innere Krieg" den Alltag verletzter US-Soldaten im US-Militärkrankenhaus in Landstuhl, Werner Boote erzählt in "Plastic Planet" von der irrsinnigen Produktion von Plastik auf der Welt. Viola Stephan stellt "Hughesovka – Briefe aus dem wilden Feld" vor, Angela Christlieb "Urville", Maik Bialk zeigt "Die Maßnahme": ein tragikomischer Modellversuch, der Hartz-IV überflüssig machen soll; statt weiter auf den Aufschwung zu warten, sollen die Arbeitslosen alle "Bürgerarbeiter" werden. Knut Karger begibt sich mit "Was wird bleiben" auf eine essayistische und philosophische Suche nach der Frage, was die Menschheit überdauert. Sabine Derflinger zeigt "Eine von 8", ein außergewöhnliches Dokument zweier Frauen, die jede auf ihre Weise mit der Krebserkrankung umgeht. Rosa von Praunheim geht diesmal der Geschichte der Hölle nach, "Rosas Höllenfahrt" ist seine persönliche Suche nach der Vergeltung im Jenseits. Das "Pink Taxi" von Uli Gaulke porträtiert drei Taxifahrerinnen in Moskau, die ausschließlich Frauen fahren.
Bei den Spielfilmen sind neben alten Freunden eine Vielzahl an jungen enthusiastischen Filmemachern dabei, unter anderem: Marc Rensing mit seinem überragenden Debüt "Parkour", Michael Dreher, der schon seinen Kurzfilm "Fair Trade" in Hof präsentierte, zeigt seinen ersten Spielfilm "Die zwei Leben des Daniel Shore" mit Nikolai Kinski und Katharina Schüttler in den Hauptrollen. Frieder Wittich stellt sein Debüt "13 Semester" vor, Christian Becker und Oliver Schwabe "Zarte Parasiten" mit Robert Stadlober und Sylvester Groth; Stefan Aust und Alexander Kluge sind mit ihrem Gemeinschaftsprojekt "Der Deutschland Komplex" vertreten, Carsten Ludwig und Jan-Christoph Glaser kommen mit ihrem Film "66/67"; so heißt der Club, der für sechs junge Männer das Zentrum ihres Lebens bildet, und außerdem ist es das Jahr, in dem Eintracht Braunschweig Deutscher Meister wurde. Im Programm auch der Berlin-Film "Die Entbehrlichen" von Andreas Arnstedt und "Was du nicht siehst" von Wolfgang Fischer mit Alice Dwyer und Bibiana Beglau.
Im internationalen Programm stehen Filme aus Argentinien, Australien, Frankreich, Holland, Israel, Neuseeland, Österreich, Schweden, Spanien, der Schweiz und USA auf dem Plan, darunter die bereits auf dem Filmfestival in Sundance ausgezeichnete amerikanisch-mexikanische Produktion "Sin Nombre" von Cary J. Fukanaga, ferner "Lourdes" von Jessica Hausner, "Zion and his Brother" von Eran Merav, "El Regalo de la Pachamama" von Toshifumi Matsushita, "El Nido Vacio" von Daniel Burmann, "A Rational Solution" von Jörgen Bergmark, "Petit Indi" von Marc Recha und der gleich mit sechs Preisen auf dem Filmfestival in Locarno ausgezeichnete "Nothing personal" von Urszula Antoniak. Aus den USA ist Sascha Servasi mit "Anvil – The Story of Anvil" über die Hard-Rock-Band Anvil, die 1982 das härteste Album der Metal-Geschichte veröffentlichten. Der Schweizer Reto Caduff zeichnet in "Charlie Haden – Rambling Boy" ein Portrait des Jazzbassisten, Bandleaders, Komponisten und Aktivisten Charlie Haden. Aus Österreich kommen Ludwig Wüst mit "Koma" und Michael Pfeifenberger mit seinem Dokumentarfilm "Josef Winkler – Der Kinoleinwandgeher".
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Filmland Frankreich, das mit einer Vielfalt an interessanten Geschichten auf ein gutes Filmjahr blicken kann: "Complices" von Frédérique Mermoud, "Les Beaux Gosses" von Ryad Sattouf, "Le jour où Dieu est parti en voyage" von Philippe van Leuw, "La Reine des Pommes" von Valérie Donzelli, "La Dame de trèfle" von Jérôme Bonnell, "Mademoiselle Chambon" von Stephane Brizé und "Un soir au club" von Jean Achache. Wie jedes Jahr gilt den Nachwuchsfilmemachern und -innen ein besonderes Augenmerk, die von verschiedenen nationalen und internationalen Filmschulen kommen und mit ihren Kurzfilmen erste Talentübungen zeigen oder Abschlussarbeiten präsentieren.
Quelle:
www.hofer-filmtage.de