Symposium zum deutschen Genrefilm im Filmforum NRW

Unter dem Titel "Von Caligari bis ins finstere Tal. Der deutsche Genrefilm – Wunschdenken oder Realität?" veranstaltet das Filmbüro NW am 10. Dezember 2015 ein eintägiges Symposium im Filmforum NRW in Köln.

In Deutschland blühte früh das Genrekino. Der phantastische Film wurde sogar maßgeblich in Berliner Stummfilmateliers geprägt, als Meisterwerke wie "Der Student von Prag" (1913), "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1920), oder der erste Vampirfilm "Nosferatu" (1922) entstanden. Noch in den 60er und 70er Jahren wurden im Schatten von Edgar Wallace & Co international verwertbare Exploitationfilme produziert. Heute scheint es nur noch ein kommerziell wirklich funktionierendes Genre zu geben, die Filmkomödie. Dagegen führen die phantastischen Genres wie Mystery, Thriller, Science Fiction, Fantasy, Horror oder Dark Drama im deutschen Film ein Nischendasein.

Dennoch gerät gerade etwas in Bewegung: Der Erfolg der deutsch-österreichischen Koproduktion "Das finstere Tal" und des Thrillers "Who Am I", die Teilnahme von "Stereo" von Maximilian Erlenwein bei der Berlinale, Filme wie "Tape_13" von Axel Stein und die Bewegung Neuer deutscher Genrefilm mit dem Festival "Genrenale" lassen einen Aufbruch erkennen. Mit dem Berliner Nachtschwärmer-Thriller "Victoria" wurde zuletzt ein Genre-Experiment zum vielfachen Lola-Gewinner. Wie lassen sich diese Impulse bündeln?

Diese Fragen möchte dieser Kongress beleuchten: Wie deutsch kann der Neue Deutsche Genrefilm sein? Können heutige deutschsprachige Filmschaffende an jene alten Traditionen der Weimarer Zeit anknüpfen oder gilt es vielmehr, sich den heutigen modernen Einflüssen anzupassen? Ist das Ausland, wo über die vergangenen Jahrzehnte eine universell-internationale Genrefilmtradition beständig weiterentwickelt und vorangebracht wurde, uneinholbar an uns vorbei gezogen? Was müssen wir ändern, um wieder packende Stories zu erzählen und herausfordernde kreative Filmprojekte auf internationalem Standard zu verwirklichen? Sind die Pioniere und Visionäre eher im Fernsehen (Lost, True Blood, The Walking Dead u.a.), im Netz oder auf Spielkonsolen zu finden? Wie können wir neue Wege gehen und Formen finden, einen neuen, eigenen – deutschen – Stil etablieren?

In dem eintägigen Symposium wird mit nationalen und internationalen Filmemachern, Produzenten, Verleihern und weiteren Fachleuten erörtert, in welchem Produktionsumfeld der Genrefilm sich behaupten muss, welche Vorurteile und Befindlichkeiten ihm entgegengebracht werden und welche konkreten Möglichkeiten bestehen, deutsche Genrefilme nicht nur national, sondern auch international wieder erfolgreich zu machen. Das Symposium stellt auch die entscheidenden Fragen zur inhaltlichen Qualität des deutschsprachigen Genrekinos und der damit einhergehenden Akzeptanz des Zuschauers, aber auch der Filmbranche.

Letztlich geht es jedoch um die Frage: Ist der deutsche Genrefilm möglicherweise sogar eine Perspektive für den gebeutelten, zuschauerarmen deutschen Kinofilm?

Das Programm im Überblick:

10:00 - Begrüßungen

10:15 - Keynote: Von Caligari bis ins finstere Tal – Der deutsche Genrefilm in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Daniel Kothenschulte (Filmjournalist)

11:00 - Case Study: Von "Wir sind die Nacht" von Dennis Gansel, über "Tape_13" von Axel Stein bis hin zu "Blood Red Sky" von Peter Thorwarth – Wie produziert man heute Genrefilme? Die klassischen und andere Wege der Finanzierung.
Christian Becker (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)
Benjamin Munz (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)

12:00 - Diskussionsrunde: Ist deutscher Horror Kassengift? Warum phantastisches Kino aus Deutschland auf unserem Kinomarkt oft schlechte Karten hat.
Marvin Kren (Regisseur, "Rammbock", "Blutgletscher")
Benjamin Munz (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)
Frank Tönsmann (Redakteur, WDR)
Peter Thorwarth (Regisseur, "Blood Red Sky")
Moderation: Daniel Kothenschulte

13:00 - Mittagspause

14:00 - Vortrag: Selfie from Hell – Wie schafft man den viralen Hype?
Meelah Adams (Filmemacherin)

14:30 - Vortrag: Mit dem Zweiten schreit man besser. Das kleine Fernsehspiel des ZDF als Nachwuchswerkstatt für Genrefilme.
Christian Cloos (Redakteur, ZDF Das kleine Fernsehspiel)

15:00 - Vortrag: Elevated Genre – Helfen künstlerische Konzepte, international zu reüssieren?
Huan Vu (Filmemacher, "Die Farbe", Bewegung Neuer Deutscher Genrefilm)

15:45 - Kaffeepause

16:00 - Diskussionsrunde: Blut, Schweiß und Kreisch! Der Weg des Genrefilms zum Publikum.
Christian Cloos (Redakteur, ZDF Das kleine Fernsehspiel)
Gundolf S. Freyermuth (Medientheoretiker, Prof. für Games)
Christian Becker (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)
Frederike Dellert (Fantasy Filmfest)
Huan Vu (Filmemacher)
Moderation: Marcus Seibert

17:00 - Get Together

Weitere Informationen unter: www.filmbuero-nw.de