Vom 18. Dezember 2012 bis zum 21. Februar 2013 zeigt das Filmmuseum München zu Ehren von Jean-Marie Straub anlässlich seines 80 Geburtstags eine vollständige Retrospektive seiner Filme in 19 Programmen.
Die Filme von Straub und seiner Frau Danièle Huillet, die bis zu ihrem Tod am 9. Oktober 2006 an allen Filmprojekten Straubs maßgeblich beteiligt war, sind links-kritische, politische, poetische Filme, die alle nach literarischen, musikalischen oder bildnerischen Vorlagen entstanden sind.
Aufsehen erregte Jean-Marie Straub 1962 mit seinem Kurzfilm "Machorka-Muff", nach Heinrich Böll, über die gerade gegründete Bundeswehr und die anstehende Wiederbewaffnung, der bis heute nichts von seiner ästhetischen und politischen Sprengkraft verloren hat. Auch sein nächster Film, "Nicht versöhnt oder Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht" (1965), entstand ebenfalls nach einem Roman von Böll, "Billard um halbzehn". "Chronik der Anna Magdalena Bach" (1967) war der Film, für dessen Recherche es Jean-Marie Straub 1958 ursprünglich nach Deutschland zog, als er auf der Suche nach Materialien für seine Filmbiographie war. Danach drehten "die Straubs" in der Schweiz, Italien, Österreich und Frankreich, machten u.a. Filme über eine Oper von Arnold Schönberg ("Moses und Aron", 1974), über Kapitalismus und Klassenkämpfe, in "Klassenverhältnisse" (1984) sogar mit Mario Adorf, Laura Betti und Harun Farocki als Starbesetzung.
Die ästhetische Debatte, die die Straubs ausgelöst haben, zählt längst zur Filmgeschichte. Straub/Huillet behandeln den Text, der sie interessiert, auf ungewohnte Weise wie ein Dokument, in dem sie durch die große Kunst des Weglassens die wesentlichen Strukturen sichtbar machen. Von Cineasten und vielen Kritikern wird ihre spezielle visuelle Ästhetik oft gepriesen, die "künstliche" Sprechweise der Figuren und die Unmöglichkeit einer Identifizierung des Zuschauers mit den Sprechenden stößt beim breiten Publikum meist auf Ablehnung. Die Retrospektive schließt am Donnerstag, dem 21.2.2013 um 19.00 Uhr mit allen fünf (Kurz)Filmen des Gedichtzyklus' nach Cesare Pavese, darunter Straubs bislang neuestes Werk "La Madre" (2012).
Quelle und weitere Informationen: www.filmmuseum-muenchen.de