Die DEFA-Stiftung verlieh am 13. Februar auf den 64. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2014 den Heiner-Carow-Preis in Höhe von 5.000,- Euro an Tamara Trampe und Johann Feindt für den Film "Meine Mutter, ein Krieg und ich".
Auszug aus der Jurybegründung:
Heiner Carow, sein Werk steht für radikal provozierende Subjektivität, kraftvolle und subtile Poetik, den historischen Weitblick auf heutiges Leben und für die tiefe Liebe zu seinen Protagonisten. "Meine Mutter, ein Krieg und ich", von Tamara Trampe und Johann Feindt, der Film, der heute mit dem Carow-Preis ausgezeichnet wird, kann diese Attribute für sich beanspruchen. Die 70-jährige Regisseurin macht sich auf den Weg in das Land ihrer Geburt, in die Ukraine, damals Teil der Sowjetunion, wo sie 1942 mitten im Winter mitten im Krieg geboren wurde. Nach Gesprächen mit ihrer sehr alten Mutter in Berlin, sucht sie heute die Stätten ihrer Kindheit, letzte Verwandte dort und Kolleginnen der Mutter auf, die als Frontkrankenschwester in der Roten Armee kämpfte. Tamara Trampe sucht auch die Wahrheit über ihren Vater, den sie niemals kennenlernte. Familienfotos, präzise kommentiert, der Ort der Kindheit heute, sein Bahnhof, seine Straßen, seine Menschen, sich behutsam annähernde Bilder, knappe Texte der Autorin im Off, wie nachdenkliche Gedichte. Die Begegnung mit einem letzten Onkel, Onkel Vanja. Zubereitung von Tee. Wir sehen seltenes Archivmaterial über die hingebungsvolle Arbeit der Krankenschwestern im Krieg und erleben diese damals jungen Menschen 70 Jahre später in ihren bescheidenen Häusern, manchmal stolz und auskunftsfreudig, manchmal sehr nachdenklich und traurig ob der Verluste des Krieges und des Wirrwarrs der Gegenwart. Dieser Film hat die seltene Kraft, über seine sehr persönliche Geschichte, seine Protagonisten, Bilder und Texte in eine nicht nur historische Betrachtung zu gelangen, die einen ergreift und lange nicht in Ruhe lässt. Ein warmherziger und gescheiter Film über die manchmal schmerzhafte Suche nach dem, was uns so sein lässt, wie wir sind. Dazu gratulieren wir Tamara Trampe und Johann Feindt.
Der Heiner-Carow-Preis wurde 2014 das zweite Mal verliehen. Über die Vergabe entschied die dreiköpfige Jury, bestehend aus Jan Krüger (Regisseur), Peter Welz (Kinderdarsteller von "Ikarus" und Regisseur) und Gudrun Scherp (DEFA-Stiftung). In der Auswahl waren deutsche Spiel-, Dokumentar- oder Essayfilme aus der Sektion Panorama.
Mit dem Preis erinnert die DEFA-Stiftung an den Regisseur Heiner Carow (1929-1997), der in den Babelsberger DEFA-Studios unter anderem Filme wie "Sie nannten ihn Amigo" (1959), "Die Russen kommen" (1968), "Die Legende von Paul und Paula" (1973), "Ikarus" (1976), "Bis dass der Tod Euch scheidet" 1979) und "Coming out" (1989) inszenierte. Für "Coming out" erhielt er im Februar 1990 den Silbernen Bären im Berlinale-Wettbewerb.
Quelle: www.defa-stiftung.de