Inhalt
Paula, allein erziehende Mutter zweier Kinder, lernt in einem Ostberliner Musiklokal den Staatsbeamten Paul kennen. Paul ist verheiratet, wird aber von seiner Frau betrogen. Die beiden verlieben sich ineinander. Während Paula bereit ist, für das gemeinsame Glück mit allen bürgerlichen Konventionen zu brechen, zögert Paul zunächst. Bis auch er erkennt, dass er in Paula seine große Liebe gefunden hat.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Die alleinerziehende Paula hat zwei uneheliche Kinder von zwei Männern und arbeitet in einem Supermarkt. Sie ist nach mannigfachen Enttäuschungen fest entschlossen, dem beharrlichen Werben eines ältlichen Herrn, des Reifenhändlers „Reifen-Saft“, nachzugeben, schon um ihren Kindern wieder das Gefühl der familiären Geborgenheit geben zu können.
Da begegnen sich Paul und Paula in einer Diskothek, es funkt sofort zwischen den beiden. Doch da türmen sich die Komplikationen („Ich kann mir in meiner Funktion keine Scheidungsgeschichte leisten!“) zu einem veritablen Berg, bis diese der ganz großen Liebe weichen – und schließlich einer letzten, unüberwindbaren Komplikation Platz machen – Paulas Tod.
„Die Legende von Paul und Paula“ nach Ulrich Plenzdorfs gleichnamiger „Filmerzählung“, die seinerzeit nur im Westen erscheinen durfte (Suhrkamp), wurde trotz zahlreicher bürokratischer Hindernisse der erfolgreichste Defa-Film aller Zeiten. Für die mit 20-minütigen stehenden Ovationen gefeierten Uraufführung im 1.200 Plätze umfassenden Berliner Kosmos-Filmpalast gelangten nur 400 Karten in den freien Verkauf. Danach zog der staatliche Progress-Filmverleih Kopien bewusst von den großen, technisch gut ausgestatteten Kinos der Republik ab – es sollte nichts nützen.
Die melancholisch-turbulente Romanze sorgte Anfang der 1970er Jahre auch musikalisch für einen erheblichen Wirbel: mit Top-Hits wie „Geh zu ihr“ und „Wenn ein Mensch lebt“ avancierten die „Puhdys“ zur populärsten Band der DDR. In der auch melodramatischen Love-Story zwischen einem ehemüden, aber scheinbar ideologiefesten Staatsbeamten („Keiner kann immer nur das tun, was er will!“) und einer stürmischen, „Alles oder Nichts“ fordernden alleinerziehenden Mutter („Es muss doch etwas anderes geben als schlafen und arbeiten, schlafen und arbeiten!“) will Paula ein Kind von Paul, obwohl sie weiß, dass eine erneute Schwangerschaft für sie lebensgefährlich sein kann.
Als der Film am 14. März 1974 in die bundesdeutschen Kinos kam, jubelten die Kritiker, sein Zustandekommen allein sei Ausdruck eines innen- und kulturpolitischen Tauwetters des SED-Regimes. Das hat sich dann rasch als Trugschluss erwiesen: Die offiziösen DDR-Medien nahmen „Die Legende von Paul und Paula“ als Zeichen dafür, dass sich der Pankower Staat soweit gefestigt habe, dass ein solcher Film trotz allgegenwärtiger Zensur möglich sei – mit Angelica Domröses blankem Busen, frech-ironischen Dialogen mit unüberhörbaren Spitzen gegen den überbürokratisierten Staat, mehrfachem Ehebruch und Geknutsche auf offener Straße in der Plattenbau-Siedlung.
Der Erstausstrahlung am 11. Oktober 1975 im Fernsehen der DDR folgte die West-Premiere am 7. November 1975 in der ARD. Als beide Protagonisten als Spätfolge der Biermann-Ausbürgerung in den Westen gingen, 1980 Angelika Domröse mit ihrem Gatten Hilmar Thate und zwei Jahre später Winfried Glatzeder, verschwand der Film bis zur Wiedervereinigung in den Giftschränken von Babelsberg und Adlershof.
Pitt Herrmann