Hanna Schygulla erhält kulturellen Ehrenpreis der Stadt München

Die Schauspielerin Hanna Schygulla wird für ihr Lebenswerk mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Die Vollversammlung des Stadtrats hat heute diesen Vorschlag einer Jury bestätigt.

 

Unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder hatte Schygulla 1967 ihre Filmkarriere in München gestartet, der internationaler Erfolg und Auszeichnungen folgten.

Der Kulturelle Ehrenpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich an eine Persönlichkeit von internationaler Ausstrahlung mit engem Bezug zu München für ihre kulturellen beziehungsweise wissenschaftlichen Leistungen vergeben. Die Preisträger*innen der letzten Jahre waren Dieter Hildebrandt, Senta Berger, Jürgen Habermas, Uwe Timm, Werner Herzog, Herlinde Koelbl, Klaus Doldinger, Günter Rohrbach, Antje Kunstmann und zuletzt Gerhard Polt.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:

"Ihr Blick scheint somnambul, als sehe sie die Filmbilder im Entstehen schon von fern, dabei ist sie ganz präsent im Hier; spielt scheinbar unbeteiligt und doch mit höchster Intensität; undramatisch, fast bewegungslos, mit einer Stimme ohne große Schwingungen, im typischen Fassbinder-Schygulla-Sound. Bis heute ist Hanna Schygulla das Gesicht in Fassbinders Oeuvre und die Stimme, die sein Erbe lebendig hält. 1967 hatte sie der junge Regisseur als 'Antigone' ans Münchner 'Action-Theater' geholt und zur tragenden Figur seines 'Anti-Theaters' gemacht. Mit 'Liebe ist kälter als der Tod' begann 1969 ihre Filmkarriere, mit 'Die Ehe der Maria Braun' und 'Lili Marleen' kam der große Ruhm. Auf Fassbinder folgten George Tabori, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta und andere; zu Beginn eine 'Vorstadt-Diva', später ein Star des deutschen Autorenfilms und der europäischen Filmszene. Mit Regisseuren wie Ettore Scola, Jean-Luc Godard und Carlos Saura wurde Hanna Schygulla zur Stil-Ikone und betörte Generationen von Kinogängern. Vielfach ausgezeichnet, holte sie das Filmband in Gold, den Silbernen Bären aus Berlin, die Goldene Palme aus Cannes nach München, spazierte mit Helmut Newton durch den Englischen Garten, widmete sich über Jahre ihren pflegebedürftigen Eltern am Rande der Stadt und startete dann neu mit jungen Regisseuren wie Jörg Graser, Hans Steinbichler und Fatih Akin. Als liebenswerte Schwester Myriam war sie jüngst in Cédric Kahns 'Auferstehung' zu sehen. Berlin ehrte sie mit dem Goldenen Bären für ihr Lebenswerk. Ihre Autobiographie erzählt, wie aus dem schlesisch-polnischen Flüchtlingskind im zerstörten Nachkriegsmünchen ein Weltstar wurde, der Glamour in die Isar-Metropole brachte. Der Buchtitel klingt wie ihr Lebens- und Schauspiel-Motto: 'Wach auf und träume'. Mit dem Kulturellen Ehrenpreis an Hanna Schygulla ehrt die Stadt München eine Chanteuse und Schauspielerin, die in Paris lebt; die Filmgeschichte schrieb und ihre Bindung an München aufs Natürlichste mit französischer Lebensart, internationalem Renomée und Weltläufigkeit in Einklang bringt."

Der Jury gehörten an: Oberbürgermeister Dieter Reiter, Kulturreferent Anton Biebl, Dr. Roger Diederen, Direktion Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Meret Forster vom Bayerischen Rundfunk – Bayern 4 Klassik, Susanne Hermanski von der Süddeutschen Zeitung – Kultur, Professorin Bettina Reitz von der Hochschule für Film und Fernsehen München, Cornelia Zetzsche vom Bayerischen Rundfunk – Literatur, DANCE-Kuratorin Nina Hümpel und aus dem Stadtrat Angelika Pilz-Strasser und Dr. Florian Roth (beide Fraktion Die Grünen − Rosa Liste), Beatrix Burkhardt (CSU-Fraktion), Julia Schönfeld-Knor (SPD/Volt – Fraktion) sowie Hans-Peter Mehling (Fraktion ÖDP/FW). 

Quelle: www.muenchen.de