Die letzten Preisträger sind entschieden – darunter konnten drei deutsche Produktionen überzeugen.
Starnberg, 07.08.2011: Die Jurys mit dem Jurypräsidenten Edgar Reitz haben entschieden. Am Samstag Abend, 06.08.2011, wurden in der Starnberger Schlossberghalle die wichtigsten Preise des zweitgrößten Filmfestivals Süddeutschlands, dem Fünf-Seen-Filmfestival, feierlich verliehen: Die Schweizer Produktion „La petite Chambre“ geht als Gewinner des Fünf-Seen-Filmpreises hervor. Der österreichische Spielfilm „Die Vaterlosen“ wird mit dem Nachwuchspreis des Fünf-Seen-Preises ausgezeichnet. Die deutsch-schweizerische Dokumentation „Goodnight Nobody“ ist der Siegerfilm des Dokumentarfilmpreises, „Der Taktstock“ erhält eine besondere Erwähnung. Das deutsche Regiedebüt „Nach der Stille“ überzeugt die Jury des Horizonte-Filmpreises.
Der Fünf-Seen-Filmpreis in der Sparte Spielfilm geht dieses Jahr in die Schweiz. „La petite Chambre“ des Regieduos Stéphanie Chuat und Véronique Reymond sei, so die Begründung der Jury, „ein kluges und einfühlsames filmisches Werk mit grandiosen Schauspielern. Der Film erzählt packend die Geschichte eines Rentner-Querulanten und einer Altenpflegerin, auf der Suche nach einem würdevollen Umgang mit dem Tod und neuem Lebensmut - beides gleichzeitig. "La petite Chambre" schafft es, stilsicher, schnörkellos und mit großer Präzision dem Publikum zwei kantige Menschen am Scheideweg nahe zu bringen - humorvoll und ohne jede Gefühlsduselei.“
„La petite Chambre“ erhält 4.000 Euro, gestiftet vom Landkreis Starnberg, den Gemeinden Seefeld, Weßling und Wörthsee und der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg sowie die Silberne Schale im Wert von 1.500 Euro, gestiftet von C.+T. Appel.
Der Nachwuchspreis des Fünf-Seen-Filmfestivals geht an den österreichischen Film „Die Vaterlosen“. Marie Kreutzer sei, so die Begründung der Jury, „ein starker Ensemble-Film über eine unfreiwillige Zusammenkunft gelungen: Vier erwachsene Kinder eilen an das Sterbebett des gemeinsamen Vaters, dem einstigen und einzigen männlichen Oberhaupt einer inzwischen längst aufgelösten Landkommune. Die Vorbereitung der Beerdigung im ehemaligen Elternhaus gerät zu einer Suche nach der eigenen Identität und für den Zuschauer zu einem besonderen Zeugnis des Aufwachsens in einer Hippie-Kommune der 60er und 70er Jahre. Make Love, Not War – und was es für die Kinder damals, wie heute bedeutet hat.“
Gewinner des Dokumentarfilmpreises ist „Goodnight Nobody“ der Schweizerin Jacqueline Zünd. Die Jury: „Es sind Bilder von großer Spannung und Intensität, in welcher sich die schlaflosen Protagonisten zwischen Traum und Alptraum bewegen. Obwohl ihre Geschichten auf so unterschiedlichen Ebenen und in so unterschiedlichen Kulturkreisen spielen, werden doch Parallelen sicht- und spürbar, wie die unendliche Einsamkeit, mit welcher sich die Protagonisten Nacht für Nacht konfrontiert sehen. Dieser Düsternis und Traurigkeit setzt der Film einen wunderbaren Kontrapunkt entgegen, indem er die Geschichte des afrikanischen Nachtwächters humorvoll und mit großer Leichtigkeit erzählt.“
„Goodnight Nobody“ erhält 2.000 Euro, gestiftet von der Gemeinde Herrsching.
Eine besondere Erwähnung der Jury des Dokumentarfilmpreises erhält „Der Taktstock“ von Michael Wende „für seinen spielerischen Umgang mit dem Thema, seine frischen Ideen, seinen Witz, seine Intelligenz und sogar für seine Unverfrorenheit. "Der Taktstock" schafft es, uns zu überraschen weil er klassisch geprägte Erwartungen nicht erfüllt, und bringt uns dennoch die Welt eines jungen Dirigenten nahe,“ so die Begründung der Jury.
Der Träger des Horizonte-Filmpreises ist das Regiedebüt „Nach der Stille“ von Jule Ott und Steffi Bürgers, sowie ihrer jungen palästinensischen Co-Regisseurin Manal Abdallah. Begründung der Jury: „Für den Film "Nach der Stille" spricht vor allem sein außerordentliches Thema: Es geht um den Versuch einer Annäherung und die schließlich gelingende Begegnung der Witwe eines israelischen Attentatsopfers mit der Familie des palästinensischen Selbstmordattentäters. Monatelang haben die drei jungen Frauen mit Einfühlsamkeit und großem Respekt vor der Würde jedes Einzelnen das Geschehen begleitet... Das Ergebnis ist ein glaubwürdiges Zeugnis für Verständigung und Frieden unter schwierigsten Bedingungen, ein Vorbild an ganz besonderer mitmenschlicher Größe. Was die beeindruckende filmische Qualität betrifft, so ist sie umso höher zu bewerten, als es sich bei diesem Preisträger um ein Erstlingswerk handelt.“ Die Entscheidung ist der Jury nicht leicht gefallen. Das lag nicht nur an dem hohen Niveau der meisten angebotenen Filme, sondern vor allem daran, dass der Film "Blood in the Mobile" dem Preisträger an Botschaft und filmischer Qualität kaum nachstand.
„Nach der Stille“ erhält 2.000 Euro, gestiftet vom Rotary-Club Starnberg.
Der Publikumsfavorit des 5. Fünf-Seen-Filmfestivals ist der spanische Oscarbeitrag „También la lluvia“ von Icíar Bollaín. Der Film gewann den Publikumpreis der Süddeutschen Zeitung.
Der deutsche Verleih von „También la lluvia“ erhält 2.000 Euro für eine weitere Kinokopie.
Weitere Informationen unter www.fsff.de