Auf dem Filmfest München (27. Juni – 05. Juli) wurden am Freitagabend (4. Juli) die besten Nachwuchstalente im deutschen Film ausgezeichnet.
Die Preisverleihung fand in der Hochschule für Fernsehen und Film München statt.
Den Preis als bester Nachwuchsregisseur erhielt Ralf Westhoff für seine Komödie "Wir sind die Neuen". In den anderen Kategorien siegten die Schauspielerin Vicky Krieps ("Das Zimmermädchen Lynn"), der Produzent Ingo Fliess ("Ein Geschenk der Götter") sowie die Drehbuchautorinnen Christina Schiewe und Petra Brix ("Be My Baby").
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino, einer der wichtigsten und höchstdotierten Nachwuchspreise in Deutschland, wird gestiftet von Bavaria Film, Bayerischer Rundfunk und DZ Bank. Er ist mit insgesamt 70.000 Euro dotiert. Im Wettbewerb standen dieses Jahr 43 Talente aus elf Spielfilmen der Reihe Neues Deutsches Kino des Filmfest München. Über die Gewinner entschieden die Regisseurin Sherry Hormann, der Produzent Peter Herrmann und der Schauspieler, Moderator und Autor Max Moor.
Die Preisträger Förderpreis Neues Deutsches Kino 2014
Förderpreis Neues Deutsches Kino REGIE (30.000 Euro)
Ralf Westhoff für "Wir sind die Neuen"
Den mit 30.000 Euro dotierten Förderpreis Neues Deutsches Kino in der Kategorie Regie erhielt Regisseur Ralf Westhoff für "Wir sind die Neuen". Die prominent besetzte Komödie, für die der Filmemacher auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt von einer Gruppe Über-60-Jähriger (Gisela Schneeberger, Michael Wittenborn und Heiner Lauterbach), die gemeinsam in eine WG ziehen - um dort bald mit ihren wesentlich jüngeren Nachbarn (Claudia Eisinger, Karoline Schuch und Patrick Güldenberg) aneinanderzugeraten. Der 1969 in München geborene Filmemacher, dessen Langfilmdebüt "Shoppen" aus dem Jahr 2006 unter anderem mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, hat bereits 2010 für seinen zweiten Kinospielfilm "Der letzte schöne Herbsttag" den Förderpreis Deutscher Film erhalten.
Die Jury: "Ralf Westhoff hat mit seinem Film 'Wir sind die Neuen' die Jury schon dadurch beeindruckt, dass er virtuos, präzise und unmittelbar inszeniert, ohne dass es inszeniert wirkt. Aus zwei Schauspieler-Generationen hat er ein Ensemble zusammengeschweißt, das pure Freude macht. Zwischen den erfahrenen und wohlbekannten Schauspielern, die man hier dennoch wieder neu entdeckt, und den jungen Kollegen, die in ihrem Ehrgeiz und ihrem Engagement den Alten auf dem Kopf herumtanzen, entsteht eine lustvolle Spannung. Fast würde man sich trauen, ebenfalls in dieses Haus einzuziehen. Der Jury ist bewusst, dass Ralf Westhoff diesen Preis zum zweiten Mal bekommt. Wir bewundern aber die Konsequenz, mit der er an seinen Themen über lange Zeit arbeitet und seine Filme erst dann dreht, wenn sie wirklich entwickelt sind. Mach weiter so."
"Wir sind die Neuen" ist eine Produktion der Westhoff Film in Koproduktion mit Drife Deyle und Richter Filmproduktion, dem BR und der ARD Degeto. Kinostart ist der 17. Juli 2014.
Förderpreis Neues Deutsches Kino PRODUKTION (20.000 Euro)
Ingo Fließ für "Ein Geschenk der Götter"
Die Jury: "Was ist die beste Produzentenleistung? Den längsten Film mit dem wenigsten Geld zu machen, unter den widrigsten Umständen zu drehen oder sich an die aussichtslosesten Themen zu wagen? Ist man dann ein guter Produzent, wenn man leidet, gar sein Haus verpfändet, oder wenn man einfach Freude am Filme machen hat? Wir wollen nicht die größte Leidensfähigkeit auszeichnen, sondern den besten Film. Ein Geschenk der Götter. Langzeitarbeitslose, Hartz-4-ler, Looser und eine gefeuerte Provinzschauspielerin therapieren sich mit einem Reclamheft. Griechische Tragödie. Antigone. Das kann nicht funktionieren. Tut's aber. Und wie! Eine lustvolle Inszenierung, lebensnahe Dialoge, wunderbare Schauspieler, in der Summe der Einzelleistungen der beste Film, kurz: ein absoluter Mutmacher."
"Ein Geschenk der Götter" ist eine Produktion der if... Productions e.K. in Koproduktion mit dem Südwestrundfunk. Regie und Drehbuch: Oliver Haffner.
Förderpreis Neues Deutsches Kino DREHBUCH (10.000 Euro)
Christina Schiewe und Petra Brix für "Be My Baby"
Die Jury: "Christina Schiewe und Petra Brix schaffen es in ihrem Drehbuch 'Be My Baby' ein Tabuthema zu behandeln, ohne despektierlich, mitleidsheischend, sozialromantisch oder verkrampft komisch zu sein. Im Gegenteil: Sie umschiffen souverän alle tausend Fallen, die beim Thema Down-Syndrom und Gesellschaft lauern. Das Tabu: Die junge Frau mit dem Down-Syndrom will ein Kind. Unbedingt. Und wie schafft sie das? Indem sie einen jungen pubertierenden Mann verführt, der sich für nichts anderes als Ego-Shooter interessiert. Und wie gelingt ihr dies? Indem sie ihn zum Porsche macht."
"Be My Baby" ist eine Produktion der Zum Goldenen Lamm Filmproduktion in Koproduktion mit dem ZDF. Regie: Christina Schiewe, Drehbuch: Christina Schiewe und Petra Brix.
Förderpreis Neues Deutsches Kino SCHAUSPIEL (10.000 Euro)
Vicky Krieps für "Das Zimmermädchen Lynn"
Die Jury: "Vicky Krieps hat unzählig viele Farben Frau. Mal erscheint sie wie eine Göttin, dann wieder wirkt sie bemitleidenswert armselig. Und all dies in ein- und derselben Rolle. Die sie mit bedingungsloser Hingabe spielt. Nein, nicht spielt: IST. Zum Beispiel: Sie liegt unter dem Bett, auf dem eine Domina ihren Kunden 'behandelt'. Man sieht nichts als das Gesicht von Vicky Krieps. Und in diesem Gesicht spiegelt sich alles, was außerhalb des Bildes geschieht. Oder: Sie putzt einfach nur ein Treppengeländer und macht aus der Szene eine Offenbarung. Diese Künstlerin fasziniert mit nichts, wie nichts."
"Das Zimmermädchen Lynn" ist eine Produktion der Sutor Kolonko in Koproduktion mit 58Filme, Pandora Filmproduktion GmbH und dem WDR. Regie und Drehbuch: Ingo Haeb.
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino zählt zu den höchstdotierten Nachwuchspreisen in Deutschland. Im Wettbewerb stehen automatisch alle Regisseure, Produzenten, Drehbuchautoren und Schauspieler, deren Filme in der Reihe Neues Deutsches Kino beim Filmfest München zu sehen sind und bei denen es sich um den ersten, zweiten oder dritten langen Kinospielfilm der Künstler handelt. Für Produzenten darf es maximal der sechste Film sein. In diesem Jahr erfüllten zehn Regisseure, zehn Drehbuchautoren, 16 Schauspieler und 16 Produzenten von insgesamt elf Spielfilmen die Kriterien, um im Rennen um den Förderpreis Neues Deutsches Kino dabei zu sein.
Quelle: www.filmfest-muenchen.de