Am Abend des 17. November 2024 ging das 23. FILMZ - Festival des deutschen Kinos zu Ende. "Zurück im Capitol, zurück im LUX - Pavillon der Hochschule Mainz und eine Eröffnung im Kurfürstlichen Schloss. FILMZ bot in diesem Jahr wieder viele Highlight, aber das größte war für uns der überwältigend große Zuspruch des Publikums", so Hannah Wieland, Teil der Festivalleitung von FILMZ. In sieben Wettbewerbskategorien hat das Publikum über die besten Filme und damit Preisgelder im Gesamtwert von 5.400 Euro abgestimmt. Zusätzlich wurden Jurypreise im Gesamtwert von 4.700 Euro verliehen.
Nun stehen die Preisträger*innen der Wettbewerbssektionen fest:
Den Langfilmwettbewerb gewinnt "Alle die Du bist". Die mit fantastischen Elementen erzählte Liebesgeschichte im rauen Alltag des Strukturwandels im Ruhrpott von Regisseur Michael Fetter Nathansky erhält ein Preisgeld über 1.500 Euro gesponsert von der Spardabank Südwest. Nathansky ist der erste Regisseur in der Geschichte von FILMZ, der den Langfilmwettbewerb nach 2019 mit "Sag Du es mir" ein zweites Mal gewinnt und somit das Mainzer Rad als Langfilmtrophäe, gestaltet von Juwelier Willenberg, erneut sein Eigen nennen darf.
Der eindrückliche Dokumentarfilm "Hausnummer Null" von Lilith Kugler über den Traum von einem normalen Leben eines Berliner Wohnungslosen im ständigen Kampf mit einer unnachgiebigen Drogensucht gewinnt den diesjährigen Dokumentarfilmpreis. Objektiv Media sponsert das Preisgeld über 1.500 Euro.
Im hart umkämpften Wettbewerb der Mittellangen Filme hat sich das Festivalpublikum sehr knapp für "Ciao Bella" entschieden. Regisseurin Lina Schmeink thematisiert darin ebenfalls Wohnungslosigkeit und zeigt in besonderer und persönlicher Weise, wie sich ein Dilemma der Verantwortung gegenüber obdachlosen Menschen entspinnen kann. Der Film erhält ein Preisgeld in Höhe von 800 Euro gesponsert vom Schüren Verlag sowie eine Trophäe des Künstlers Jörg Ridderbusch.
Den Preis für den besten Kurzfilm und damit 500 Euro und eine Trophäe gesponsert von Kontrastfilm erhielt "Between the Lines" von Niklas Pollmann. Der Film erzählt von einer Clubbekanntschaft, die sich über die zwanzig Minuten des Films beständig zwischen einer Fortsetzung des gemeinsamen Abends oder dem Endstation ihrer Begegnung bewegt.
Bereits in der Festivalwoche vergeben wurde der Preis für den besten Lokalen Kurzfilm, der in diesem Jahr an "Schwarzmoll" von Alessia Mandanici ging. Der Film nimmt sich dem schweren Thema der Altersdemenz an, verbindet dieses aber mit kindlicher Kreativität und schafft so ein herzerwärmendes Kurzfilmwerk. Das Team von "Schwarzmoll" freut sich über 300 Euro Preisgeld gesponsert von nachtschwärmerfilm.
Der Preis in der Kurzfilm-Sektion andersARTig, dotiert mit 200 Euro, die von Indievisuals zur Verfügung gestellt wurden, ging an "The Spell" von Diego Oliva Tejeda, der den Kampf um bessere Arbeitsbedingungen einer Gruppe Näher*innen thematisiert.
Mit dem animierten Kurzfilmwettbewerb hat FILMZ dem Pendant zum Realfilm erstmals einen eigenen Wettbewerb spendiert. Als Gewinnerfilme des Abends gingen stimmgleich "Raja" von Franziska von Holst und Louisa Maria Würden sowie "Kaulquappe" von Julia Skala nach Hause, die jeweils ein Preisgeld über 300 Euro, zu gleichen Teilen gesponsert von Spektrumfilm und FILMZ, erhalten.
Sonderpreis der Medienförderung Rheinland-Pfalz
Einen erstmals in Kooperation mit der Medienförderung Rheinland-Pfalz ausgerufenen Sonderpreis gewinnt ebenfalls "Raja" von Franziska von Holst und Louisa Maria Würden. Der Animationsfilm begleitet seine gleichnamige Protagonistin auf eine Reise durch eine wundersame Zwischenwelt. Über den auf 1.000 Euro dotierten Sonderpreis hat die Vergabejury der Medienförderung Rheinland-Pfalz entschieden.
"Das war eine schwere Entscheidung für die Jury. Alle Nominierungen machen deutlich, wie groß das kreative Potential in Rheinland-Pfalz ist. Und es zeigt zugleich, wie wichtig es war, die Medienförderung Rheinland-Pfalz zu etablieren. Ich bin sehr gespannt, was die kinobegeisterten FILMZ Besucher*innen zu den Produktionen sagen, die teilweise auch von der Medienförderung unterstützt wurden." - Dr. Marc Jan Eumann, Geschäftsführer der Medienförderung RLP und Mitglied der Jury für den Sonderpreis
Im Vorfeld hat FILMZ drei Filme aus seinem Programm nominiert, die einen Rheinland-Pfalz-Effekt aufweisen. Dieser wird durch einen kulturellen Bezug zu Rheinland-Pfalz und/oder ein wirtschaftliches Interesse in Rheinland-Pfalz am jeweiligen Filmprojekt erreicht. Ein kultureller Bezug zu Rheinland-Pfalz ist dann gegeben, wenn ein Projekt inhaltlich eng mit Rheinland-Pfalz verknüpft ist oder die Filmschaffenden ihren Sitz oder eine Niederlassung oder Betriebsstätte in Rheinland-Pfalz haben. Ein wirtschaftliches Interesse ist durch eine Verortung von 120 Prozent des gewährten Zuschusses durch die Medienförderung RLP in Rheinland-Pfalz gegeben. Der wirtschaftliche Bezug kann auch durch den Wohn- oder Firmensitz erreicht werden.
Ehrenamtliches Engagement und weitere Jurypreise
Innerhalb von nur 55 Stunden entstand der Film "Wir waren mal" für den diesjährigen 55FILMZ Wettbewerb. Der Film ist das Erstlingswerk von Clara Seibt, Aileen Groth und Meike Bülte, die sich erstmals an einer filmischen Arbeit versucht haben und von der Jury mit einem Preisgeld über 400 Euro, einer kunstvolle Trophäe des Metallkünstlers Simon Schimetschka sowie einer kostenlosen Einreichung bei der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) ausgezeichnet wurden. Eingearbeitet werden mussten die Motive CD, Retro und Mosaik.
Ausgelassene Stimmung herrschte darüber hinaus auch beim traditionellen Trash-Trommeln. Im Rahmen des Trashfilm-Wettbewerbs hat "Die Ankunft, Pikachu ist tot" von Björn Helms das "FILMZ Trashbaby" als Trophäe sowie einen Technikgutschein im Wert von 200 Euro von Viertelzoll abgeräumt.
Beim Drehbuch-Pitching überzeugte Jule Peuckmann mit "Unnötig kompliziertes Grundverhalten" die Fachjury. Für ihr Drehbuch erhält sie ein Preisgeld über 300 Euro sowie eine Drehbuchsoftware von Dramaqueen, ebenfalls im Gegenwert von 300 Euro. Beides sponsert Kontrastfilm.
"FILMZ hat auch in diesem Jahr wieder eine Bühne für viele großartige Filme abseits des Mainstreams und der großen Kinos geschaffen. Dabei haben die Festivalmacherinnen und -macher ein außergewöhnliches Gespür für gesellschaftsrelevante Themen unserer Zeit bewiesen. Das Festival wird nach wie vor rein ehrenamtlich organisiert – dieses bemerkenswerte Engagement ist von unschätzbarem Wert und verdient unsere volle Unterstützung. Deshalb haben wir FILMZ in diesem Jahr sehr gerne mit 40.000 Euro gefördert. Ich danke allen Beteiligten sehr herzlich und gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern des diesjährigen FILMZ Festivals." - Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz
"Oft sind es nur Nuancen, die hier den Unterschied zwischen all den herausragenden Leistungen im deutschsprachigen Film machen. Ich gratuliere allen Preisträger*innen und ganz besonders noch einmal unseren diesjährigen Sonderpreisträger*innen in den Bereichen Schauspiel, Choreografie, Tonmischung und Bildgestaltung." - Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz
Bereits zum dritten Mal verlieh die Landeshauptstadt Mainz im Rahmen des Festivals den FILMZ-Sonderpreis für herausragende Leistungen im Film. Dieser ging an Jonas Schüler für die Tonmischung im Langfilm "Another German Tank Story". Die Auszeichnung für das beste Schauspiel erhielt an Patrice Grießmeier für ihre Arbeit im Mittellangen Film "Splitter". In der Kategorie Choreografie konnte sich Franz Quitt mit dem Kurzfilm "Between the Lines" durchsetzen. Zudem durfte sich Moritz Dehler für seine Bildgestaltung im Dokumentarfilm "Where We Used To Sleep" über den Preis für die Beste Kameraarbeit freuen. Die Preisträger*innen wurden mit jeweils 625 Euro ausgezeichnet.
Vom Kostümbild über Postmigrantisches Kino bis nach Finnland
Die diesjährige Masterclass im LUX - Pavillon der Hochschule Mainz wurde zur Kostümschau, denn hier hat Kostümbildnerin Emily Schumann dem interessierten Publikum Einblicke in ihre Arbeit in der deutschen Film- und Fernsehindustrie gewährt. Dafür stellte sie ihre eigenen Kostüme vor Ort vor und zeigte ihren Film "Die Spökenkiekerin und das Fräulein".
Die diesjährige Lesung fand nicht in ihrer klassischen Vortragsform statt, sondern wurde im Format einer Podiumsdiskussion präsentiert. Thematisch handelte die Veranstaltung mit dem Namen “Irgendwas mit Film” vom Einstieg in die Filmbranche und den Hürden, die sich auf dem Weg ergeben. Am Podium nahmen Vivian Andres (Kamerabühne), Anja Hehrlein (2. Regieassistenz), Timon Dangel (Oberbeleuchter) und der Moderator Bent Evers (Script Supervisor) teil.
In dieser Festivalausgabe warf die Sektion Spotlight ein Licht auf deutsch-finnische Koproduktionen und präsentierte neben zeitgenössischen Werken ebenso Klassiker von berühmten Persönlichkeiten wie Aki Kaurismäki. Auch der dazugehörige finnische Kurzfilmabend im Muschelkino von FILMZ an der Uni Mainz begeisterte das Publikum. Das diesjährige Symposium bot (Ein-)Blicke in das Postmigrantische Kino und zeigte sowohl Klassiker wie "Angst essen Seele auf" und moderne Festivalhits wie "Elaha".
"Wir blicken zurück auf ein Festivaljahr, das mit einem großartigen Open Air Kino im Landesmuseum begann und mit vielen einzigartigen Filmen des deutschen Kinos, Gästen und auch neuen Freundschaften nun sein Ende findet", resümiert Kai Graw, Teil der Festivalleitung von FILMZ. Noch bis zum 23. November können ausgewählte Filme des Programms On Demand über filmz-mainz.de angesehen werden. Das 24. FILMZ – Festival des deutschen Kinos kehrt 2025 vom 06.-16. November zurück – erneut mit einem vollen und vielseitigen Programm und Publikumswettbewerben, die in die Kinosäle locken.
Über FILMZ
FILMZ - Festival des deutschen Kinos präsentiert als ältestes Langfilmfestival in Rheinland-Pfalz seit 2001 jährlich aktuelle, deutschsprachige (Ko-) Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Mainz. Was damals vergleichsweise klein begann, hat sich inzwischen zu einer festen Institution innerhalb der überregionalen Kulturlandschaft entwickelt.
FILMZ versteht sich als Publikumsfestival. Die Sieger der einzelnen Wettbewerbsreihen werden deswegen nicht von einer Jury gekürt, sondern vom Festivalpublikum selbst. Auch außerhalb der Kinosäle bietet FILMZ zusätzlich zum umfangreichen Filmprogramm an allen Festivaltagen ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. FILMZ ist seit seiner Gründung 2001 ein rein ehrenamtlich organisiertes Festival und lebt daher insbesondere vom engagierten Einsatz seiner Mitarbeiter*innen und Helfer*innen, die das ganze Jahr daran arbeiten, dem Publikum in Mainz und den zahlreichen Filmgästen großartige Festivaltage zu bescheren. Seit 2009 ist die Landeshauptstadt Mainz offizielle Veranstalterin des Festivals, der Verein FILMZ e. V. organisiert das Festival und richtet es aus. FILMZ e.V. ist Mitglied im Bundesverband kommunaler Filmarbeit e.V.
Quelle: www.filmz-mainz.de