Am Abend des 26. Oktober 2015 erreichte Filmplus, das Festival für Filmschnitt und Montagekunst, mit der feierlichen Preisverleihung im Kölner Filmforum im Museum Ludwig seinen Höhepunkt.
Nach einem Grußwort der Kölner Dezernentin für Wirtschaft und Liegenschaften Ute Berg wurden die Schnitt Preise verliehen. Gemeinsam mit allen Gästen, den Förderern von Filmplus, den nominierten Editoren und den Jurys freuten sich die künstlerischen Leiter Oliver Baumgarten und Kyra Scheurer über die positive Branchen- und Publikumsresonanz zum Programm der Jubiläumsausgabe:
"Zum 15. Geburtstag von Filmplus hätte es nicht schöner sein können. Besonders die Hommage und der polnische Filmabend haben für stimmungsvolle Momente und eine glanzvolle internationale Festivalatmosphäre gesorgt. Es war eine große Ehre, Dominik Graf als Laudator bei Filmplus begrüßen zu dürfen. Sein Film 'Die Katze', montiert von der Geißendörfer Ehrenpreisträgerin Christel Suckow, hat dem Festival als Eröffnungsfilm einen spannenden Auftakt geboten. Auch der Themenschwerpunkt 'Montage – Denken – Lernen' hat gezeigt, wie sehr sich Filmplus als inspirierender Treffpunkt für die Branche und die Festivalgäste etabliert hat."
Die Schnitt-Preisträger 2015:
Der mit 7.500 Euro von der Film- und Medienstiftung NRW dotierte Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm ging an: Janina Herhoffer für die Montage des Films "Jack" (Regie: Edward Berger). Die Jury, bestehend aus Jeanette Hain (Schauspielerin), Sławomir Idziak (Kameramann), Gesa Jäger (Filmeditorin), Isabel Krolla (Förderreferentin Film und Medienstiftung NRW) und Hannes Stöhr (Regisser, Autor, Produzent) begründete ihre Entscheidung wie folgt:
"Uns als Zuschauern bleibt kaum Zeit, die Lebenswelt des Protagonisten zu erfassen. Die kluge, ökonomische Erzählweise der Montage zieht uns mit in den Strudel der Ereignisse, immer konsequent aus der Perspektive eines rastlosen, kleinen Jungen auf der verzweifelten Suche nach seiner Mutter. Dabei hält die rasante Montage durch frech unterschnittene Plansequenzen eine schier unerträgliche Spannung. Auf Augenhöhe des Jungen erleben wir traumatische Stunden und Tage – selbst seine ständig zunehmende Entkräftung findet auf formaler Ebene eine Entsprechung und wird somit für den Zuschauer beinah körperlich spürbar."
Der mit ebenfalls 7.500 Euro von der Stiftung Kulturwerk der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst dotierte Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm ging an: Carina Mergens für den Schnitt an "Am Kölnberg" (Regie: Laurentia Genske, Robin Humboldt). Der Jury Dokumentarfilm gehörten Andreas Köhler (Kameramann), Dirk Uhlig (Künstler und Filmeditor), Mareike Wegener (Filmemacherin und Produzentin), C. Cay Wesnigk (Regisseur, Autor, Produzent) und Ursula Wolschlager (Producerin und Dramaturgin) an, die ihre Wahl wie folgt begründeten:
"Der Film nimmt uns mit an den Rand unserer Gesellschaft, an einen Ort, der gleichzeitig Endstation und Zufluchtsort für ein kleines Ensemble von Protagonisten bedeutet. Der große Verdienst der Editorin liegt vor allem darin, die Härten des täglichen Lebens in einen Fluss von detaillierten Beobachtungen zu bringen, ohne sich dabei in einer voyeuristischen Betrachtungsebene zu verfangen. Einfühlsam, aber ohne zu schönen, wird den Menschen in der Montage ihr eigener Reflexionsraum eröffnet. So werden die Lebensentwürfe in ihrer Komplexität erfahrbar gemacht und Stagnation und Entwicklungen aufgezeigt, die sich fortwährend an den Lebensrealitäten reiben. Dabei ist der Kölnberg nicht nur Lebensraum, sondern entwickelt sich zum eigenständigen Protagonisten."
Der von MMC Movies mit 2.500 Euro dotierte MMC Movies Förderpreis Schnitt, ermöglicht durch die Deutsche Filmakademie, ging an Sebastian Mez und prämiert die Nachwuchsmontage des Kurzfilms "Substanz" (Regie: Sebastian Mez). Über die Vergabe des Nachwuchspreises berieten die Jurys des Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm und des Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm gemeinsam. Der Regisseur Hannes Stöhr überreichte als diesjähriger Preispate die Nachwuchsauszeichnung. Die Editorenleistung von Sebastian Mez wurde von der Jury wie folgt gewürdigt:
"Im von uns ausgewählten Film werden Aufnahmen der Verwüstung und Verödung rund um Fukushima im Kontrast zu Bildern aus dem oberflächlich nicht unmittelbar betroffenen Tokio verarbeitet. Es gelingt dabei, mit dem wesensbildenen Montage-Gestaltungsmittel der Überblendung, ein Gemälde auf die Leinwand zu zeichnen, das im Laufe der Zeit ein eigenes Narrativ entwickelt, ohne uns Zuschauer dabei diesem Narrativ bedingungslos zu unterwerfen. Indem der Filmemacher und Editor aus bis zu dreißig Bildern, die fast unerträglich langsam ineinander blenden, neue rätselhafte Bilder irgendwo zwischen Bacon, Breugel und Picasso erzeugt, schickt er uns auf eine Reise in unser Inneres. Der eigentliche Film läuft in unseren Köpfen ab und erlaubt uns durch die einsetzende Entschleunigung, die Montage im eigenen Kopf fortzusetzen und die über die Katastrophe in Nachrichten und Reportagen gesehenen und gelernten Fakten und gefühlte Emotionen selber noch einmal einzubringen und zu reflektieren. Die Jury hat sich dafür entschieden, diese Montageleistung mit dem Förderpreis Schnitt auszuzeichnen, die eindrucksvoll belegt, wie sehr die Montage eines Films eine echte Kunst ist, die das Potential hat, das absolut prägende Element eines Filmes zu sein und gleichzeitig Raum für eigene Gedanken, Gefühle und Assoziationen zu lassen."
Zudem sprachen die Jurys beim Kurzfilmwettbewerb eine lobende Erwähnung aus:
"Wir beobachten Rettungssanitäter im Einsatz. Ihre Gegenüber, die Patienten, die sie versorgen, bleiben ausgespart. Das Ausmaß an körperlicher und seelischer Verletzung, wird gerade dadurch erst sichtbar. Obwohl es um Menschen geht, die sich ständig an der Grenze zum Tod bewegen und damit ihrer medizinischen und menschlichen Hilflosigkeit ausgeliefert sind, lässt diese Verdichtung einen Sog entstehen, der uns mit einem zutiefst lebensbejahenden Gefühl zurücklässt. Wir vergeben eine lobende Erwähnung an Thaïs Odermatt, Lena Mäder und Roman Hodel für ihre Montage des Filmes 'Blaulicht'."
Der von der GFF Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion mit 3.000 Euro dotierte Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt wurde an die diesjährige Ehreneditorin Christel Suckow vergeben.
Das Forum für Filmschnitt und Montagekunst Filmplus präsentierte vom 23. bis 26.10.2015 insgesamt 15 nominierte Filme in den Kategorien Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm mit ausführlichen Gesprächen mit den anwesenden nominierten Editoren. Neben etablierten Programmsektionen wie dem diesjährigen Themenschwerpunkt "Montage – Denken – Lernen" und der Christel Suckow gewidmeten Hommage, sowie dem zum vierten Mal stattfindenden "Gastland"-Abend mit dem polnischen Editor Jarosław Kamiński als Gast, bot Filmplus in diesem Jahr wieder zwei Rahmenprogrammpunkte an: zwei ausverkaufte Schulvorstellungen bei "Schüler auf Montage" in Kooperation mit "doxs! – dokumentarfilme für kinder und jugendliche" sowie das Networking-Event "Meet the Editor!".
Quelle und weitere Informationen: www.filmplus.de