Film über den Krieg in der Ostukraine gewinnt den Hauptpreis beim DOK.fest München 2022

Der Film "Trenches" hat den Hauptwettbewerb des 37. DOK.fest München gewonnen. Der französische Regisseur Loup Bureau begleitete im Donbass ukrainische Soldat*innen beim Kampf gegen von Russland unterstützte Separatisten.

 

Das Werk zeigt, wie die Soldat*innen zwischen Explosionen und feindlichen Angriffen versuchen, einen halbwegs normalen Alltag zu führen. Am Samstagabend wurde Loup Bureau im Deutschen Theater in München der VIKTOR DOK.international Main Competition verliehen.

Das sind die Gewinnerfilme des DOK.fest München 2022:

VIKTOR DOK.international Main Competition: "Trenches" / Loup Bureau
VIKTOR DOK.deutsch: "Zusammenleben" / Thomas Fürhapter
VIKTOR DOK.horizonte: "No Simple Way Home" / Akuol de Mabior
FFF-Förderpreis Dokumentarfilm: "Hoamweh Lung" / Felix Klee
Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts: "Liebe, D-Mark und Tod" / Cem Kaya
megaherz Student Award: "Pushing Boundaries" / Lesia Kordonets

Am Sonntag ging das Festival in den Kinos zu Ende, online auf der digitalen Leinwand dauert es noch bis zum 22. Mai. Für die verbleibende Zeit bietet das Festival einen Late-Bird-Festivalpass zum ermäßigten Preis von 50 Euro (ursprünglich: 75 Euro). Am kommenden Samstag, den 21. Mai, um 20 Uhr, wird im City-Kino zum Abschluss der kinokino Publikumspreis verliehen, der von BR und 3sat gestiftet wird.

Daniel Sponsel und Adele Kohout (Festivalleitung) ziehen Zwischenbilanz: "Bei unserer Rückkehr in die Kinos haben wir ganz viel Energie und Aufbruchstimmung gespürt. Unser Publikum, unsere Gäste, die Branche: Alle waren begeistert, nach zwei schwierigen, stillen Jahren wieder gemeinsam den Dokumentarfilm im Kino feiern zu können. Wir blicken sehr zufrieden auf die vergangenen eineinhalb Wochen, zumal wir eine großartige Edition auf dualem Weg anbieten konnten: ein barrierefreies Angebot, das auch allen Menschen außerhalb Münchens die Chance bietet, diese Filme zu sehen, von denen die meistens hierzulande ansonsten nicht zu sehen wären. Im Kino liegen die Zuschauerzahlen mit circa 21.000 niedriger als vor der Pandemie, doch ein Vergleich ist kaum möglich, da sich bei den letzten Festivals mehrmals alle Parameter verschoben haben. Wie viele Zuschauer*innen wir zusätzlich über die digitale Leinwand erreichen, wissen wir in einer Woche. Angesichts der Reaktionen der Zuschauer*innen und Branchengäste, die wir erlebt haben, blicken wir positiv in die Zukunft des Kinos und des Festivals.“

Informationen zu den Gewinnerfilmen:

VIKTOR DOK.international Main Competition

"Trenches"
Regie: Loup Bureau
Seit Jahren kämpfen im Donbass ukrainische Soldat.innen gegen von Russland unterstützte Separatisten. In eindrucksvollen Bildern dokumentiert Loup Bureau deren Leben.

Aus der Jurybegründung: "Seit Wochen, Monaten, Jahren leben sie verschanzt in ihren Schützengräben. Dorthin hat Loup Bureau sie begleitet. Allein dieser Einsatz ist preiswürdig. Doch 'Trenches' ist auch ein wunderschöner Film: Ohne jede Effekthascherei, mit viel Respekt für seine Protagonist*innen und in einem Schwarz-Weiß, das die Zeitlosigkeit von Krieg noch betont, dokumentiert Bureau das Leben in den Schützengräben, das tägliche Schaufeln und Befestigen, aber auch das Kochen, Haareschneiden, Reden. Die Ruhe, die Bureaus Bilder ausstrahlen, ist natürlich eine trügerische, was wir – selbst als Zuschauer*innen – in keiner Sekunde vergessen können. Jederzeit kann wieder ein Angriff erfolgen. Und er erfolgt. Die Dringlichkeit des Films hat sich seit seiner Fertigstellung 2021 ins Unermessliche gesteigert."

Jury: Wenke Husmann (Redakteurin von ZEIT ONLINE im Ressort Magazine), Thilo Kasper (Teamlead Content-Strategy der ARD Mediathek), Maureen Gueunet (Managerin und Kuratorin)

Gestiftet vom Bayerischen Rundfunk, dotiert mit 10.000 EUR. Nominiert waren Filme, die ein breites inhaltliches und formales Spektrum aufweisen und sich durch ihre hohe künstlerische Qualität auszeichnen.

VIKTOR DOK.deutsch

"Zusammenleben"
Regie: Thomas Fürhapter
In Wien sind 52 Prozent der Einwohner ausländischer Herkunft, 182 Nationen leben in der Stadt. Auch das erfährt man in den von der Stadt angebotenen Integrationskursen, an denen alle Immigrant*innen freiwillig teilnehmen können. "Zusammenleben" begleitet diese und blickt sehr genau hin.

Aus der Jurybegründung: "'Zusammenleben' ist ein präzise komponierter Dokumentarfilm, der Barrieren in einem kulturellen Prozess abbaut. Die Erzählung fokussiert sich nicht nur auf die Protagonist*innen, sondern verbindet die Zuschauer*innen bewusst mit einer tiefgreifenden kulturellen Erfahrung, die Stereotypen dekonstruiert. Mit einer einfachen, aber kraftvollen Filmsprache – ein Schauplatz, mehrere Klassenzimmer, eindringliche Porträts und ein partizipatorischer Ansatz zur Diskussion schwieriger und unbequemer Themen – schlägt der Film eine inklusive Methodik vor, um kulturelle Integration zu ermöglichen."

Jury: Gesa Marten (Filmeditorin, Beraterin und Professorin für künstlerische Montage), Edima Otuokon (Expertin für Kommunikation, Entwicklung, Politik und Mitbegründerin der Ladima Foundation), Jennifer Stahl (Leiterin des FIRST STEPS Award)

Dotiert mit 5.000 EUR. Nominiert waren Filme, die sich mit Menschen und Themen im deutschsprachigen Raum auseinandersetzen.

VIKTOR DOK.horizonte

"No Simple Way Home"
Regie: Akuol de Mabior
Regisseurin Akuol de Mabior begibt sich auf die Suche nach ihrer Heimat, dem Südsudan, wo sie noch nie gelebt hat. Ihr Vater John Garang de Mabior gründete 1983 die Sudanesische Volksbefreiungsarmee. Nach über 20 Jahren Freiheitskampf stirbt er 2005 als Vizepräsident des Sudan. Die Mutter Rebecca Nyandeng de Mabior kämpft für das Vermächtnis ihres Mannes.

Aus der Jurybegründung: "Was geschieht, wenn der Krieg einmal vorbei ist? Wie kann man das Land wieder aufbauen? Welche Führungspersönlichkeiten sind dazu fähig? In einer Gegend, die seit Jahrzehnten von Bürgerkriegen heimgesucht wird, sprießen dennoch Hoffnungsblüten. Die Jury war vor allem von der positiven und pragmatischen Art der Protagonistin inspiriert, die sich trotz aller Widrigkeiten ihrer Aufgabe stellt. 'No Simple Way Home' von Akuol de Mabior erzählt in seiner sehr direkten Art die Geschichte um die Führerschaft im Südsudan und zugleich auch eine Familiengeschichte mit einer starken Mutter-Tochter-Beziehung.“

Jury: Sharon Nuni (Gestalterin, Redakteurin und Dramaturgin), Torsten Frehse (Filmkaufmann, Geschäftsführer Neue Visionen Filmverleih GmbH), Victoria Leschtschenko (Programmdirektorin von Docudays UA International Human Rights Documentary Film Festival)

Gestiftet von der Petra-Kelly Stiftung, dotiert mit 5.000 EUR. Nominiert waren Filme, die ihr Augenmerk auf Länder mit instabilen Strukturen richten.

FFF-Förderpreis Dokumentarfilm

"Hoamweh Lung"
Regie: Felix Klee
Wie definiert sich das: Heimat? Was hat Verlust mit Schmerz zu tun? Felix Klee sucht nach Fragmenten eines Gefühls, nach Spuren einer Erinnerung und der tastenden Bewegung, die das Verlorene noch einmal erlebbar macht. Ein Abgesang auf die Vergänglichkeit.

Aus der Jurybegründung: "'Hoamweh Lung' setzt das Gefühl der Nostalgie in Bildern um, tastend, spielerisch. Klee holt Erinnerungen hervor, streng in Schwarz-Weiß, mit Hilfe von alten Fotografien, neueren Filmaufnahmen, durch Montage, Animation und 3D-Mapping. Die Jury hat der Mut beeindruckt, mit dem Klee seine eigene Formsprache kreiert. Dies ist kein Film des verklärenden Weißt-du-noch, vielmehr der Versuch, das Gefühl von Abschied und Verlust mit verschiedenen, in diesem Zusammenhang ungewöhnlichen Stilmitteln zu fassen und in lakonischen Bildern und wenigen Worten festzuhalten."

Jury: Björn Koll (Filmverleiher), Mandisa Zitha (Festivalleiterin des Encounters South African International Documentary Festival), Philipp Seidel (Leiter der Feuilletonredaktion der Mediengruppe Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt und Redakteur bei der Abendzeitung)

Gestiftet vom FilmFernsehFonds Bayern, dotiert mit 5.000 EUR, für bayerische Nachwuchsregisseur.innen (reihenübergreifend).

Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts

"Liebe, D-Mark und Tod"
Regie: Cem Kaya
Die türkischen Gastarbeiter*innen brachten ihre Musik mit. Ein großer musikalischer Reichtum entstand komplett unter dem Radar der deutschen Öffentlichkeit, eine Kultur mit eigenen Stars, Labels und Kassettenläden, die heute in der zweiten und dritten Generation angekommen ist. "Liebe, D-Mark und Tod" ist eine Tour de Force durch mehr als ein halbes Jahrhundert deutsch-türkischer Geschichte.  

Aus der Jurybegründung: "Ein Film überzeugte die Jury besonders mit seiner beeindruckenden und profund recherchierten Geschichte, in der sich unzählige Menschen weltweit wiedererkennen werden. Ein Film voller Energie und Rhythmus, Reflexion und Emotion gleichermaßen. Dem Filmemacher gelingt es, die Geschichte der türkischen Migration nach Deutschland und ihren Beitrag zu diesem Land über die Musik erfahrbar zu machen und anzuerkennen."

Jury: Ameer Masoud (Kulturvermittler, Architekt und Künstler), Diana El Jeiroudi (Dokumentarfilmregisseurin), Eva Lautenschlager (Beraterin im Bereich Film, Fernsehen, Hörfunk des Goethe-Instituts)

Dotiert mit 2.000 Euro, für herausragende deutsche Dokumentarfilme, seit diesem Jahr rotierende Preisvergabe (München, Leipzig, Duisburg und Kassel).

megaherz Student Award

"Pushing Boundaries"
Regie: Lesia Kordonets
Der Film folgt fünf ukrainischen Sportler*innen, die sich auf die Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro vorbereiten, als plötzlich Putins Russland die Halbinsel Krim annektiert, auf der sich das neue Trainingszentrum der ukrainischen Mannschaft befindet. Doch die Sportler*innen wollen ihren Traum nicht aufgeben, trainieren an anderen Orten unter widrigsten Bedingungen weiter und versuchen sich trotz allem für die nächsten paralympischen Spiele zu qualifizieren.

Gestiftet von der Filmproduktionsgesellschaft megaherz, dotiert mit 3.000 Euro, für den Gewinnerfilm der Reihe Student Award.

Quelle: www.dokfest-muenchen.de