Unter Vorsitz des Bochumer Kulturdezernenten Michael Townsend hat die Jury zur Vergabe des städtischen Peter-Weiss-Preises auf ihrer Sitzung am 23. August 2012 Fatih Akin als diesjährigen Preisträger in der Sparte "Film" gekürt.
Der Preis ist mit 15.000 € dotiert. Die Jury würdigt laut ihrer Begründung "damit ein Werk, das durch das Interesse an interkultureller Toleranz und Verständigung geprägt ist." Weiter heißt es in der Begründung: "Der 1973 in Hamburg geborene Regisseur, Drehbuchautor und Produzent zeichnet aber kein harmoniesüchtiges Bild, sondern nimmt wie kein anderer deutscher Filmemacher seiner Generation individuelle Empfindlichkeiten in den Fokus, die gegen den Druck gesellschaftlicher Konventionen behauptet werden müssen... Damit führt Akin die sezierende Technik des Schriftstellers und Filmemachers Peter Weiss fort, dessen Lebensthema der aus persönlicher Überzeugung geborene Widerstand gegen die sozialen und politischen Konventionen war." Die Jury sieht außerdem eine Verbindung der beiden Künstler in der "Präzision der Beobachtung und Inszenierung sowie einen individuellen Stilwillen, der bei aller Vielfalt des Werks jederzeit dessen Schöpfer erkennen lässt."
Fatih Akin begann seine Filmkarriere sowohl als Regisseur (u.a. "Kurz und schmerzlos", "Im Juli") als auch Schauspieler (u.a. "Kismet"). Einem größeren Publikum bekannt wurde er 2004 als Regisseur des kompromisslosen Dramas "Gegen die Wand", welches mit zahlreichen internationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, darunter der "Goldene Bär" der Berlinale, fünf Deutsche Filmpreise sowie der Europäischen Filmpreis. Auch seine folgenden Regiearbeiten wurden gleichermaßen gelobt und preisgekrönt, darunter der Dokumentarfilm "Crossing the Bridge: The Sound of Istanbul" in dem der Regisseur das reiche Spektrum von Musikstilen der Istanbuler Musikszene präsentiert, das Migrationsdrama "Auf der anderen Seite", oder die im Hamburger Kiez angesiedelte "Heimat"-Komödie "Soul Kitchen". 2010 erhielt Fatih Akin außerdem das Bundesverdienstkreuz.
Der Peter-Weiss Preis, benannt nach dem Autor, Dramatiker, Maler und Filmemacher Peter Weiss, wird seit 1990 alle zwei Jahre von der Stadt Bochum in den Sparten Literatur, Theater, bildende Kunst und Film vergeben. Er soll Ansporn und Förderung für die Kunstschaffenden der verschiedenen Sparten sein, ihre Arbeit im Sinne eines humanistischen Engagements fortzusetzen, für welches das Gesamtwerk von Peter Weiss beispielhaft steht. Nach Marcel Ophüls (1992) und Harun Farocki (2002) erhält nun zum dritten Mal ein Filmemacher diese Auszeichnung.
Der Jury gehörten als Fachjuroren an:
Petra Müller (Geschäftsführerin der Filmstiftung NRW)
Andreas Platthaus (Feuilletonredakteur der FAZ)
Dr. h.c. Fritz Pleitgen (Filmautor und Journalist, ehemaliger Intendant des WDR und Geschäftsführer der RUHR.2012)
Michael Souvignier (Filmproduzent, Geschäftsführer der Zeitsprung Entertainment GmbH Köln)
Prof. Dr. Eva Warth (Professorin für Film- und Fernsehwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum)
Adolf Winkelmann (Regisseur und Filmemacher, Dortmund)