Die Preisträger*innen des Festivals des deutschen Films Ludwigshafen

Am Samstag wurden beim 19. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein 2023 in einer feierlichen Verleihung die Preise vergeben.

 

Die Preise und Preisträger 2023 in der Übersicht:

Die Ludwigshafener Auszeichnungen in der Übersicht:

Kamera, Judith Kaufmann
in "Das Lehrerzimmer"

Produktionsleistung, Thomas Kufus
in "Der vermessene Mensch"

Martina Gedeck und Nastassja Kinski für ihre Darbietung
in "Die stillen Trabanten"

Filmkunstpreis - bestes Drehbuch
Alice Gruia // "Seid einfach, wie ihr seid"

Filmkunstpreis - beste Regie
Lars Kraume // "Die Unschärferelation der Liebe"

Filmkunstpreis - bester Film
David Wnendt // "Sonne und Beton"

Publikumspreis - Rheingold
Felicitas Korn // "Wir haben einen Deal"

und bereits vergeben wurden:

Ludwigshafener Drehbuchpreis
Dorothee Schön

Ludwigshafener Regiepreis
Thomas Stuber

Preis für Schauspielkunst
Axel Milberg / Justus von Dohnányi

Die Preise sind undotiert.
Die Auszeichnungen im Detail:
Filkunstpreis Ludwigshafen
David Wnendt // "Sonne und Beton"
Buch: David Wnendt, Felix Lobrecht, nach dem gleichnamigen Roman von Felix Lobrecht

Jury-Begründung
Es ist ein kraftvoller Film mit einer durchgehend hohen Energie auf allen Ebenen. Mit großem Drive zieht er uns in seine pralle Geschichte, und in dem durchweg fantastischen SchauspielerInnen Ensemble sind wir immer nah an der Hauptfigur, die all unsere Sympathie und Empathie hat. Wir stolpern und rennen mit diesem tollen Charakter durch Höhen und Tiefen, wir leiden und fiebern mit ihm in seinem schier unlösbaren Dilemma.
Die verschiedenen Gewerke Buch, Regie, Kamera, Schnitt, Musik, Sounddesign – aber auch Szenenbild, Kostüm, Maske wie auch das gesamte Ensemble und Team – sie alle tragen alle dazu bei, dass dieser Film, der eine harte und düstere Lebensrealität zeigt, solch eine lebendige und pulsierende Kraft hat, die uns von Anfang an reinzieht, mitnimmt und nicht mehr loslässt.
Es ist ein rundum kompakter stimmiger Film mit einer enormen Wucht.

"Wir sind erst heute angekommen und mein erster Eindruck war, dass die Menschen gemütlich einen Wein trinken wollen und einen schönen Film sehen. Und dann kommen wir mit unserem Film und hauen ihnen so etwas um die Ohren. Umso schöner war die Reaktion und auch das lange Publikumsgespräch. Man sieht, dass hier nicht die Gropiusstadt ist, aber das Publikum kann sich durchaus in das Thema reinfühlen. Es freut mich sehr, dass so viele Jugendliche den Film inzwischen gesehen haben und das Gefühl haben, dass wir ihnen eine Stimme gegeben haben. Vielen, vielen Dank für diesen tollen Preis!"
David Wnendt/ Regie

Filmkunstpreis - bestes Drehbuch
Alice Gruia // "Seid einfach, wie ihr seid"

Jury-Begründung
Es ist ein Film der überrascht und anders tickt als man denkt. Obwohl er geschrieben und komponiert ist, wirkt er von Anfang bis Ende "reingesprungen" und improvisiert. Der Stoff erzielt damit eine große und erfrischende Unmittelbarkeit, die jedoch zur Gänze in dem Drehbuch, geschrieben von der Filmemacherin selber, vorgegeben ist.
Das Drehbuch ist in bemerkenswerter Weise ein Originalstoff. Und es scheint, dass nicht nur die Szenen und Dialoge aus den persönlichen Erfahrungen der Filmemacherin entstanden sind, sondern die Intention des Buches ist es, den Anschein zu erwecken, als ob dieser Film das echte Leben nicht nur abbildet, sondern tatsächlich ist.
Eine Familiengeschichte mit geradezu archetypischen Figuren, die jeder von uns kennt und die uns vertraut erscheinen. Bei allem Ernst und Drama was dahintersteckt, bestechen das Drehbuch und der Film durch eine spielerische Leichtigkeit, in der Humor, Ernsthaftigkeit und Tiefe gleichermaßen vorkommen.
Ein Debütfilm mit einer originellen Grundidee, die mit großem Talent filmisch umgesetzt ist und viel Aufmerksamkeit verdient.

"Wenn man auf ein Festival mit Preisen eingeladen ist, dann sagt man sich immer, das wäre einem egal. Aber das ist schon ziemlich cool, so einen Preis zu bekommen. Wir haben ein sehr kleines Budget gehabt, acht Tage gedreht und keinen Verlieh. So ein Preis ist wahnsinnig wichtig für unseren kleinen Film. Danke!"
Alice Gruia / Drehbuch & Regie & Produktion

Filmkunstpreis - beste Regie
Lars Kraume // "Die Unschärferelation der Liebe"

Jury-Begründung
Dieser vielseitige Regisseur hat hier mit wunderbarer Leichtigkeit einen deutschen ‚Woody Allen‘-Film inszeniert. Virtuos und unaufdringlich gelingt es ihm, mit Kamera, Schnitt und Musik aus einem Theaterstück einen märchenhaften Film zu erschaffen.
Dabei vertraut er den brillanten Dialogen und seinen beiden Schauspielern, er engt sie nicht ein, er begleitet sie und lässt sie frei laufen. Gerade die Reduktion und Konzentration auf die Geschichte und den Text zeigt seine starke Regie und macht die Größe dieses eigentlich kleinen Films aus.
So ist dieses feel good-movie quasi eine doppelte Liebesgeschichte: Der Regisseur liebt die heiter geschilderten Charaktere und wie sich Caroline Peters und Burghart Klaußner in ihren Rollen als Schulsekretärin und Metzger ineinander verlieben.
"Die Unschärferelation der Liebe" ist ein humorvolles Kammerspiel, das bei den Zuschauern ein Dauerschmunzeln herbeizaubert.

"Unsere Vorstellung in Ludwigshafen war bei einem unglaublichen Wolkenbruch. Aber das war toll! Auch das Gespräch mit dem Publikum. Vielen, vielen Dank für die Einladung und ich hoffe, dass ich mit meinem nächsten Film, den ich gerade drehe und deshalb leider nicht persönlich bei ihnen sein kann, wieder eingeladen werde."
Lars Kraume/ Regie
Publikumspreis - Rheingold
Felicitas Korn // "Wir haben einen Deal"
Mit Patricia Aulitzky, Felix Klare, Shenja Lacher, Peter Lohmeyer, Liane Forestieri u.v.a.m.
Buch: Marie-Helene Schwedler
Produktion: Rat Pack Filmproduktion
Produzenten: Martin Richter/Christian Becker
Redaktion: Anja Helmling-Grob/ZDF

"Film ist Teamarbeit. Justus von Dohnányi hat das schon vollkommen richtig gesagt. Deshalb bedanke ich mich bei meinem Team, allen voran Patricia Aulitzky und Felix Klare. Und beim Publikum, dem wir diesen Preis zu verdanken haben. Das ist schon etwas Besonderes hier auf dem Festival, mit dem Publikum direkt ins Gespräch zu kommen und wie viel Interesse besteht, hinter die Kulissen zu gucken. Das haben wir sehr genossen. Wir sind sehr glücklich über den Preis, weil es dem Film hilft, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und wir einen Beitrag leisten können, dass Betroffene den Mut finden, den Kreislauf der Ohnmacht und der Angst zu durchbrechen. Vielen Dank!"
(Felicitas Korn/Regie)

Kamera Judith Kaufmann
in "Das Lehrerzimmer"

Jury-Begründung
Dicht und nah an den Charakteren begleitet sie die Hauptfigur und zieht uns in diesen Film hinein. Es ist eine suggestive Kameraführung, die sich nicht in den Vordergrund schiebt, sondern sich einfühlsam in den Dienst der Geschichte stellt. Es ist verblüffend und erstaunlich, wie es ihr gelingt, dass dieser Film, der überwiegend in Innenräumen spielt, so stark und lebendig atmet.

Produktionsleitung, Thomas Kufus in "Der vermessene Mensch"

Jury-Begründung
Risikobereitschaft und Mut gehören dazu, diese nicht aufgearbeitete Schuld in der deutschen Geschichte ins Bewusstsein zu rücken. Wo sich Politiker zieren, da wagt sich dieser Produzent auf schwieriges Terrain. Kolonialismus und Völkermord sind hier die verdrängten politischen Themen, auf die Thomas Kufus seinen scharfen Blick richtet.
Er ist ein Produzent, der für besondere Projekte steht und trotz Widerständen und Gegenwind an ihnen festhält. Im besten Sinne trägt Thomas Kufus zur Aufklärung bei.
Es geht ihm auch in dem Drama "Der vermessene Mensch" nicht nur darum zu unter-halten, sondern sein Publikum oben zu halten.

Martina Gedeck und Nastassja Kinski für ihre Darbietung in "Die stillen Trabanten"

Jury-Begründung
Die beiden Starschauspielerinnen spielen hier zwei Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben: in Geldnot, einsam und für den Rest der Welt vergessen und fast unsichtbar.
Es entsteht Nähe und Liebe zwischen ihnen und die beiden erzählen sie uns auf eine einzigartig zarte Weise. Sie machen sich nicht nur physisch nackt, sondern offenbaren sich und ihre Gefühle, berühren uns in ihrer grenzenlosen Offenheit und Hingebung.
Ihre Unsicherheit und Angst in der Annäherung, die Freude und das Glück in der Begegnung und Berührung, und schließlich auch die Enttäuschung und der Schmerz – das alles zeigen uns diese beiden wunderbaren Schauspielerinnen.
Ohne doppelten Boden, pur, direkt und unmittelbar sehen wir sie und erleben durch und mit ihnen die ganze Wucht einer Liebesgeschichte.

Das 20. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein ist von Ende August bis Anfang September 2024 geplant.

Quelle: www.fflu.de