Deutsche Kinemathek präsentiert Hommage an Dore O.

Die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen würdigt die im vergangenen Jahr verstorbene Experimentalfilmemacherin Dore O. am 29. Mai 2023 im Kino Arsenal in Berlin mit einem Filmprogramm und einer Buchpräsentation.

 

Die Ausgabe der Veranstaltungsreihe "Filmspotting" ist im Mai einer der eigenständigsten Stimmen des deutschen Experimentalfilms gewidmet, der Künstlerin Dore O. (1946-2022). Mit der Präsentation eines Kurzfilmprogramms aus vier Jahrzehnen Arbeit und der aktuell bei StrzeleckiBooks erschienenen Publikation "Figures of Absence. The Films of DORE O." findet das Werk Dore O.s seine Würdigung.

Als Gründungsmitglied der Hamburger Filmmacher Cooperative war Dore O. ab 1967 aktiv an der Erkundung neuer filmischer Formen beteiligt und entwickelte dabei ihre eigene "Handschrift, ihren eigenen Ton, ihre eigene Filmmethode" (Harun Farocki). Dore O. legte den Grundstein für spätere Generationen, indem sie persönliche Filmpoetiken in einer starken Überschneidung mit medienspezifischen Experimenten außerhalb vorherrschender Strömungen des politischen, strukturalistischen oder feministischen Films kultivierte.

Mit dem Ziel einer längst überfälligen Aufarbeitung der avantgardistischen Filmpraxis von Dore O. würdigt die Publikation "Figures of Absence" das Werk und Vermächtnis einer der wegweisendsten, aber kaum erforschten Stimmen des deutschen Experimentalfilms. Die Monografie legt die formalen Errungenschaften, die kulturellen Konnotationen und historischen Kontexte einer filmischen Vision frei, die einen wesentlichen Beitrag zu dem internationalen Kontinuum radikaler Filmkunst leistete.

Anlässlich der Veröffentlichung von "Figures of Absence" zeigt die Reihe "Filmspotting" die von der Deutschen Kinemathek restaurierten Filme "Alaska" (1969), "Lawale" (1969), "Kaskara" (1974) und "Xoanon" (1994). Das Arbeiten aus fast vier Dekaden umspannende Kurzfilmprogramm zeigt eine wandlungsfähige Wirklichkeit, die sich rätselhaft und suggestiv mittels sinnlicher Bildschichtungen und radikaler Klänge entfaltet.

Ein beträchtlicher Teil der deutschen Experimentalfilmgeschichte wird von der Deutschen Kinemathek archiviert, restauriert und durch deren Filmverleih zugänglich gemacht. Ein Kernstück dieser Sammlung bildet der filmische Vor- und Nachlass Dore O.s. Das komplette Frühwerk der Künstlerin konnte bereits im Rahmen des Förderprogramms Filmerbe restauriert und digitalisiert werden und ist 2021 bei dem renommierten Pariser Experimentalfilmlabel re:voir auf DVD erschienen. Einblicke in die Restaurierung von Dore O.s Debütfilm "Alaska" gewährte die Ausstellung 'Frame by Frame - Film restaurieren' (2021). Derzeit werden die Digitalisierungsarbeiten an fünf weiteren Filmen von Dore O. fortgesetzt.

Die Filmrestauratorin und Herausgeberin Masha Matzke wird in den Abend einführen.

Filmprogramm
"Alaska" (1969, 18min, DCP)
Ein Emigrationsfilm: Traum meiner selbst, Konsequenz aus dem Akt mit der Gesellschaft. (Dore O.)
"Lawale" (1969, 30min, DCP)
Traum- und Schreckbilder der Bürgerlichkeit. Die Erinnerung ist eine grausame Hoffnung ohne Erwachen. (Dore O.)
"Kaskara" (1974, 20min, DCP)
Balance des Eingeschlossenseins im zerbrochenen Raum. Landschaft existiert nur als Ausblick durch Fenster und Türen. Neben Bildpressungen, Brüchen von Räumen und Zeitverläufen stehen belassene Einstellungen. Anziehung, Verschmelzung und Abstoßung der Hälften des Filmbildes, mit dem Ziel einer sinnlichen Topologie. Ein Bild frisst das andere. (Dore O.)
"Xoanon" (1994, 11min, DCP)
Der Sandmaler verweht die Dinge zu Bildern, Schatten ballen sich zusammen und verkleben. (Dore O.)

Publikation:
"Figures of Absence. The Films of DORE O."
Women's Experimental Cinema
Herausgeberin: Masha Matzke. Produktion: Filmbüro NW. Erschienen: Strszlecki Books, 2023
English, 248 Seiten, 194 Bilder, 978-3-910298-06-4, 29,00 €
Mit bisher unveröffentlichtem Archivmaterial, Interviews mit Dore O., umfangreichen Bildmaterial sowie neuen Beiträgen aus Europa und Nordamerika (u.a. Albert Alcoz, Ute Aurand, Robin Blaetz, Christine Noll Brinckmann, Stephen Broomer, Vera Dika, Marie-Hélène Gutberlet, Mike Hoolboom, Sarah Keller, Dietrich Kuhlbrodt, Anthony Moore, Lucy Reynolds, Tony Reif, Maureen Turim). Letztlich entfachen die Essays eine Debatte über unterrepräsentierte Aspekte der Rezeption und Marginalisierung experimenteller Filmarbeit von Frauen.

Quelle: www.deutsche-kinemathek.de