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Alle Fotos (11)Biografie
Dietrich Kuhlbrodt wurde am 15. Oktober 1932 in Hamburg geboren. Während des Jurastudiums begann er 1957 Film- und Theaterkritiken zu schreiben. Als Staatsanwalt am Hamburger Landgericht war der promovierte Jurist über viele Jahre hinweg für die Verfolgung von NS-Verbrecher*innen zuständig. Daneben war er in den 1960er Jahren bei der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg tätig.
Kuhlbrodts persönliche Leidenschaft galt seit jeher dem Film, sowohl hinter als auch vor der Kamera. Neben zahlreichen Kritiken, unter anderem für die Zeitschrift epd Film, schrieb er die Gerichtsszenen zu Werner Schroeters "Liebeskonzil" (1982) und realisierte mit Michael Kötz den TV-Dokumentarfilm "Wild auf Kino. Eine Reise durch den allerjüngsten deutschen Film" (1987). Er unterstützte die Berliner Künstlergruppe "Die Tödliche Doris", an deren Musik- und Buchprojekt "Naturkatastrophen" und dem Super-8-Filmbuch "KINO" er als Autor beteiligt war.
Eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit verband Dietrich Kuhlbrodt mit dem Aktionskünstler und Filmemacher Christoph Schlingensief (1960-2010). Als Darsteller wirkte er unter anderem in den Schlingensief-Filmen "100 Jahre Adolf Hitler. Die letzte Stunde im Führerbunker" (1989, als Joseph Goebbels), "Das deutsche Kettensägenmassaker" (1990), "United Trash" (1995) und "Die 120 Tage von Bottrop" (1997) mit. Auch auf der Bühne trat Kuhlbrodt in einigen Schlingensief-Inszenierungen auf, darunter "Attabambi-Pornoland" nach Elfriede Jelinek am Schauspielhaus Zürich (2004). Zudem war er Mitglied von Schlingensiefs Partei Chance 2000.
2002 veröffentliche Dietrich Kuhlbrodt seine Memoiren; 2006 erschien sein Buch "Deutsches Filmwunder – Nazis immer besser", eine kritische Abhandlung über die Darstellung der NS-Zeit im deutschen Film. Ab 2003 war er Co-Herausgeber des Internetmagazins Filmzentrale, das ausgewählte Kritiken aus anderen Medien zugänglich machte. Ab 2011 gehörte Kuhlbrodt unter dem Pseudonym "Opa16" dem Künstlerkollektiv HGich.T an und wirkte unter anderem in Videos zu Stücken von Heinz Strunk mit.
Im Februar 2021 war Dietrich Kuhlbrodt einer der 185 lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nicht-binären und trans* Unterzeichner*innen des Manifests #actout und damit Teil des Massen-Coming-Outs auf der Titelseite des Magazins der Süddeutschen Zeitung. Die Initiative positionierte sich gegen Diskriminierung und forderte mehr Sichtbarkeit und Diversität in der Theater-, Film und Fernsehbranche.
Auch als Schauspieler blieb Dietrich Kuhlbrodt über die Jahre hinweg sehr aktiv. So sah man ihn in Dietrich Brüggemanns Satire "Heil" (2015) und in mehreren Filmen von Arne Körner, der schließlich auch einen Dokumentarfilm über ihn drehte: "Nonkonform", der bei den Hofer Filmtagen 2024 Premiere feierte und im Februar 2025 in die Kinos kam.
Dietrich Kuhlbrodt ist der Bruder des Schauspielers Rüdiger Kuhlbrodt. Er lebt in Hamburg.