Film im Kraftfeld zwischen Politik, Kritik und Komik ist das Thema des XVI. cinefest. – Internationales Festival des deutschen Filmerbes, das von 16. bis 24. November 2019 in Hamburg stattfinden wird.
Zu erkunden ist die Spannweite eines unterhaltsamen Genres und die fließenden Grenzen zu Lustspiel und ernsthafter Auseinandersetzung.
Ist ein politisches Thema Voraussetzung für Satire oder reicht das Lachen über lächerliche Zustände der Gesellschaft? Wo liegt die Abgrenzung zwischen Satire und schwarzer Komödie? Funktioniert Satire nur gegen ein System oder kann sie auch für die Propaganda genutzt werden?
Basis für solche Diskussionen bilden Klassiker wie Reinhold Schünzels Spiel mit militärischen Autoritäten in "Amphitryon. Aus den Wolken kommt das Glück" (1935), Ernst Lubitschs Anti-Nazi-Satire "To Be Or Not To Be" (1941/42), "Wir Kellerkinder" (1960) von und mit Wolfgang Neuss sowie Billy Wilders "One, Two, Three" (1961), beide vom Höhepunkt des Kalten Kriegs, wie auch "Dr. Strangelove: Or How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb" (1962), Stanley Kubricks Porträt von unkontrollierten US-Militärs.
Daneben gibt es eine Reihe von alten und neuen Filmen zu entdecken, die sich mehr oder weniger scharf mit ihrer jeweiligen Gegenwart auseinandersetzen. Auch Animationsfilme ("Animal Farm", 1951-54) und Kurzfilme werden zu sehen sein.
Immer wieder sind bekannte Persönlichkeiten Ziel der Satire: vom – mehrfach verfilmten – "Hauptmann von Köpenick" (1931, Richard Oswald / 1956, Helmut Käutner) über den ins Lächerliche gewendeten Wiedergänger Hitler bis hin zu "The Death of Stalin" (2017) über das hilflose Sterben des Unantastbaren.
Oft stehen auch – selbstkritisch? – die Medien und ihre Auswüchse im Zentrum der Auseinandersetzung: von Sidney Lumets "Network" (1976) über Martin Scorseses "King of Comedy" (1981/82) bis zu den Hitler-Tagebüchern in "Schtonk!" (1991/92) von Helmut Dietl. In der DDR polemisierten die "Stacheltier"-Kurzfilme gegen NATO und BRD oder boten durch (sanfte) Kritik an Missständen ein Ventil.
Darüber hinaus wird die tschechische Kinematografie mit ihrer kritischen Tradition betrachtet, die von Jaroslav Hašeks "bravem Soldaten Schwejk" bis hin zu Vera Chytilovás ausgelassenem Spiel mit Autoritäten in "Sedmikrásky" (1966) reicht.
Teil des Festivals ist der 32. Internationale Filmhistorische Kongress, bei dem die Themen des Festivals in Vorträgen und Diskussionen vertieft werden. Der Kongress wird am 20.11. im Kino Metropolis eröffnet und tagt vom 21. bis 23.11., jeweils von 9:30 – 16:00 Uhr, im Gästehaus der Universität Hamburg.
Mögliche Themenkomplexe beim Kongress:
- Satire: Definition und Ausprägungen im Film
- Mediensatire
- Kapitalismussatire
- Bürokratiesatire
- Politik- und Gesellschaftskritik durch Satire
- Satirische Auseinandersetzungen mit Autoritäten / Militär
- Satire als Propagandamedium
- Satire im Nationalsozialismus
- Satire und Exil
- Satire im Kalten Krieg
- Satire in sozialistischen Ländern
Weitere Themenvorschläge sind willkommen.
Die Vorträge sind auf ca. 20 Minuten angesetzt und werden anschließend im Plenum diskutiert. Die Konferenzsprachen sind Deutsch oder Englisch (es gibt keine Live-Übersetzung). Referenten erhalten den Festival-Katalog sowie eine Kongress-Akkreditierung, die auch zum Besuch der Kinoveranstaltungen vom 20.-24.11. berechtigt.
Auswärtige Referenten können in der Regel mit einem Reisekostenzuschuss unterstützt werden.
Im Anschluss an den Kongress werden die überarbeiteten Vorträge in einem Buch veröffentlicht, das im Herbst 2020 bei edition text+kritk erscheint. Die Referenten stimmen mit der Teilnahme am Kongress einer Veröffentlichung zu. (Abgabetermin der Texte 31.12.2019)
Gerne können Vorschläge für Vorträge in Form eines Abstracts (ca. 1500 Zeichen) inkl. einer Kurzbiografie bis zum 1. Juni 2019 an kongress@cinegraph.de geschickt werden.
Zur Vorbereitung auf Festival und Kongress findet vom 9. bis 12. Mai 2019 eine Sichtungsveranstaltung in Berlin statt. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Erika Wottrich (wottrich@cinegraph.de) oder Swenja Schiemann (schiemann@cinegraph.de).
XVI. cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes und der 32. Internationale Filmhistorische Kongress werden veranstaltet von CineGraph Hamburg und Bundesarchiv in Zusammenarbeit mit zahlreichen nationalen und internationalen Institutionen.
Quelle: www.cinegraph.de