Carte Blanche für Margarethe von Trotta im Deutschen Filmmuseum

Klassiker von François Truffaut, Alfred Hitchcock und Ingmar Bergman zeigt Margarethe von Trotta in ihrer Carte-Blanche-Filmreihe vom 02. bis 30. April im Deutschen Filmmuseum Frankfurt.

Mit der Wunschfilmreihe ehrt das Deutsche Filmmuseum die deutsche Filmregisseurin, die in vier Jahrzehnten beeindruckende Werke schuf, von "Die Bleierne Zeit" (1981) bis zu ihrem jüngsten Spielfilm "Hannah Arendt" (DE/FR/IL 2012), den sie am Donnerstag, 2. April, zum Auftakt der Reihe persönlich im Kino vorstellen wird.

Donnerstag, 2. April, 20:15 Uhr (Filmbeginn: ca. 20:50 Uhr)
"Hannah Arendt"
Deutschland/Frankreich/Israel 2012. R: Margarethe von Trotta
D: Barbara Sukowa, Axel Milberg, Julia Jentsch. 113 Min. 35mm

Vor dem Film spricht Urs Spörri (Deutsches Filminstitut) mit Margarethe von Trotta über ihre Filmauswahl zur Carte Blanche.

"Barbara Sukowa in der Rolle ihres Lebens", befand die Deutsche Film- und Medienbewertung über ihre Darstellung der Philosophin Hannah Arendt im Film von Margarethe von Trotta. Arendt, aus Deutschland in die USA emigrierte Jüdin, erhält darin den Auftrag, in Jerusalem den Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann für "The New Yorker" zu verfolgen. Ihre Beobachtungen zur "Banalität des Bösen" sorgen für Aufruhr in der jüdischen Gemeinde, enge Freunde wenden sich von ihr ab. Margarethe von Trottas "Hannah Arendt" wurde mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet.

Freitag, 3. April, 20:30 Uhr; Donnerstag, 9. April, 18 Uhr
"I Bambini Ci Guardano" Die Kinder beobachten uns
Italien 1944. R: Vittorio de Sica
D: Emilio Cigoli, Luciano De Ambrosis, Isa Pola. 85 Min. 35mm. OmeU

Die Familie des siebenjährigen Pricò zerfällt: Seine Mutter Nina hat einen Liebhaber, der Vater kann mit dem Verlassenwerden nicht umgehen. Als Nina wegen Pricò zurückkehrt und alle gemeinsam in den Urlaub fahren, ist der Familienfrieden nur scheinbar wiederhergestellt. Vittorio De Sica erzählt dieses als Wegweiser einer neorealistischen Kinoästhetik geltende Werk aus der Untersicht, aus der Sicht des Kindes. "I Bambini Ci Guardano" ist der erste Film, den Margarethe von Trotta im Kino gesehen hat.

Ostersonntag, 5. April, 18 Uhr
"Top Hat" Ich tanz mich in dein Herz hinein
USA 1935. R: Mark Sandrich. D: Fred Astaire, Ginger Rogers, Edward Everett Horton. 101 Min. 35mm. DF

"Top Hat" enthält alle Elemente, die die gemeinsamen Filmarbeiten von Fred Astaire und Ginger Rogers auszeichnen: eine romantische Geschichte mit Verwechslungs- und Situationskomik, die die Hauptfiguren von London nach Venedig führt, ein elaboriertes Setdesign sowie Tanz- und Gesangseinlagen. Ein wesentlicher Grund für den Erfolg des Films sind die von Irving Berlin komponierten Lieder, die mit Charme und Leichtigkeit überzeugen. Die Szene, in der Astaire und Rogers tanzend das Stück "Cheek to Cheek" vortragen, wurde in der Filmgeschichte später vielfach zitiert.

Freitag, 10. April, 20:30 Uhr; Sonntag, 12. April, 18 Uhr
"Vertigo" Aus dem Reich der Toten
USA 1958. R: Alfred Hitchcock D: James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes. 128 Min. DCP. OF

Der ehemalige Polizeibeamte Scottie Ferguson leidet unter Schuldgefühlen und Höhenangst, seit sein Kollege bei dem Versuch, Scottie zu retten, von einem Dach stürzte und ums Leben kam. Eines Tages beauftragt ihn ein ehemaliger Schulfreund, seine selbstmordgefährdete Frau Madeleine zu beschatten, um einen Suizid zu verhindern. Als Madeleine in eine Bucht springt, gelingt es Scottie, sie zu retten. Er verliebt sich in sie, doch die junge Frau hütet ein finsteres Geheimnis. "Vertigo" gehört zu den zwei, drei besten Filmen Hitchcocks, und er ist derjenige, in dem er am meisten von sich preisgibt“, schrieb Roger Ebert von der "Chicago Sun-Times".

Donnerstag, 16. April, 18 Uhr; Freitag, 17. April, 20 Uhr
"Viskningar Och Rop" Schreie und Flüstern
Schweden 1972. R: Ingmar Bergman
D: Harriet Andersson, Liv Ullmann, Kari Sylwan. 91 Min. 35mm. OmU

Zwei Frauen reisen im Schweden des 18. Jahrhunderts zu ihrer todkranken Schwester. Doch sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie der Sterbenden keinen Rückhalt bieten können. Pauline Kael verglich die Bildkomposition mit Gemälden von Edvard Munch, François Truffaut nannte den Film ein "Meisterwerk".

Sonntag, 19. April, 20:30 Uhr; Donnerstag, 23. April, 18 Uhr
"Wanda"
USA 1970. R: Barbara Loden, Michael Higgins. 102 Min. 35mm. OF

Wanda kommt zu spät zum Scheidungstermin, das Sorgerecht für die Kinder wird dem Vater zugesprochen. Auch ihre Arbeitssuche bleibt erfolglos, bis sie sich durch Zufall einem Bankräuber anschließt. Barbara Lodens Werdegang imponiert Margarethe von Trotta und inspirierte sie: Wie von Trotta begann Loden als Schauspielerin und realisierte mit "Wanda" ihre erste Regiearbeit.

Dienstag, 21. April, 20 Uhr
"Andrej Rubljow"
Sowjetunion 1966. R: Andrej Tarkowskij
D: Anatolij Solonitcyn, Ivan Lapikov, Nikolaj Grinko. 182 Min. Blu-ray. OmU

Andrej Tarkovskijs monumentales Meisterwerk über den Ikonenmaler Andrej Rubljow zeigt das fatale Verhältnis der Kunst zu Macht, Gesellschaft und Politik. Rubljow zieht mit seinen Getreuen von Ort zu Ort und wird Zeuge unvorstellbarer Gräuel. Er unterwirft sich einem Schweigegelübde.

Mittwoch, 22. April, 20:30 Uhr
"La Peau Douce" Die süße Haut
Frankreich 1964. R: François Truffaut D: Jean Desailly, Françoise Dorléac, Nelly Benedetti. 113 Min. Blu-ray. OmU

Pierre Lachenay ist Schriftsteller und führt mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter das Leben einer Bilderbuchfamilie. Auf einer Geschäftsreise lernt Pierre die Stewardess Nicole kennen und beginnt eine Affäre, die er fortan kunstvoll vor seiner Ehefrau verbirgt. Nach einiger Zeit beginnen beide Beziehungen zu zerfallen – mit fatalen Folgen. François Truffaut inszeniert die auf einer realen Begebenheit basierende Liebesgeschichte wie einen Kriminalfilm, der mit seinen brillanten Schwarzweiß-Bildern und dem fugenlosen Schnitt seinem Vorbild Alfred Hitchcock in nichts nachsteht.

Donnerstag, 30. April, 18 Uhr
"Die Mörder sind unter uns"
Deutschland 1946. R: Wolfgang Staudte
D: Hildegard Knef, Ernst Wilhelm Borchert, Elly Burgmer. 87 Min. 35mm

Berlin im Frühjahr 1945. Der Chirurg Dr. Mertens kehrt körperlich unversehrt, doch innerlich von Bildern des Grauens gequält, aus dem Krieg heim. Er trifft auf Susanne Wallner, deren Vater von den Nazis ermordet wurde. Sie selbst hat das KZ überlebt und möchte ihren Lebenswillen auf den depressiven Mertens übertragen. Als dieser zufällig seinem früheren Hauptmann begegnet, der Verbrechen an der Zivilbevölkerung begangen hat, steigt in Mertens der Drang nach Selbstjustiz auf. Staudtes "Die Mörder sind unter uns" ist der erste deutsche Nachkriegsfilm und sucht eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Schuld und Gewissen.

Quelle: www.deutsches-filmmuseum.de