Am vergangenen Samstag wurden der 35. Max Ophüls Preis vergeben. Großer Gewinner des Filmfestivals ist dabei Jakob Lass, der für "Love Steaks" den mit 36.000 Euro dotierten Max Ophüls Preis erhielt.
"'Love Steaks' ist nicht nur ein Film, sondern vielmehr ein Geschenk an die Zuschauer, das nur so strotzt vor Kraft, Spielfreude, Farben und Liebe und einmal mehr zeigt, wozu Kino in der Lage ist.", so die Begründung der Jury, bestehend aus Corinna Glaus, Maria Köpf, Rainer Frimmel, Götz Otto und Ronald Zehrfeld.
Nico Sommers "Familienfieber" erhielt den Preis der Saarländischen Ministerpräsidentin. Der Film thematisiert die Ehekrise von Uwe und Maja: Als Maja eine Affäre mit Stefan beginnt, der zufälligerweise der Vater von ihrem zukünftigen Schwiegersohn ist, droht eine Familienkrise. Dabei wird die Frage aufgeworfen, inwiefern das Ideal der Familie mit den Schwächen und Bedürfnissen des Individuums vereinbar ist. Nach Meinung der Jury wird diese Frage im Film "von wunderbaren Schauspielern und einer sehr einfühlsamen Regie sinnlich und humorvoll erlebbar gemacht.".
Gleich zwei Preise konnte Isabell Šuba für "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" entgegennehmen. Darin verarbeitet Šuba ihre Erfahrungen beim Filmfest in Cannes: Kein einziger Film von einer Frau läuft im Wettbewerb. Hinzu kommt ihr chauvinistischer Produzent David, der die Oberflächlichkeit des Filmbusiness verkörpert. "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" fragt nach neuen (weiblichen) Vorbildern – und das auf eine unkonventionelle, spielerische Art und Weise, wofür der Film mit dem Preis für den gesellschaftlich relevanten Film ausgezeichnet wird.
Auch der Preis der Jugendjury ging an "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste". Besonders gelobt wurden die Authentizität und der rebellische Charakter des Films. Entstanden sei hiermit ein Film, "der ein unschlagbares Argument gegen jeden ist, der immer noch der Meinung ist, Frauen könnten keine guten Filme machen. Dieser Film hat uns schlichtweg begeistert!", so die Jurybegründung.
Den Fritz-Raff-Drehbuchpreis erhielt die schweizerische Produktion "Sitting next to Zoe", in dem die Autorinnen Stefanie Veith und Ivana Lalovic humorvoll, authentisch und emotional von einer Mädchen-Freundschaft erzählen – im Mittelpunkt stehen die erste Liebe und das Erwachsenwerden. Besonders beeindruckt hat die Jury "die lebensnahe, wahrhaftige Entwicklung zweier glaubwürdiger, facettenreicher Charaktere, deren Gefühle uns nahe gehen und deren Schlagfertigkeit bezaubert.".
Der Publikumspreis für einen abendfüllenden Spielfilm ging an die österreichische Produktion "High Performance" von Johanna Moder.
Il Kangs "Seme – schlage nicht um zu gewinnen. Gewinne, dann schlage" erhielt den Interfilm Preis. Gelobt wurde dabei insbesondere, dass der Film auf die Untertitelung der koreanisch gesprochenen Passagen verzichtet: "Die Zuschauer erfahren Fremdheit, die Verständigung nicht ausschließt".
Der Preis für die Beste Nachwuchsdarstellerin ging an Liv Lisa Fries für "Und morgen Mittag bin ich tot". Als todkranke Lea nimmt Liv Lisa Fries den Zuschauer mit auf eine emotionale Reise. Beide erleben dabei ein Wechselbad der Gefühle, bei denen nicht nur Lea leidet: "Und wenn sie die Symptome ihrer Krankheit spielt, dann leidet der Zuschauer körperlich mit. Das ist glaubwürdig und anrührend, und die Geschichte ihrer Figur bleibt deshalb auch lange im Kopf.", so die Begründung der Jury.
Für seine Rolle als Hajo in "Sunny" wurde Vincent Krüger mit als bester Nachwuchsaussteller ausgezeichnet. Krüger spielt dabei einen neunzehnjährigen Vater, der sein aggressives Leben von Grund auf ändern muss. Die Jury ist sich einig, dass Vincent Krüger in "Sunny" jede Nuance, jede Regung, jedes Zweifeln aber auch jeden zärtlichen Akt, zu dem Hajo fähig ist zeige.
"Wo wir sind" von Ilker Çatak erhielt den Kurzfilmpreis. Der Film behandelt eine Mutter-Tochter-Beziehung, welche sich gleichermaßen berührend wie zerstörerisch gestaltet: aufgrund ihrer Heroinabhängigkeit hat Christina das Sorgerecht ihrer Tochter verloren, weshalb sie ihr Kind kurzerhand entführt, um neu anzufangen. Die Jury, bestehend aus Franziska Weisz, Martin Heisler und Stefan Kornatz, begründet: "'Wo wir sind' versteht es, eine starke Grundsituation gekonnt zu nutzen, um mit zwei beeindruckenden Schauspielerinnen ein feinsinniges Drama intelligent und äußerst nah an den Figuren zu erzählen.".
Der Kurzfilm "Rote Flecken" von Magdalena Lauritsch aus Österreich wurde lobend erwähnt: Insbesondere die Spontaneität und Konsequenz, in der eine Situation in Lebensgröße erzählt wird, überzeugte die Jury.
Der Publikumspreis für den Mittellangen Film ging an "Besuch im Wald" von David Gruschka mit Katharina Thalbach in der Hauptrolle. Levin Hübners "Alter Egon", ein Film, der eine Vater-Sohn Beziehung thematisiert, erhielt den Publikumspreis für den Kurzfilm.
Als bester Dokumentarfilm wurde "Earth's Golden Playground" von Andreas Horvath ausgezeichnet. Die österreichisch-kanadische Koproduktion macht die Dimensionen der Natur, vor allem der Zeit, für die Menschheit erfahrbar. Vor allem der Umgang mit der Erde wird dabei thematisiert. Lobende Erwähnung von der Jury erhielt der schweizerische Dokumentarfilm "Neuland" von Anna Thommen.
Den Förderpreis der DEFA-Stiftung ging an den Film "Journey to Jah" von Noël Dernesch und Moritz Springer. Insbesondere die Frage nach Werten und Identität in einer Gesellschaft, die unter politischer Gewalt, Armut und Verbrechen leidet, beleuchtet der Film intensiv – und gibt dabei auch eine eigene und doch universelle Antwort. Dies war laut Jury ein ausschlagebener Grund, den Film auszuzeichnen.
Weitere Informationen: www.max-ophuels-preis.de