Insgesamt sieben Kamerafrauen und -männer und vier Editoren sind am Samstag in Köln für ihre herausragenden Leistungen in Bildgestaltung und Schnitt mit dem Deutschen Kamerapreis geehrt worden.
Im Jubiläumsjahr erhielt der polnische Kameramann Slawomir Idziak den Ehrenpreis des Kuratoriums. Prominente Laudatoren wie Detlev Buck, Barbara Hahlweg und Udo Lielischkies würdigten die Preisträger der renommierten Auszeichnung. Katty Salié und Jörg Thadeusz moderierten die feierliche Gala, die in mehreren Fernsehprogrammen übertragen wird. WDR-Intendant Tom Buhrow eröffnete die Veranstaltung: "Für unsere außergewöhnlichen Filme, für unsere aufdeckenden Storys, für unsere starken Inhalte brauchen wir starke Bilder. Der Deutsche Kamerapreis ehrt zum 25. Mal die Menschen, die diese Bilder schaffen, sie montieren und zu intensiven Geschichten formen. Dabei geht es auch um eine gestalterische, klar erkennbare öffentlich-rechtliche Haltung und Bildsprache. Wir würdigen und fördern heute die Künstlerinnen und Künstler, die sonst nicht so sehr im Rampenlicht stehen, die uns Zuschauer aber immer wieder auf's Neue begeistern."
"Mit Slawomir Idziak ehrt der Deutsche Kamerapreis einen Bildgestalter, der das europäische Kino der Gegenwart maßgeblich geprägt hat", so die Begründung des Kuratoriums. Er sei ein Meister der Bewegung, der seinen Stil in "Black Hawk Down" auf die Spitze getrieben habe. Neben der Kameraarbeit für Ridley Scotts Hollywoodfilm, die ihm eine Oscar-Nominierung eintrug, zählen unter anderem Detlev Bucks "Männerpension" (1995) und David Yates‘ "Harry Potter und der Orden des Phönix" (2007) zu Idziaks Publikumserfolgen. Zu seinen letzten Filmen gehören "Die Vermessung der Welt" (2012), den das WDR Fernsehen am 8. August um 21.45 Uhr ausstrahlt, sowie Natalie Portmanns Regiedebut "A Tale of Love and Darkness".
Die hochkarätig besetzte Jury unter dem Vorsitz von Gernot Roll hat mehr als 400 eingereichte Produktionen des 25. Deutschen Kamerapreises gesichtet und bewertet. Die Auszeichnung Beste Kamera in der Kategorie Kinospielfilm ging an Nikolaus Summerer für "Who am I – Kein System ist sicher": Als Außenseiter Benjamin eine Hackergruppe mit gleichgesinnten gründet, findet er die nötige Selbstbestätigung. Aus dem anfänglichen Spaß wird bitterer Ernst, als er ins Visier des BKA und von Europol gerät. Für die Jury spiele die Kamera mit der ganzen Bandbreite visueller Möglichkeiten: "Mit choreografischer Eleganz zieht Nikolaus Summerer alle Register seiner Kunst und macht die Kamera zu einem aktiven Element auf allen Erzählebenen."
In der Kategorie Fernsehfilm/Dokudrama wurde Ralf Noack für seine Bildgestaltung in "Der Metzger muss nachsitzen" ausgezeichnet. In der Krimikomödien-Reihe wird ein verschrobener Restaurator unfreiwillig zum Detektiv. Für die Jury eine Arbeit, in der nichts ist "'wie man es sonst so macht'. Die Absurdität der Geschichte spiegelt sich in der Bildgestaltung von Kameramann Ralf Noack." Aleksander Duraj erhielt den Preis für die Beste Kamera in der Kategorie Dokumentarfilm/Dokumentation: In "The Queen of Silence" gelinge es Duraj, durch atmosphärisch dichte Bilder eine visuelle Authentizität zu erzeugen und so einen intensiven Einblick in das Leben gesellschaftlicher Randgruppen zu evozieren, so die Jury. In der Dokumentation fristet die zehnjährige taube Denisa als Roma ein trostloses Dasein. Ein Hörgerät und Bollywood-Filme eröffnen ihr ganz neue, traumhaft schöne Welten, selbst als die illegale Siedlung, in der sie lebt, zwangsgeräumt wird. Auch die Editoren Thomas Ernst und Hansjörg Weißbrich erhielten für "The Queen of Silence" die begehrte Auszeichnung für den Schnitt. Laut Jury ermöglicht "die kluge und durchdachte Montage dem Zuschauer einen unverstellten Blick und emphatischen Zugang zu den Welten der außergewöhnlichen Protagonistin."
In der diesjährigen Wechselkategorie Krisenberichterstattung wurde Ivan Lyubysh-Kirdey ausgezeichnet. Das Team der ARD/WDR-"Weltspiegel"-Reportage "Flucht aus Ilowajsk" begleitet ein ukrainisches Freiwilligen-Bataillon, das durch eine Verlegung direkt an die Front gerät. In Ilowajsk wird das ARD-Team von ukrainischen Separatisten und russischen Verbänden angegriffen und dreht vier Tage unter Lebensgefahr. In ihrer Begründung hob die Jury hervor, dass der Kameramann es verstand, nicht nur die Action zu drehen, "[...] sondern sich auf die Reaktion der Menschen zu konzentrieren. [...] Unter höchster physischer und psychologischer Belastung hat er perfekt die Stimmung eingefangen und Nähe zu den Menschen hergestellt."
In "Sweetheart" kämpft ein Mädchen nach dem Absturz eines mysteriösen Asteroiden um das nackte Überleben. Die Jury zeichnet Jalaludin Trautmann für seine Arbeit in diesem "grandiosen Stück Kino des Endzeit- und Zombiegenres" in der Kategorie Kurzfilm aus und befindet: "Meisterhaft bedient er die Genreregeln und organisiert die enorme Spannung mit variantenreichen Gestaltungselementen."
Den Preis für die Beste Kamera in der Kategorie Journalistische Kurzformate nahm Kameramann Michael Habermehl für "Faszination Mini-Erde" entgegen. Darin unternimmt er eine außergewöhnliche Reise in das Hamburger Miniatur Wunderland. Habermehl schaffe "mit präzisen, atemberaubenden Kamerafahrten, sensationellem Timing und sicherem Gespür für die Situationen [...] eine perfekte Illusion."
Bei den Kurzformaten zeichnete die Jury Jan Ruschke für seinen Schnitt in dem Kurzfilm "Sadakat" aus. Während der Proteste in Istanbul im Jahr 2014 nimmt ein Ehepaar einen gesuchten Aktivisten auf und gerät so ebenfalls ins Visier der Polizei. Während die Ehefrau den Gesuchten jedoch weiterhin schützen will, wird ihr Ehemann hinter ihrem Rücken zum Erfüllungsgehilfen der Polizei. "Jan Ruschke schafft es durch seine gelungene Montage, den Konflikt der Protagonisten spannungsvoll und stringent aufzuzeigen", so die Jury.
Die von der Film- und Medienstiftung NRW und Panasonic gestifteten und mit jeweils 5.000 Euro dotierten Nachwuchspreise gingen in diesem Jahr an Kamerafrau Martina Di Lorenzo für die Bildgestaltung im Kurzfilm "Alter Egon" und an den Editor Andreas Pakull für den Kurzfilm "Anti Cupido". Pakull schrieb dabei auch das Drehbuch und führte selbst Regie.
Ein Zusammenschnitt der Verleihung des Deutschen Kamerapreises 2015 ist zu sehen:
WDR Fernsehen: Montag, 22.6.2015, 23.30 – 1.00 Uhr
BR Fernsehen: Montag, 22.6.2015, 23.40 – 1.10 Uhr
NDR Fernsehen: Freitag, 26.6.2015, 0.30 – 2.00 Uhr
Einsfestival: Sonntag, 28.6.2015, 9.00 – 10.30 Uhr
SWR Fernsehen: Sonntag, 5.7.2015, 9.45 – 11.15 Uhr
Quelle: Deutscher Kamerapreis